Globale Wirtschaft: Ethik als Erfolgsfaktor

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Die Zeiten, als ethisch ausgerichtete Kapitalanlagen als Liebhaberei abgeurteilt wurden, scheinen endgültig vorüber zu sein. Heute steigt der Druck auf Unternehmen, sich ethisch zu verhalten. Das zeigen auch immer mehr Gesetze, die den Nachhaltigkeitsgedanken einbeziehen.

Dass skrupelloses Wirtschaften ohne Werte langfristig niemandem Gewinn bringt, erkennen allmählich auch die größten Skeptiker. Damit wächst auch der Druck auf die Unternehmen, wie etwa das Beispiel eines namhaften us-amerikanischen Kosmetik- und Waschmittelriesen zeigt. Als dort nämlich im Jahr 2000 ein großer Aktionär, die Pensionskasse der Stadt New York, die Gretchenfrage stellte, wie es die Firma denn mit Arbeitsrechtsverstößen bei ihren Zulieferern halte, war die Antwort, das sei nicht das Problem des Unternehmens. Die Pensionskasse war anderer Ansicht und begann, jedes Jahr in der Hauptversammlung entsprechende Anträge zu stellen. Erst erfolglos. Aber nachdem klar war, dass die Pensionskasse ihr Engagement nicht einstellen würde, bis das Ziel erreicht war, übte der us-Konzern schließlich doch Druck auf die Zulieferbetriebe aus, damit diese die internationalen Arbeitsrechtsübereinkommen einhielten. Die Angst vor einem drohenden Imageschaden war bei dem us-Konzern einfach zu groß geworden.

Jeder einzelne in der Pflicht

"Die Freistellung des Kapitals von allen ethischen Pflichten und jeglicher Verantwortung gegenüber Mensch, Natur und Gemeinwohl muss endlich ein Ende haben", fordert auch der deutsche Sozialethiker Prof. Dr. Johannes Hoffmann und sieht im Wettbewerb um Ethik einen "beachtlichen Beitrag für die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wirtschaft." Dazu sind natürlich auch die Kunden und Investoren gefordert: "Es geht nicht an, dass wir uns nur in der Kritik an rücksichtslos Gewinn orientierten Unternehmen erschöpfen und die Hände in den Schoß legen. Das allein bringt uns einer nachhaltigen Wirtschaft nicht näher. Wir müssen durch unser Handeln, durch Investitionen und durch verantwortlichen Konsum ethisch-ökologisch orientierte Unternehmen fördern, ihnen dadurch einen Marktvorteil verschaffen. Dann verändert sich die Welt."

Ethik als relevante Größe

Dass die Diskussion um Ethik und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft allmählich eine relevante Dimension und Rückenwind durch die Gesetzgebung bekommt, ist auch Mag. Gerhard Tometschek, Geschäftsführer der auf ethische Geldanlagen spezialisierten Bankhaus Schelhammer & Schattera kag überzeugt. Nicht nur, weil uno-Generalsekretär Kofi Annan erklärte: "Das Konzept des nachhaltigen Wachstums wird der wichtigste Investmenttrend des 21. Jahrhunderts." Auch einige andere Aspekte sprechen dafür: So gibt es beispielsweise in Großbritannien seit dem Jahr 2000 die Pflicht für betriebliche Pensionsfonds, über ethische Kriterien bei der Auswahl der Geldanlagemöglichkeiten zu berichten. Seither ist das Volumen der Ethikfonds explodiert. In Österreich geht die Berichtspflicht nicht ganz so weit. Jede Pensionskasse muss in einer schriftlichen Erklärung über die Grundsätze der Veranlagungspolitik über eine allfällige Auswahl der Vermögenswerte nach ethischen, ökologischen und/oder sozialen Kriterien Auskunft geben, wenn allerdings ethische Überlegungen keine Rolle spielen, müssen sie auch nicht explizit erwähnt werden. "Damit sind die Pensionskassen zwar nicht verpflichtet, solche Kriterien anzuwenden, die Konsumenten werden aufgrund dieser Berichtspflicht aber besser informiert und können die gewünschten Produkte zumindest gezielt nachfragen und auswählen", meint dazu Tometschek.

Wunsch: Pflicht für alle

Für Tometschek geht diese Berichtspflicht, die nur für Pensionsfonds besteht, jedenfalls nicht weit genug. "Es sollte für alle Banken, Fonds und Versicherungen zum selbstverständlichen Berichtsverhalten gehören, regelmäßig mitzuteilen, ob und wenn ja welche ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien bei der Geldanlage berücksichtigt werden."

Dafür spricht auch, dass der Nachhaltigkeitsgedanke im Primärrecht der eu verankert ist. Im Grünbuch zur Corporate Social Responsibility betont die eu die Verpflichtung von Unternehmen, neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten gleichermaßen soziale, ökologische und andere ethische Prinzipien zu berücksichtigen. Dass das nicht nur dem Umfeld der Unternehmen, sondern auch den Firmen selber (und somit auch deren Investoren) einiges bringt, zeigen zahlreiche Studien.

Kein Marketing-Gag

So stellte etwa die WestLB Panmure in ihrer Studie "Von Economics zu Carbonomics" fest, dass durch den Klimawandel der Druck auf die Unternehmen steige: einerseits wegen der Kosten, die die Emissionsbeschränkung des Kyoto-Protokolls verursachen, andererseits wegen der hohen Kosten durch die zunehmenden extremen Wetterereignisse. Zudem steige das Risiko von Schadenersatzprozessen sowie der Einfluss von Stakeholder Gruppen. Auch geopolitische Risken wie die Abhängigkeit von Erdöl werden in der Studie für nachhaltiges Wirtschaften ins Treffen geführt. Dass Unternehmensstrategien zur Bekämpfung des Klimawandels nicht einfach und ohne hohen Aufwand durchzuführen seien, ist dabei durchaus auch positiv zu sehen: Sie lassen sich nicht als reinen "Marketing-Gag" missbrauchen. Somit ist eine gut durchdachte Klimastrategie ein Signal an Kunden und Investoren, durch das sich ein Unternehmen von der Konkurrenz abheben kann.

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