Fehlplanen statt Raum planen

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Wer mit der Badner Bahn vom Wiener Karlsplatz nach Baden fährt, der sieht vor allem eines: zerstörte Landschaft. Und auch wenn Niederösterreichs Landeshauptmann Pröll nicht müde wird, auf die bestens funktionierende Pröll-Häupl-Achse hinzuweisen, so sieht man dieser Gegend exemplarisch das völlige Fehlen überregionaler Politik an. Da endet die U-Bahn an der Stadtgrenze, und es gibt null Chance auf Verlängerung in den so genannten "Speckgürtel" rund um Wien. Sturheit hüben und drüben.

Warum auch sollte Wien Kaufkraftabfluss und Stadtflucht unterstützen? Niederösterreich lockt zwar Jungfamilien mit Wohnbauförderungen und billigen Grundstücken auf die grüne Wiese, doch die Infrastruktur wird nicht mitgeliefert. Angesichts willkürlich wuchernder Business-Parks und Shopping-Center (angeblich haben wir jeweils die größten Europas, hurra!) sowie des anschwellenden Transits bricht der Verkehr rund um die Städte immer häufiger zusammen, während die Zentren zunehmend veröden.

Selbstverständlich ist das kein rein österreichischer Trend. Aber die heimischen Politiker haben auch nicht den kleinsten Versuch unternommen, ihm gegenzusteuern. Im Gegenteil. Auch innerhalb der Städte setzt sich diese Lust am "Mega" und "Giga" fort. Auf dem Wienerberg in Wien-Favoriten etwa wurden die "Twin Towers" hingeklotzt, weitere Bürotürme sollen folgen. Dass man dieses Gebiet vorher (etwa mit einer Verlängerung der U1) hätte erschließen müssen, war nie ein Thema - nicht einmal die Grünen wehrten sich laut. Eine läppische Straßenbahn führt dort vorbei. Das Kino im Tower hat mangels Auslastung bereits wieder seine Pforten geschlossen.

Was lernen heimische Politiker daraus? Nichts! Müssten Erbauer sowie Gemeinden für die Verkehrs-Infrastruktur aufkommen, dann wäre die Gigantomanie an den Stadträndern längst weniger attraktiv. Fazit: Wer in Österreich von Raumplanung spricht, kann eigentlich nur Fehlplanung meinen.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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