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Export und Binnenmarkt

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Wie die offiziellen Ausweisungen zeigen, hat sich auch im Jahre 1959 der Export von Holz und Holzprodukten als einer der wichtigsten Pfeiler der österreichischen Handelsbilanz erwiesen. Auf Grund der Zahlen des Statistischen Zentralamtes erbrachte die Ausfuhr von Holz und Holzwaren 3.828,078.000 S, während der Export von Papier und Papierwaren, einschließlich Papierzeug und Faserplatten, mit 2.166,592.000 S ausgewiesen wird. Der Gegenwert der Ausfuhr der vorstehenden Warengruppen ergab somit im Jahre 1959 Deviseneingänge von rund sechs Milliarden Schilling, das sind zirka 24 Prozent des Wertes der österreichischen Gesamtausfuhr. Mengenmäßig ist der Anteil mit rund 42 Prozent noch höher. Die meisten wichtigsten Positionen zeigen quantitative Erhöhungen gegenüber dem Jahre 1958 auf, das bekanntlich durch eine wirtschaftliche Rezession auf dem Weltmarkt gekennzeichnet war. Hinsichtlich der Erlöse sind vor allem Erhöhungen beim Export von Holz und Holzwaren zu verzeichnen, die 5,24 Prozent betragen. Die Erlöse der Ausfuhr von Papier, Papierwaren und Faserplatten erreichen ungefähr die Vorjahrshöhe.

Ein Vergleich mit den letzten drei Jahren ergibt, daß das Gesamtergebnis des Exportes von Holz und Holzprodukten, einschließlich Papier, keine Rückschläge aufweist und daß die Befürchtungen, die zu Beginn des Jahres 1959 vielfach geäußert wurden, unbegründet waren.

Eine nähere Prüfung der unter „Holz und Holzwaren“ zusammengefaßten einzelnen Posten führt zu folgenden Feststellungen:

• Die Rohholzausfuhren sind, soweit es sich um Nutzholz handelt, unbedeutend gestiegen.

• Die Brennholzexporte, vor allem die Spreißelholzexporte, sind zurückgegangen.

• Die Schnittholzexporte haben sich gegenüber dem Vorjahr um rund vier Prozent erhöht.

• Die Ausfuhr von Holzwaren, also hauptsächlich von Fertigwaren, hat sich von rund 220 Millionen Schilling im Jahre 1958 auf rund 346 Millionen Schilling im Jahre 1959 erhöht.

Gemessen an den hohen Ausfuhren von Haibund Fertigfabrikaten (Schnittholz, Bauholz, Papier und Papierwaren, Faserplatten und Holz waren usw.) ist der wertmäßige Anteil des Roh holzexports verhältnismäßig gering. Das ist ii erster Linie auf die seit dem zweiten Weltkrieg bestehende Reglementierung des Rohholzexports welche die Aüsfuhrkontingente in bestimmtet Grenzen hält, zurückzuführen. Die Einführunj dieser Exportbeschränkungen wurde seinerzei mit der Notwendigkeit begründet, im Interessf einer ausreichenden Beschäftigung der inländi sehen holzbearbeitenden und -verarbeitender Industrie den Abfluß des vom Ausland sehr begehrten Rohholzes einzuschränken.

Im Zuge der fortschreitenden Integratior wird allerdings die österreichische Holzexportbewirtschaftung seit Jahren bei zwischenstaatlichen Verhandlungen immer wieder zur Diskussion gestellt. Die Auffassungen in der vorstehenden Frage sind begreiflicherweise verschieden. Wenn den Kritikern der Restriktionspolitik entgegengehalten wird, daß die protek-tionistischen Zölle, die von verschiedenen Abnehmerländern auf Holzhalbwaren und -fertigwaren eingehoben werden, das stärkste Hindernis für eine Lockerung des Rohholzausfuhrregimes darstellen, so hat diese Argumentation, die sich auf Erfahrungen der Vorkriegsjahre, aber auch der Nachkriegszeit stützt, zweifellos viel für sich. Solange das Ausland für bestimmte Holzhalbwaren und -fertigwaren Zölle von 20 bis 50 Prozent einhebt, sind normale Wettbewerbsverhältnisse, welche die Voraussetzung für die Aufhebung der Reglementierung der Rohstoffausfuhr bilden, eben nichl gegeben.

Es kann mit Befriedigung festgestellt werden daß in dieser wichtigen Frage die Haltung der Berufsvertretungen der österreichischen Forst-und Holzwirtschaft bisher einheitlich war. Mar steht nach wie vor auf dem Standpunkt, daß der inländische Holzanfall in erster Linie der ausreichenden Versorgung der inländischen Industrie zu dienen hat. Anderseits ist man sich aber darüber im klaren, daß die totale Beseitigung der Zölle, die im OECE-Raum im Laufe der nächsten Jahre zu erwarten ist, und die damit verbundene völlige Integration des europäischen Wirtschaftsraumes das Ende der Holzbewirtschaftung und damit auch der Ausfuhrverbote automatisch nach sich ziehen wird.

Im übrigen wurde vor einigen Monaten zwischen der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs und der Vereinigung österreichischer Papierindustrieller ein Abkommen geschlossen, das unter Anerkennung des Grundsatzes einer ausreichenden Holzversorgung dieser Industrie gewisse Erleichterungen der Rohholzausfuhr, insbesondere durch Einführung der sogenannten Globallizenzierung, vorsieht. Die Ausfuhrlizenzen für Rohholz, die bisher nur für e i n Abnehmerland gültig waren, sollen in Hinkunft zur Ausfuhr nach mehreren Staaten berechtigen, was zweifellos für die am Export interessierten Unternehmungen gewisse Vorteile bietet.

Im übrigen muß im Zusammenhang mit der Rohholzversorgung der inländischen Industrie auf die steigenden Rohholzimporte aus den Ostländern und Jugoslawien hingewiesen werden. Laut Statistik des Bundesholzwirtschafts-rates sind allein die Schleifholzeinfuhren im Jahre 1959 von 86.005 Festmetern im Vorjahr auf 105.842 Festmeter angestiegen, während die Laubrundholzimporte aus der östlichen und westlichen Hemisphäre eine Erhöhung von 14.000 Festmetern auf 41.520 Festmeter verzeichneten. Die Entwicklung der letzten Zeit weist auf weitere starke Zunahmen dieser Importe hin. Es ist anzunehmen, daß die Möglichkeiten, welche der Osten vor allem für den Bezug von Schwachholz bzw. Schleifholz bietet, in Hinkunft auch von österreichischer Seite in gleicher Weise, wie dies durch andere europäische Länder geschieht, genützt werden.

Der Rückgang der Brennholz- und Spreißelholzexporte ist in erster Linie auf die stärkere inländische Nachfrage zurückzuführen, die es mit sich bringt, daß aus den Brennholzanfällen in weitestgehendem Maße Holz, das für die industrielle Verarbeitung geeignet ist, aussortiert wird, ein Vorgang, der vom holzwirtschaftlichen Standpunkt aus in jeder Hinsicht zu begrüßen ist. Vor allem ist es aber erfreulich, festzustellen, daß die fortschreitende Verbesserung der technischen Einrichtung die Industrie in die Lage setzt, die bei den Sägewerken in großen Mengen anfallenden Spreißel in immer stärkerem Maße zu verarbeiten. Aus Veröffentlichungen, die vor kurzem erfolgt sind, geht hervor, daß die österreichische Papier- und Zelluloseindustrie im Vorjahr rund 660.000 Festmeter Spreißel verarbeitet hat. Es konnte somit mehr als ein Fünftel des Rohholzbedarfes der österreichischen Papierindustrie durch dieses Abfallprodukt gedeckt werden. Die außerordentliche Bedeutung dieser Entwicklung für unsere Holzwirtschaft läßt sich ermessen, wenn man sich vor Augen hält, daß die Spreißel noch vor dem Krieg ein Abfallprodukt darstellten, dessen Verwertung unlösbare Probleme aufwarf. Heute tragen die Spreißel in wesentlichem Umfang dazu bei, die Rohstoffversorgungslücke einer tark exportorientierten Industrie zu schließen.

Mengen- und wertmäßig steht auch weiterhin das Nadelschnittholz in unserer Holz-kandelsbilanz an erster Stelle. Die rund 1,205.000 Kubikmeter, die im Jahre 1959 zur Ausfuhr gelangten, dürften unter Zugrundelegung der Weltmarktpreise einen Wert von nnähernd drei Milliarden Schilling repräsentieren, das sind rund zwölf Prozent der österreichischen Gesamtausfuhr.

Die Stellung Österreichs als eines der wichtigsten Exportländer der Welt für Nadelschnittholz hat sich im Jahre 1959 auf einigen wichtigen Märkten gefestigt. Das gilt vor allem für Italien, das im Vorjahr mehr als 80 Prozent seiner Nadelschnittholzeinfuhren aus Österreich herleitete, wobei diese Importe rund 52 Prozent der gesamten österreichischen Nadelschnittholzausfuhr darstellen. Die Deutsche Bundesrepublik ist — trotz eines gewissen Rückganges ihrer Holzeinkäufe in Österreich — im Jahre 1959 mit 29 Prozent am gesamten österreichischen Nadelschnittholzexport beteiligt gewesen. Somit haben diese beiden benachbarten und transportgünstig gelegenen Länder rund 81 Prozent des österreichischen Schnittholzexportes aufgenommen. Demgegenüber sind allerdings traditionelle Abnehmerländer, wie insbesondere Frankreich, Holland und Griechenland, stark zurückgefallen. Bei den übrigen Absatzrelationen sind vor allem das Transitgeschäft über Triest und der Export nach Ungarn, der erstmals seit vielen Jahren die 100.000-Kubik-meter-Grenze überschritten hat, zu erwähnen.

Wenn man sich weiter vor Augen hält, daß rund 85 Prozent der gesamten österreichischen Schnittholzexporte in den EWG-Raum gehen, während die Länder der EFTA, der Österreich angehört, kaum zwei Prozent unserer Schnittholzüberschüsse aufnehmen, so ersieht man aus diesen wenigen Zahlen die Problematik unserer Stellung auf dem europäischen Holzmarkt, die durch die Holzlieferungen aus dem Osten, die in steigendem Umfang nach unseren Absatzmärkten erfolgen, keinesfalls vereinfacht wird. Dem an und für sich erfreulich hohen Volumen unserer Holzexporte nach den fceiden nahegelegenen großen Absatzgebieten steht die Tatsache gegenüber, daß wir damit von der Prosperität dieser beiden Märkte immer mehr abhängig werden. Daß mit einer solchen Entwicklung auch gewisse Gefahren verbunden sind, hat die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erwiesen. Es wird daher im Interesse der österreichischen Holzwirtschaft liegen, auch die übrigen europäischen Märkte, die sich im Laufe der letzten Jahre auf den Bezug nordischer und russischer Ware stärker eingestellt haben, entsprechend zu pflegen. Im übrigen zeigen die vorstehenden Zahlen die unwiderlegbare Tatsache auf, daß auch die Interessen der österreichischen Holzwirtschaft in entscheidender Weise auf den EWG-Raum ausgerichtet sind.

Sehr erfreulich ist die bedeutende Steigerung des Holzwarenexports, der sich in der Hauptsache auf Holzprodukte, die weitgehend veredelt sind, erstreckt. Die Ausweitung dieser Ausfuhren ist zum Teil auf die Verbesserung der technischen Einrichtungen unserer holzverarbeitenden Werke zurückzuführen. Zum anderen Teil verdanken wir aber die Steigerung dieser volkswirtschaftlich besonders wichtigen Exporte der zunehmenden Liberalisierung und dem Abbau der Importbeschränkungen in den meisten europäischen Ländern. Zweifellos sind auch hier die Voraussetzungen der Ausweitung dieser Ausfuhr durch die erfolgreiche Tätigkeit der OECE (Europäische Wirtschaftsorganisation) geschaffen worden, der es in einer selbst für Optimisten unwahrscheinlich kurzen Frist gelungen ist, die Integration durch den weitgehenden Abbau der quantitativen Importbeschränkungen und die Herbeiführung der Konvertibilität der Währungen voranzutreiben. Gerade die österreichische Holzwirtschaft, die nunmehr seit zwölf Jahren im Holzkomitee der OECE vertreten ist und dort Gelegenheit hat, an den Arbeiten zur Schaffung eines freien europäischen Holzmarktes teilzunehmen, hat allen Grund, auf die vorbildliche Arbeit dieser Organisation hinzuweisen, der es durch Beseitigung der wichtigsten Hemmnisse de? freien Warenverkehrs gelungen ist. den Wef für die für Österreich lebenswichtige Erhöhung der Ausfuhr von Holzhalb- und Holzfertigwaren zu erschließen.

Wenn im Zuge der fortschreitenden Libernli-sierting die damit verbundene unaufhaltsame Beseitigung der noch bestehenden Einfuhrbeschränkungen vor allem bei den mittleren und kleineren Betrieben Befürchtungen auslöst, die im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit der ausländischen Großbetriebe durchaus begreiflich sind, so zeigt die Tatsache der jüngsten Ausweitung unseres Fertigwarenexports, daß der freie Markt nicht nur Nachteile, sondern auch bedeutende Vorteile bieten kann.

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