Ethik bedeutet nicht Rendite-Verzicht

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Seit Juli ist Michael Martinek Vorstandsvorsitzender des Bankhauses Schelhammer & Schattera. Der diplomierte Betriebswirt, der zuvor für die Creditanstalt, den Sparkassensektor sowie in der Hypo Niederösterreich tätig war, über Ethik in der Geldanlage und in der Geschäftsführung von Banken.

Die Furche: Ihr Bankhaus ist auf Nachhaltigkeit und ethische Investments spezialisiert. Das heißt was?

Michael Martinek: Unsere Fonds investieren nur in Unternehmen, die Ethik-Kriterien erfüllen: Keine Kinderarbeit, keine Beteiligung an Rüstungsindustrie und an Kernkraftwerken, Einhaltung der Schutzbestimmungen der Internationalen Arbeitsorganisation ...

Die Furche: Das gilt auch für Staatsanleihen?

Martinek: Dann ist zu prüfen, ob die Staaten die auf sie zutreffenden Kriterien erfüllen. Die Bischofskonferenz und unsere Bank, die mehrheitlich im Eigentum kirchlicher Institutionen steht, haben einen Kriterienkatalog auch für Staatsanleihen erstellt, an dem sich unsere Fonds orientieren. Dieser enthält Ausschlusskriterien wie etwa die Verletzung von Menschenrechten oder die Todesstrafe. Die für Entscheidungen erforderlichen Unterlagen erhalten wir von einer Firma, die sich darauf spezialisiert, die Geschäftsberichte analysiert, Informationen sammelt und recherchiert.

Die Furche: Vermutungen lauten, Ethik-Fonds seien nicht besonders rentabel.

Martinek: Diese Behauptungen stimmen nicht. Das ist ein Irrglaube. Ethik und Nachhaltigkeit in der Veranlagung bedeuten nicht Verzicht auf Rendite. Ein Investor mit einem ethisch veranlagten Portfolio erhält die gleichen, teils bessere Renditen wie bei anderen Fonds. Und das nachhaltig. Wir bieten zudem seit dem Frühjahr ein Ethik-Sparbuch an, denn die Anzahl der Interessenten für Wertpapiere ist beschränkt.

Die Furche: Braucht es angesichts der Finanzkrise neue Ethik-Regeln für das Management?

Martinek: Ich sehe weniger Bedarf nach neuen Regeln als nach einem tatsächlichen Handeln, das sich an die bereits geltenden Regeln hält.

Die Furche: Gehören Aktienkauf auf Kredit und Spekulation verboten?

Martinek: Ich bin kein großer Freund gänzlicher Verbote, aber die Geschäfte müssen stets in einem Verhältnis zur Risikotragefähigkeit stehen. Eine wesentliche Funktion der Banken ist, der Realwirtschaft zu dienen. Manche haben sich zu sehr davon abgekoppelt. Der mit Spekulation aufgeblasene Geldkreislauf hat mit der Realwirtschaft kaum etwas zu tun. Aber es ist ein vernetztes System: Wenn die Finanzwirtschaft in Probleme kommt, schlittert die Realwirtschaft fast zwangsläufig mit hinein.

Die Furche: Was tun bei problematischen Geschäften?

Martinek: Unter anderem für Transparenz sorgen. Manche Geschäfte sind so komplex, dass man die Risiken nur schwer erkennen kann. Das bedeutet, Finger weg von Produkten, die man nicht durchblicken kann.

* Das Gespräch führte Claus Reitan |

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