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Fremdenverkehrsförderung

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Die Besonderheit der wirtschaftlichen Struktur in den westlichen Bundesländern Österreichs wird in Tirol durch die führende Stellung der Fremdenverkehrswirtschaft gekennzeichnet. Durch den Aufschwung des Reiseverkehrs, den vor zehn Jahren nur wenige Fachleute geahnt haben, ist der Devisenertrag aus dem Ausländerfremdenverkehr ein volkswirtschaftlich wichtiger Faktor geworden, dem heute allgemein eine wirtschaftspolitische Bedeutung von hohem Rang als Ausgleich der passiven Handelsbilanz eingeräumt wird. Da nun die Tiroler Fremdenverkehrswirtschaft allein 40 Prozent dieses gesamtösterreichischen Devisenertrages aufbringt, im Winterverkehr steigt dieser Prozentsatz, sogar über 50 Prozent, werden die wirtschaftlichen Maßnahmen im Lande Tirol naturgemäß vor allem dahingehend ausgerichtet, die Leistungsfähigkeit der Fremdenverkehrsbetriebe zu erhalten und, wo es geht, noch weiter zu steigern.

Die Sektion Fremdenverkehr in der Tiroler Handelskammer, die dabei vom Präsidium der Kammer erfreulich gut unterstützt wird, hat in den letzten zehn Jahren eine Reihe von Aktionen durchgeführt, um dem steigenden Leistungsfaktor in der internationalen Fremdenverkehrswirtschaft auch in Tirol zu sichern. Dies war eine sehr schwere und opfervolle Aufgabe, denn mit dem Kriegsende war dieser schon einmal sehr blühende Wirtschaftszweig in Tirol fast völlig jeder Substanz beraubt. Mit Sonderaktionen zur Beschaffung von Lebensmitteln für Betriebe, die den Ausländerverkehr neu aufbauten, mit der Bereitstellung von wichtigen Einrich-tungsmitteln usw. fing es an, dann kam die Kreditwelle zur Finanzierung der Neubauten, Aufbauten und Umbauten und schließlich, als die plötzlich enorm steigenden Nächtigungs-zahlen den Erfolg der zielbewußt vorangetriebenen Förderung der Betriebe aufzeigten, mußten die Maßnahmen für die Sicherung des Nachwuchses begonnen werden. Auch hier wurde wertvolle Aufbauarbeit geleistet: zwei Fachschulen — die Gastwirteschule „Villa Blanka“ in Innsbruck und die Landesberufsschule für das Gastgewerbe Schönegg in Solbad Hall — gegründet und in bisher rund 200 Sonderfachkursen eine umfassende Ausbildung des Nachwuchses betrieben. Damit konnte immerhin dem ärgsten Mangel an Fachpersonal abgeholfen werden.

In den letzten Jahren wurde nun als weiterer Faktor der Fremdenverkehrsförderung die bis dahin als allgemeine Warenmesse abgehaltene Innsbrucker Messe zur Fachmesse für die Frem-denverkehrswirtschaft ausgebaut. Dies ergab sich in natürlicher Folge durch die Spitzenstellung des Landes im österreichischen Fremdenverkehr. Für diese Spezialisierung der Innsbrucker Messe waren folgende Gründe maßgebend:

Der internationale Reiseverkehr in Europa hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen. Die Schweiz, Italien und Süddeutschland als unmittelbare Nachbarländer des westösterreichischen Fremdenverkehrs, sowie Frankreich und Österreich haben in wenigen Jahren die führende Stellung im europäischen Fremdenverkehr erreicht und sind damit in der zur internationalen Arbeitsteilung drängenden europäischen Wirtschaft die Vorzugsgebiete für den Reiseverkehr geworden In Österreich sind die Länder Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und in erster Linie Tirol die Spitzenländer im Ausländerverkehr geworden.

Die Tiroler Fremdenverkehrswirtschaft, durch die seinerzeitige Tausendmarksperre, die Kriegsereignisse und die ersten Nachkriegsjahre fast ausgeschaltet, befruchtete plötzlich durch bedeutende Investitionen die Produktion in Industrie und Gewerbe, denn die Betriebe mußten zur Erreichung des verlangten Leistungsstandards ihre Modernisierung und Rationalisierung durchführen. Gleichzeitig schaltete sich die technische Produktion in diesen Wirtschaftszweig ein und erzeugte eine Reihe von interessanten Produkten zur Verwendung im Hotel-und Gastgewerbe. Der einzelne Unternehmer hatte aber keine Möglichkeit, sich über dieses reiche Produktionsfeld einen Überblick zu verschaffen, weil es gerade für Hoteliers und Gastwirte nicht möglich ist, zu Zeiten der Saisonen den Betrieb zu verlassen, um die europäischen Messen zu besuchen. Es war also notwendig, innerhalb des westösterreichischen Fremdenverkehrsgebietes eine Konzentration dieser Produkte zu erreichen. Hier wurde nun die Innsbrucker Messe mit einer neuen Funktion eingeschaltet, die sich inzwischen hervorragend bewährt hat.

Verkehrstechnisch im Schnittpunkt internationaler Verkehrslinien gelegen, als Zentrum der Alpinistik, des Wintersports und des Fremdenverkehrs bekannt, war Innsbruck der richtige Platz, hier die Spezialisierung zur Fachmesse der Fremdenverkehrswirtschaft vorzunehmen. Es zeigte sich sehr schnell, wie die Innsbrucker Messe als fachliches Forum die Interessierten der Fremdenverkehrswirtschaft ansprach und mit der Schaustellung eines internationalen Warenangebotes mit Gütern für das Hotel- und Gastgewerbe den tatsächlichen Bedarf dieser Wirtschaftsgruppe zu decken vermochte. Im Zuge dieser Verfachlichung wurde überdies eine sehr strenge Qualitätsauslese bei Ausstellern und Waren vorgenommen, da für die Fremdenver-

kehrswirtschaft nur die hochwertigen Waren in Betracht kommen.

Da die Fremdenverkehrswirtschaft fast alle Produktionszweige mit Aufträgen beschäftigt, ist das Angebot der Innsbrucker Messe sehr vielseitig und reicht von großen Investitionsgütern für Hoteleinrichtungen, Bergbeförderungsanlagen bis zu den kleinen technischen Artikeln für die Vereinfachung im täglichen Betriebsablauf. Das Angebot der Innsbrucker Messe wurde durch planmäßigen Ausbau auf internationaler Wettbewerbsleistung auf diesen vielseitigen Bedarf ausgerichtet und der Grundsatz der Qualität als Leitgedanke der Messe geprägt.

Die Bedeutung der Innsbrucker Messe liegt nicht in ihrer Größenordnung, sie zählt ja zu den mittelgroßen Messen, sondern in ihrer fachlichen Ausrichtung und qualitativen Auslese. Auf diese Weise ist es der Messegesellschaft gelungen, in der ersten Fremdenverkehrsstadt Österreichs eine wirklich solide und marktwirtschaftlich funktionsmäßige Fachmesse aufzubauen, die als Mittler zwischen den Produzenten sowie Handelsfirmen einerseits und der Fremdenverkehrswirtschaft anderseits Aufgaben der Absatzförderung erfüllt und damit auch eine konjunkturfördernde Funktion ausübt.

Zur Innsbrucker Messe zählt seit Jahren auch die Spezialabteilung für alpine Landwirtschaft, die mit dem Fremdenverkehr eng verbunden ist und von ihm stark befruchtet wird. Da im Bergbauerntum ebenfalls der Zug zur Technisierung als Ausgleich für die Landflucht stark geworden ist, hat die Innsbrucker Messe auch dieses Gebiet in ihre besondere Betreuung genommen und leistet damit einen wertvollen Beitrag in der Produktivitätsförderung der alpinen Landwirtschaft sowie in der Besitzfestigung am Lande.

Die 28. Innsbrucker Messe, die vom 24. September bis 2. Oktober i960 stattfindet, hat in der Verteilung auf in- und ausländische Aussteller wieder eine gesunde Schichtung im Warenangebot getroffen. Es beteiligen sich 1121 Firmen aus 16 Staaten, von denen 40 Prozent aus dem Ausland stammen, wobei sowohl die Produktion des EWG-Raumes wie des EFTA-Raumes gut vertreten ist. Von den interessanten Sonderschauen auf der 28. Innsbrucker Messe sollen der Rationalisierungszug für das Hotel- und Gastgewerbe mit seiner Informationsschau über die rationelle, schnelle Küche und die Sonderschau „Blumen für den Gast“ mit dem Thema der Betriebsverschönerung durch Blumen und Pflanzen erwähnt sein. Außerdem sind eine Reihe ausländischer Kollektivausstellungen und handwerklicher Sonderschauen als Bereicherung des internationalen Warenangebotes zu sehen.

Die Innsbrucker Messe hat seit Jahren einen steigenden Umsatz bei stabil bleibender Besucherzahl zu verzeichnen. Darin drückt sich die Wirkung der Fachmesse aus, die immer mehr tatsächliche Käufer anzieht und damit die echte Aufgabe in der Förderung der Fremdenverkehrswirtschaft und den damit verbundenen Wirtschaftskreisen beweist. Im wirtschaftlichen Aufschwung Österreichs hat die Innsbrucker Messe rechtzeitig ihre besondere Aufgabenstellung erkannt und darauf die Ziele abgestimmt. Die Innsbrucker Messe steht somit als produktives Unternehmen im Dienst der heimischen Wirtschaft und leistet einen wertvollen Beitrag zum Gedeihen der österreichischen Volkswirtschaft.

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