Forstdirektor Januskovecz: „Bäume setzen, die Erwärmung aushalten“
Der Wiener Forstdirektor ist auch für den Klimaschutz verantwortlich. Maßgeschneiderte Aufforstungsstrategien sollen Wetterextremen und steigender Waldbrandgefahr trotzen.
Der Wiener Forstdirektor ist auch für den Klimaschutz verantwortlich. Maßgeschneiderte Aufforstungsstrategien sollen Wetterextremen und steigender Waldbrandgefahr trotzen.
Man sollte das drei Bundesländer umfassende Wald- und Wiesenreich von Forstdirektor Andreas Januskovecz nicht unterschätzen. Mit Wald- und Landwirtschaftsflächen innerhalb Wiens und Quellenschutzwäldern im Rax-, Schneeberg- und Hochschwabgebiet ist Wien zweitgrößte Waldbesitzerin und einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe Österreichs.
DIE FURCHE: Herr Forstdirektor, Sie sind auch Bereichsleiter der Stadt Wien für Klimaangelegenheiten – schafft Wien die Klimaziele nur mit dem Wald?
Andreas Januskovecz: Nicht nur, aber auch. In der Großstadt werden Klimaziele stark durch Änderungen der Strukturen im Energiebereich und im Verkehr umgesetzt. Aber auch der Wald selbst sowie land- und forstwirtschaftliche Böden sind eine wichtige CO₂- Senke. Der Mix an klimarelevanten Maßnahmen macht es aus. Und ganz wichtig: Alles geht nur mit der Bevölkerung; wenn die Bürgerinnen und Bürger beim Klimaschutz nicht mitgehen, haben wir verloren.
DIE FURCHE: Wie stark sind die Wiener Wälder durch den Klimawandel gefährdet?
Januskovecz: Als ich studiert habe, in den 1980ern, hatten wir das Thema Waldsterben. Da hat sich viel getan: bleifreie Treibstoffe, Katalysator … Wir Forstleute sind wahrscheinlich die Branche, die am weitesten in die Zukunft schaut. Wir denken 150 Jahre voraus. Die Folgen der Klimaerwärmung sehen wir an der Struktur der Bäume schon lange, deshalb führen wir Adaptierungen durch: Fichtenmonokulturen in Mischwälder umgestalten, Maßnahmen gegen den Borkenkäfer u. v. m. Die Quellenschutzwälder der Stadt Wien sind deswegen in besserem Zustand als andere Wälder, weil wir seit Jahrzehnten auf Mischwald setzen. Wir agieren kleinflächig, ohne große Kahlschl.ge. Wir achten auf den Boden, fahren nicht mit schweren Maschinen rein, schauen auf naturnahe Bewirtschaftung. Dazu gehört auch – heikles Thema –, Wild abzuschießen, wenn die Waldverjüngung gefährdet ist. Die Tanne kommt nur auf, wenn nicht zu viel Reh und Hirsch im Wald stehen. Für Jagdverbände bin ich kein einfacher Diskussionspartner, denn im Sinne des Waldes gehe ich konsequent vor, aber ich bleibe immer im Dialog.
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