Grössenwahn nach St. Florian?

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Als Gebet gegen Feuer kennen wir das Prinzip: Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an! Diesem Rezept begegnen wir jetzt immer häufiger auch in der Weltwirtschaftspolitik. Österreichs Banken sind in Mittelosteuropa sehr erfolgreich - super! Österreichs einstmals größte Bank gehört jetzt Italienern - muss das sein? Österreichs Energieriese OMV hat den Megakonkurrenten in Rumänien aufgekauft und greift jetzt nach Beute in Ungarn, das sich mit Händen und Füßen wehrt.

Toben dort die regierenden Sozialdemokraten ihre Globalisierungsaversionen aus?, fragen tadelnd Wirtschaftsliberale in Österreich. (Einer davon, nominell auch Sozialdemokrat, führt die OMV.) Aber warum sind dann Ungarns Liberaldemokraten derselben Meinung wie die dortigen Sozis? Weil nationale Sicherheitsinteressen Vorrang haben, argumentiert der liberale Wirtschaftsminister. (Eine Miniversion davon liefern die Länder Oberösterreich und Steiermark, wo ÖVP und SPÖ seitenverkehrte Positionen zu Verkaufsplänen mit Landesenergiegesellschaftsteilen vertreten.)

Als der österreichischen Paradestahlfirma Böhler-Uddeholm eine ausländische "Heuschrecke" drohte, vertrieb sie im Nu ein rotweißroter Schulterschluss. In Ungarn soll so etwas unsittlich sein? Hat nicht auch die deutsche Kanzlerin Gesetzesregeln gegen feindliche Übernahmen angekündigt, wie es sie schon in Großbritannien, Irland, Belgien gibt? Betreiben nicht die USA eine brutal nationale Wirtschaftspolitik?

Freihandel ist prinzipiell gut. Das sehen alle Vernünftigen ein. Aber ist das Auffressen von Riesen durch andere Riesen wirklich im Interesse der Gesamtwirtschaft? Wäre Logisches nicht besser als Ideologisches? Enden nicht mehr als die Hälfte aller Fusionen als Flops? Fragen wird man ja noch dürfen. Nachdenken auch.

Der Autor ist freier Publizist.

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