Geborgtes Vertrauen dasdsdfsasddasd

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Welche Rolle kann die Währungspolitik bei der Lösung von wirtschaftlichen Problemen, wie zum Beispiel der Arbeitslosigkeit, spielen?

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Welche Rolle kann die Währungspolitik bei der Lösung von wirtschaftlichen Problemen, wie zum Beispiel der Arbeitslosigkeit, spielen?

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Grundsätzlich kann ein Staat bei der Wahl seines Währungsregimes zwischen vier verschiedenen Modellen wählen: Zwischen flexiblem oder festem Wechselkurs, der Einführung eines Currency Board und einer Währungsunion.

* Beim flexiblen Wechselkurs (dem "Floaten") entscheidet wie bei Dollar, Yen oder Euro allein der Markt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, wobei die Zentralbanken als diskrete Käufer oder Verkäufer eine in der Regel beschränkte Interventionsmöglichkeit haben.

* Feste Wechselkurse werden von der Notenbank fixiert. Sie sichert diesen Kurs durch öffentliches Bekenntnis und/oder Marktinterventionen. Dieses System galt in Fernost vor der Krise (Bindung an den Dollar). Noch heute hat Tschechien die Krone an einen Korb großer Währungen gekoppelt. Auch Österreich hat seinen Schilling bis zur Einführung des Euro erfolgreich an eine Ankerwährung, die Deutsche Mark, gebunden. Manche Länder bauen in den Kurs eine automatische Korrektur ein, etwa um die Inflation auszugleichen (crawling peg).

* Eine weitere Variante bildet der ausdrückliche Verzicht auf jede eigenständige Geldpolitik durch die Errichtung einer Währungsbehörde (Currency Board). Die Notenbank gibt dann nur noch so viel heimisches Geld aus, wie durch die Reserven an Ankerwährung (das ist in der Regel der Dollar) gedeckt ist. Der Wechselkurs zur Ankerwährung wird meist per Gesetz festgelegt. Ein solches Regime gilt derzeit für den argentinischen Peso. Estland und Bosnien-Herzegowina haben ihre Währungen so an den Euro gebunden.

* Die vierte Option besteht in einer Währungsunion, wie sie im Rahmen der Europäischen Union geschaffen wurde. Nach diesem Vorbild überlegen auch andere Länder eine Währungsunion, wie etwa Argentinien mit den Vereinigten Staaten durch Einführung des Dollar als Landeswährung.

Die Europäische Union hat sich in Maastricht zur radikalsten Form der Währungsbindung entschlossen. Eine gemeinsame Währung ermöglicht die uneingeschränkte Freizügigkeit des Kapitalverkehrs, ohne Devisenspekulationen innerhalb der Währungsunion eine Chance zu geben. Es wäre jedoch eine gefährliche Illusion zu glauben, daß eine gemeinsame Währung an sich bereits interne oder exogene Wirtschaftsprobleme löst. Denn jede Währungsunion bedeutet geborgtes Vertrauen, das nicht zum Nulltarif zu haben ist. Wechselkursstabilität muß verdient werden. Die Zentralbank muß den Kurs verteidigen, um Deflation durch massive Kapitalabflüsse einerseits - gegebenenfalls auch mit einer entschlossenen Hochzinspolitik -, und andererseits Inflation durch übermäßige Kapitalzuflüsse zu vermeiden.

Das Versprechen, der Euro werde so stabil sein wie die D-Mark (und damit wie der Schilling), wurde innerhalb der Währungsgemeinschaft erfüllt. Die Teuerungsrate liegt weit unter einem Prozent, ist also de facto nicht existent, wenn man die Qualitätsverbesserung der Waren in Rechnung stellt.

Der Außenwert des Euro hat sich dagegen seit seiner Geburt zu Jahresbeginn um sieben Prozent verringert. Das ist weder ein Anlaß zur Sorge, noch ein Grund zum Jubeln. Zwar hilft die Kursschwäche des Euro dem Export, doch wäre es falsch, daraus die Hoffnung auf höhere Beschäftigung abzuleiten. Denn Abwertungserwartungen wirken wie Zinserhöhungen. Sie verteuern Investitionen, hemmen dadurch den Produktivitätsfortschritt und erschweren die Wettbewerbsbedingungen.

Der Wechselkurs Euro-Dollar hängt nicht nur von der Wirtschaftspolitik in Europa ab. Die Stärke des Dollar spiegelt die Dynamik der erfolgreichen amerikanischen Volkswirtschaft wider, die den Dollar durch rasches Wirtschaftswachstum, steigende Beschäftigungszahlen und Budgetüberschüsse zur begehrtesten Währung der Welt gemacht hat. Die britische Investmentbank Barclays Capital erwartet sogar, daß der Euro bis 2000 auf unter einen Dollar fällt.

In der Vergangenheit wurden immer wieder - zuletzt vom abgetretenen deutschen Finanzminister Oskar Lafontaine - Versuche unternommen, durch eine interventionistische Währungspolitik schwierige wirtschaftspolitische Probleme wie Arbeitslosigkeit zu bewältigen. Dieses Rezept, das in der Vergangenheit immer wieder im Wege von Abwertungen angewendet wurde, mag temporär wirken, auf Dauer können währungspolitische Lenkungsmaßnahmen strukturelle Mängel wie übermäßige Regulierungsdichte, zu hoher Verwaltungsaufwand der Öffentlichen Hand, fehlender Wettbewerb durch staatliche und private Monopole oder ein überstrapaziertes Sozialnetz, etwa durch Frühpensionen und kostenloses Studium, nicht ausgleichen.

Die Währungspolitik ist kein Mittel, um sich einer verantwortungsvollen Wirtschaftspolitik auf Dauer zu entziehen.

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