Facharbeiter sind Wissensarbeiter

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Lehrlings-Regierungsbeauftragter Egon Blum fordert Qualifikationsmix.

Die Furche: Es wird immerzu von der Wissensgesellschaft gesprochen, aber ohne Facharbeiter scheint es auch nicht zu funktionieren.

Egon Blum: Mit den Ausdrücken wie Wissensgesellschaft oder Trend zu höherer Bildung müssen wir aufhören, wenn damit nur der schulische Bildungsweg gemeint ist. Der Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt sich beispielsweise zunächst mit der Erstellung von Ideen, doch das Ganze muss dann noch in vermarktbare Produkte umgesetzt werden. Dazu braucht es Fachkräfte, deren Gesamtqualifikation auch hochgradiges Wissen voraussetzt.

Die Furche: Dennoch scheinen die Akademikerquote und die Zahl der Maturanten wichtiger zu sein …

Blum: Wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen, werden oft nur diese Maßeinheiten verwendet. Doch um den Wohlstand zu erhalten, brauchen wir auch Arbeitsplätze. Und dazu bedarf es eines vernünftigen Qualifikationsmixes aus Theoriekompetenten und Praxiskompetenten.

Die Furche: Das heißt, das Image der Lehre muss aufpoliert werden?

Blum: Zunächst muss das Image der Facharbeiter aufgewertet werden. Heute ist ein Fachmann genauso ein Arbeiter wie ein Hilfsarbeiter, obwohl er vergleichsweise die gleichen anspruchsvollen Arbeiten erledigt wie ein Diplomingenieur. Um den Stellenwert der Facharbeiter richtigzustellen, müssen diese den gleichen gesellschaftlichen Status bekommen wie schulische Absolventen, d.h. Anstellung auch für Facharbeiter.

Die Furche: Was sagen Sie zu Sozialminister Buchinger, der nur noch "Mangelberufen" den Blum-Bonus geben will?

Blum: Zunächst spreche ich lieber vom "Blum-Betreuungsbonus", da die Firmen den erhöhten Betreuungsaufwand ersetzt bekommen. Ich verstehe Minister Buchinger so, dass er Berufe, die aus seiner Sicht zu den "Mangelberufen" zählen, noch mehr unterstützen möchte. Dass er als Sozialminister gewisse Berufe ausgrenzen will, könnte ich nicht nachvollziehen, da gerade jene, die sonst keinen Lehrplatz bekommen, zu seinem Interessensbereich zählen. Grundsätzlich ist der Bonus ein Erfolg, denn bisher wurden 14.000 zusätzliche Lehrstellen geschaffen.

Das Gespräch führte Thomas Meickl.

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