G20-Gipfel: zum Erfolg verpflichtet

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UN-Generalsekretär Ban Ki Moon über den bevorstehenden Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Toronto. Ban kritisiert in ungewöhnlich scharfen Worten die bisherigen Strategien der Krisenbewältigung und fordert mehr Rücksichtnahme auf die sozial Schwachen.

Nächste Woche werden die Regierungschefs der größten Wirtschaftsnationen in Kanada zusammen kommen. Viele der Themen des Gipfels spiegeln die Anliegen wider, die an den Küchentischen der Welt diskutiert werden. Werden die Schwierigkeiten in der Eurozone die Welt in eine doppelte Rezession stürzen? Kann der Aufschwung der Schwellenländer den Abschwung anderswo ausgleichen? Stehen wir wieder auf, wie die Überlebenden eines Wirbelsturms, und begutachten die Schäden und die Bedürfnisse unserer Nachbarn? Oder stehen wir mitten im Auge des Sturms? Die Antworten auf all diese Fragen hängen ganz klar von uns ab – und wie wir die Weltwirtschaft in der nächsten Zeit gestalten. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Führungsfiguren der Weltwirtschaft zunehmend erkennen, wie wichtig Verantwortung ist.

Verantwortung für die Schachen

Wir müssen jetzt dringender denn je Verantwortung für die Schwächsten übernehmen.

Die moralische Argumentation ist klar. Schließlich mussten diejenigen, die am wenigsten für die Finanzkrise verantwortlich sind, den höchsten Preis dafür zahlen – in Form von Entlassungen, höheren Lebenshaltungskosten, gesellschaftlichen Spannungen resultierend aus dem Kampf, die eigene Familie durchzubringen.

Die gewaltigen Konjunkturprogramme haben die Bedürftigen nicht erreicht.

Wir beobachten in den Schwellenländern die größte Dynamik, aber auch den größten Schmerz. Zu viele werden am Rand zurückgelassen.

In Entwicklungsregionen sind viele Arbeiterinnen und Arbeiter in prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt worden. Die Gruppe der Arbeitslosen ist weltweit um 34 Millionen gestiegen, und weitere 215 Millionen Männer und Frauen sind arm, obwohl sie arbeiten. Zum ersten Mal in der Geschichte gibt es mehr als eine Milliarde Menschen, die hungern.

Ein Aufschwung ist nicht wirkungsvoll, wenn die Menschen darüber nur in der Zeitung lesen. Die arbeitende Bevölkerung muss ihn in ihrem Alltag erleben können.

Einfach gesagt: Ein echter Aufschwung muss die echte Wirtschaft erreichen.

Was bedeutet Verantwortung praktisch gesehen für die Bevölkerung, wenn wir nach vorne schauen? Wir müssen als erstes Verantwortung für qualitativ hochwertige Arbeitsplätze übernehmen. Die globale Krise am Arbeitsmarkt behindert den Aufschwung genauso wie die Bemühungen um eine Minderung der Armut in Entwicklungsländern. Es ist Zeit, das Augenmerk auf menschliche Entwicklung und anständige Arbeit zu lenken, besonders auf „grüne“ Arbeitsplätze. Wirtschaftlicher Aufschwung kann einfach nicht nachhaltig sein ohne Aufschwung am Arbeitsmarkt.

Zweitens müssen wir Verantwortung übernehmen für diejenigen, die von der Krise am stärksten getroffen wurden, vor allem Frauen. Weltweit sind Frauen der soziale Kitt, der Familien und Gemeinschaften zusammenhält. Eine der effektivsten Investitionen, die wir tätigen können, ist die in die Gesundheit von Müttern und Kindern.

Verantwortung für Versprechen

Drittens müssen wir Verantwortung für unsere Versprechen übernehmen. Die führenden Wirtschaftsnationen der Welt haben sich verpflichtet, ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika zu verdoppeln und Fortschritte in Sachen Millennium Entwicklungsziele bis 2015 zu erzielen. Ein Mehr an Ressourcen kann Leben und ganze Gesellschaften verändern. Wir wissen, was funktioniert: in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria investieren; Lebensmittelversorgung garantieren und Kleinbauern helfen, ihre Produktivität zu steigern und Zugang zum Markt zu bekommen; sicherstellen, dass jedes Kind eine grundlegende Schulbildung erhält. Ich habe zuletzt ein „Millennium Village“-Projekt in Malawi besucht und gesehen, wie gezielte und integrierte Investitionen in Gesundheit, Bildung und Technologie eine tiefgreifende Entwicklung in Gang setzen können. Noch vor drei Jahren waren viele Dorfbewohner am Rande des Hungers. Heute verkaufen sie ihre Überschüsse an Getreide auf Märkten in der Region.

Clevere Investitionen schaffen Arbeitsplätze und Möglichkeiten für viele. Wirtschaftliche Unsicherheit kann keine Ausrede dafür sein, diese Bemühungen jetzt zu verlangsamen. Es ist eher ein Grund, sie zu beschleunigen. In einer Zeit des Sparens müssen wir weise mit knappen Ressourcen umgehen. Verantwortung ist kein Almosen. Sie ist der Kern eines koordinierten globalen Rettungsplans.

Die Konzentration auf die Schwächsten kann das Wachstum schon heute ankurbeln und den Grundstein für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft legen.

Es hat sich in unserer vernetzten globalen Wirtschaft gezeigt, dass Verantwortung weltweit auch Verantwortung zu Hause bedeutet.

* Der Autor ist Generalsekretär der Vereinten Nationen

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