Freie Fahrt über alles

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Freie Fahrt für Güter - ein Pfeiler der EU-Verfassung. Also wird Verkehr begünstigt. Daher wächst auch im Transit über den Brenner die Zahl der Brummer laufend: Im Vorjahr waren es sogar um 14 Prozent mehr, als der Transitvertrag zulässt. Die dafür vorgesehene Sanktion: 350.000 Transitfahrten weniger bis Jahresende. Was die Tiroler nun vehement fordern, ist für die EU-Frächter ein Horrorszenario: Ab November keine Fahrten mehr über die bequeme Alpenroute. Um das zu verhindern, will die EU-Kommission den Schmerz lindern und die für heuer vorgesehene Kürzung auf drei Jahre aufteilen. "Nur über unsere Leichen", heißt es im "heiligen Land" Tirol. Man werde im Juni auf die Barrikaden steigen, den Brenner blockieren. Landeshauptmann und Verkehrsminister haben ihr Kommen zugesagt.

Der Unmut ist verständlich. Die Verlagerung des Verkehrs auf die Bahn hat - im Gegensatz zum Transit durch die Schweiz - nicht stattgefunden, obwohl in Österreich die Vo-raussetzungen dafür geschaffen wurden. Also wird blockiert. Das gilt aber in der EU geradezu als Hochverrat. Die Freiheit des Warenverkehrs ist ja sakrosankt. Schon 1997 wollte die Kommission hart gegen Sperraktionen einschreiten, wurde aber zurückgepfiffen. Ob die Freiheit zu demonstrieren in der EU immer noch höher im Kurs steht als das Recht, Güter herumzukutschieren, muss jetzt der Europäische Gerichtshof auf Grund der Klage eines österreichischen Frächters entscheiden. Man darf gespannt sein, was mehr zählt: Wirtschaftliche Logik oder freie Meinungsäußerung. Sicher ist der Ausgang keineswegs. Wetten werden angenommen. CG

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