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Im Krankenhaus Gmünd, nö, wurde die Geburtenstation geschlossen. Ein Lokalblatt titelte: "Geburten nur noch im Notfall". Radikaler könnte man den chronischen Nachwuchsmangel in West-und Osteuropa in der Waldviertler Grenzregion, die außerdem durch Abwanderung überdurchschnittlich betroffen ist, nicht ausdrücken. Leider aber war der Zeitungstitel völlig korrekt, wie eine Nachfrage im "Landesklinikum Gmünd" ergibt.

Geboren wird nämlich seit 1. Jänner dieses Jahres tunlichst nicht in Gmünd, sondern in Waidhofen an der Thaya, wo eine zentrale Geburtenstation für die Region an der tschechischen Grenze eingerichtet wurde. Der Gmünder Klinikum-Geschäftsführer Karl Binder verweist auf einen großräumigen Trend: "Man sagt international, dass Geburtenstationen unter 500 Geburten qualitativ nicht entsprechen. Wir haben nur noch 160 bis 180 Geburten im Jahr gehabt." Dass Qualität - also die bessere Ausstattung mit Personal und Technik - nicht das einzige Motiv der Umstrukturierung ist, liegt auf der Hand. Rationalisierung macht das Ergebnis kostengünstiger, zumindest manchmal. Binders private und persönliche Meinung ist, dass man auch anders rechnen könnte und der Einsparungseffekt zwar nachweisbar, aber lange nicht so groß sei, wie erwartet wird. Aber die Würfel sind gefallen.

In der Industriewelt gehören Produktionskosten zu den Schlüsselfaktoren - warum nicht auch in einer Gebärklinik? Ab 500 Stück lohnt es sich, darunter ist die Sache auch ökonomisch betrachtet ein Notfall. Merkwürdig ist nur, dass aus medizinisch-technischen Gründen große Stückzahlen ausgerechnet in jener Phase der Bevölkerungsentwicklung gefordert werden, in der die Fertilität - um nicht zu sagen der Ausstoß - immer geringer wird.

Der Autor ist freier Publizist.

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