Fortsetzung von Seite 21 …Wertfreies Geld

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reines Gewissen behalten wollen oder darin sogar eine Möglichkeit erkennen, die Wirtschaft in Einklang mit persönlichen ethischen Werten mitzusteuern, haben sich hier rein vermeidende bis hin zu positiv fördernde Strategien ethischen Investments entwickelt. Die Palette an ethisch orientierten Investmentprodukten ist mittlerweile auch für Fachleute nur noch schwer überschaubar: Sie differenziert sich nach unterschiedlichen Ethik-Konzepten (zum Beispiel rein ökologisch, sozial oder gemischt orientiert), nach ihrer tatsächlichen ethischen "Bonität" (Qualität und Transparenz der ethischen Bewertung von Wertpapieren oder bloßer Marketing-Trick?), vor allem aber auch nach Produkt-Klassen: Vom einfachen Fördersparbuch, über Investmentfonds bis hin zu Versicherungen und Direktbeteiligungen gibt es heute praktisch zu allen konventionellen Anlageformen ethisch orientierte Spielvarianten. Dass ethisches Investment vergleichsweise schlechtere Renditen einbrächte, ist leider immer noch ein weit verbreitetes, durch seriöse wissenschaftliche Studien aber längst widerlegtes Vorurteil. Qualifizierte Fachberatung ist in diesem Bereich leider noch schwer zu finden. Diesbezüglichen Ausbildungsdefiziten versucht etwa die Katholische Sozialakademie Österreichs mit entsprechenden Lehrgängen zu begegnen.

Geforderte Politik

Trotz dieser positiven Ansätze ist aber auch die (internationale) Politik gefordert, den globalen Finanzmärkten gegenüber Steuerungsinstrumente zu etablieren, die imstande sind, deren destruktivem Potenzial wirksam zu begegnen. Finanztransaktionssteuern (oft auch Tobinsteuer genannt) wären ein sinnvolles Mittel, die überhitzte Renditejagd um jeden Preis abzukühlen und außerdem Anreize zu setzen, frisches Kapital tatsächlich als realwirtschaftliche Investitionen einzusetzen anstatt als bloßes Spielkapital in den "Börsen- Casinos". Aber auch die nationale Wirtschaftspolitik hätte einen Spielraum für sinnvolle Maßnahmen: Weshalb etwa ist die staatliche Förderung bestimmter Geldanlageformen wie der privaten Pensionsvorsorge (siehe auch Debatte auf Seite 22 zwischen Rainer Münz und Christian Felber) nicht klar beschränkt auf solche Produkte, die in ihrer Anlagestrategie in überprüfbarer Weise jene ethischen Kriterien berücksichtigen, auf die sich die Republik selbst verpflichtet hat (Menschenrechte, Kyoto-Protokoll, Abkommen der International Labour Organisation)?

Der Autor ist Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs.

www.gruenesgeld.at

www.geldundethik.org

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