"Etwas zurückgeben“

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Serie Teil III. Wie sehr fühlen sich Österreichs Unternehmer der Gesellschaft verpflichtet? Eine Studie gibt teils überraschende Antworten.

Als Joseph A. Schumperter 1911 über die Funktion des Unternehmers in der Gesellschaft sprach, hatte er einzig das Streben der Gesellschaft und Wirtschaft nach Wachstum im Blick. Er stellte den Entrepreneur als den "personifizierten Wagemut“ vor, jenen Teil der Gesellschaft, der die Zukunft auf eigenes Risiko errichte und verantworte. Kapitalismus ist nach Schumpeter Unordnung, die fortwährend durch innovative Unternehmer mit neuen Ideen in den Markt getragen wird. Aus dieser Unordnung entstehen Fortschritt und Wachstum. So gesehen ist der Unternehmer das ordnende Element im Chaos und gleichzeitig sein Motor, und, so Schumpeter, "ein Held“. Mit dieser Theorie hat der österreichische Ökonom weltweit Furore gemacht - vor allem aber die gesellschaftliche Stellung des Unternehmers gestärkt.

Seither hat sich das Bild gewandelt. Zunächst, weil der Unternehmer nicht bloß als Teil der Wirtschaft gesehen wird und als ökonomischer "Held“, sondern vermehrt als ein sozialer Faktor und eingebettet in das Gemeinwesen - mit entsprechenden Verpflichtungen. Zweitens, weil die Finanzmärkte - eigentlich dazu geschaffen, die Unternehmen mit Geld zu versorgen - ebenso wie global agierende Banken ihre dem realwirtschaftlichen Kreislauf dienende Funktion eingeschränkt haben und sich auf die - höhere Renditen versprechenden - Kapitalmärkte konzentrieren.

Die Unternehmenslandschaft selbst hat sich ebenfalls gewandelt und zwar einerseits zu größeren Einheiten und international agierenden Konzernen, andererseits zu einer dienstleistungsorientierten Firmenlandschaft mit vielen Klein- und Kleinstunternehmen. Doch was tun die Unternehmer heute für Österreich? Hier ist ihr Leistungsnachweis:

Derzeit gibt es 450.000 Unternehmen in Österreich, zum überwiegenden Teil sind es Kleine und Mittlere Unternehmen (KMUs) mit bis zu 250 Mitarbeitern. Insgesamt fanden in der gewerblichen Wirtschaft über 2,5 Millionen unselbständig Beschäftigte Arbeit. 60 Prozent davon in KMUs. Die Lohn- und Gehaltszahlungen betrugen 2012 rund 105 Milliarden Euro.

Österreichs Unternehmer zahlen alleine 13 Milliarden Euro an einkommensbezogenen Steuern. Dazu kommen noch 21 Milliarden Euro an Sozialbeiträgen, davon alleine 12 Milliarden zur Pensionsversicherung.

Und darüber hinaus? Wie gehen die Unternehmer mit ihrer Rolle in der Gesellschaft um - und wie ist ihr Selbstbild als Teil der Gesellschaft? Das zeigt sich vor allem in einem Bereich, in dem der Unternehmer mehr als anderswo in die breite Gesellschaft hinauswirkt - dem Bereich Soziale Verantwortung, das heute großteils mit Corporate Social Responsibility übersetzt wird. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), hat dazu eine breit angelegte Studie erstellt, die sich mit allen Facetten der CSR und der Beziehung der Unternehmer zu ihr auseinandersetzt.

Steigende CSR-Aktivitäten

Befragt wurden österreichweit Unternehmen mit insgesamt 59.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von insgesamt mehr als 10 Milliarden Euro. Die Studie ergab, dass sich 68,2 Prozent der Befragten als "sozial aktiv“ sahen und dass "Engagement in der Gesellschaft“ bei 90,5 Prozent der Befragten einer "persönlichen und selbstverständlichen Werthaltung“ entspricht. 83,6 Prozent betrachteten das auch im Sinne des Eigeninteresses als eine Vertrauen schaffende Maßnahme zu Mitarbeitern, Partnern, Lieferanten und Kunden. 75,5 Prozent der Befragten gaben hingegen an, "der Gesellschaft etwas zurückgeben“ und damit "einen Beitrag zur positiven gesellschaftlichen Entwicklung“ leisten zu wollen.

Rund 70 Prozent sehen Hilfe für sozial Schwache und Hilfeleistung in Krisen- und Notfällen als Zielsetzung des Unternehmens. In 53 Prozent der Unternehmen liegt die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung im Bereich des Unternehmers oder der Geschäftsführung, immerhin rund 9 Prozent geben an, dafür eine eigene Abteilung eingerichtet zu haben. Das Fazit der Studie: Jährlich werden von Österreichs Unternehmen inklusive Folgeeffekten 2,5 Milliarden Euro in CSR investiert. Auch der CSR-Bereich als Arbeitsplatzsektor wird zunehmend interessant. Rund 17.500 Jobs hängen direkt oder indirekt von dieser Wirtschaftsaktivität ab. Tendenz steigend.

Diese Seite entstand in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich.

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