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Großer Druck auf die Wirtschaft

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Erwartungsgemäß haben sich die Finnen für Europa entschieden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für das Land sind beträchtlich.

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Erwartungsgemäß haben sich die Finnen für Europa entschieden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für das Land sind beträchtlich.

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Es kommt jetzt, ähnlich wie im Falle Österreich, in Finnland darauf an, den zwangsläufigen Strukturwandel zu beschleunigen, die wirtschaftliche Substanz zu stärken und die Beschäftigungslage zu verbessern, der bei einer Arbeitslosenrate von etwa 20 Prozent große Bedeutung zukommt.

■ Die für eine Teilnahme an der Maastrichter Währungsunion erforderlichen Konvergenzkriterien werden die finnische Wirtschaftspolitik hinsichtlich Inflationsrate, Höhe der Zinsen, Budgetdefizit und Gesamtverschuldung vor schwierige Aufgaben stellen. Vor allem werden die Abwertungen als Korrektur für wirtschaftliche Versäumnisse wegfallen. ■ Handelspolitische Probleme sind nicht zu erwarten: Der Freihandel mit den baltischen Staaten wird durch multilaterale Vereinbarungen der EU aufrecht erhalten, und auch der finnisch-russische Handel ist durch einen (noch nicht ratifizierten) Partnerschafts- und Kooperationsvertrag abgesichert. Dagegen konnten die Schwierigkeiten hinsichtlich der strukturschwachen Gebiete, der Landwirtschaft und des Lebensmittelsektors bei den Verhandlungen mit Brüssel nicht beseitigt werden.

■ Da sich das Wirtschaftswachstum auf Kerngebiete konzentrieren wird, müssen regional- und strukturpolitische Maßnahmen getroffen werden.

Eine den finnischen Vorstellungen entsprechende EU-Finanzierung konnte nicht durchgesetzt werden. Finnland wird zwar Mittel für Infrastrukturmaßnahmen aus Brüssel erhalten, doch müssen gleich hohe nationale Förderungsmittel für vereinbarte Programme bereitgestellt werden.

■ Auch Finnland konnte eine stufenweise Anpassung an das Preisniveau der Landwirtschaft in der Gemeinschaft bei den Beitrittsverhandlungen nicht durchsetzen. Wie in Österreich wird die Landwirtschaft förmlich über Nacht das EU-Erzeu- gerpreisniveau übernehmen müssen, das im Durchschnitt um 40 Prozent, in Einzelfällen sogar um fast 60 Prozent unter dem finnischen liegt! Dadurch sind viele Landwirte von unterschiedlich hohen Einkommensverlusten bedroht. Der Konsument freilich kann mit niedrigeren Preisen rechnen.

■ Ebenso wie die Landwirtschaft ist auch die Nahrungsmittelindustrie auf staatliche Hilfe in der Anpassungsphase angewiesen. Der bisher geschützte Lebensmittelsektor, wie auch der gesamte ländliche Raum steht vor einer existentiellen Herausforderung. Überlebenschancen bestehen überall dort, wo es gelingt, mit neuen, hochwertigen, schadstoffarmen und schmackhaften Produkten auf dem großen EU-Binnen- markt Fuß zu fassen und neue Ideen für die komplexere Nutzung des ländlichen Raums zu entwickeln. Sollte dies nicht möglich sein und eine größere Zahl von Arbeitsplätzen im agrarindustriellen Bereich verloren gehen, wäre der wirtschaftliche Nutzen der Mitgliedschaft angesichts der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit ernsthaft gefährdet.

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