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Herausforderungen an Österreichs Außenpolitik

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Eine Konsequenz davon ist, daß sich Österreich und vor allem Wien längerfristig zum Zentrum für internationale Abrüstung entwickeln wird. Der EU-Vorsitz 1998 bedeutet für Österreich eine große Ehre und Verantwortung. Man wird von uns nicht nur die klaglose Durchführung von Ministerraten und Gipfeltreffen erwarten, sondern auch erfolgreiche außenpolitische Aktivitäten im Rahmen der EU-Tro-ika. Zu den wichtigsten Anliegen der österreichischen EU-Präsidentschaft zählen die Schaffung der Europäischen Währungsunion, die Errichtung einer Europäischen Kontrollbank, die diffizile Frage der Osterweiterung sowie die Erstellung des Fi -nanzierungspaketes für die Jahre 2000-2005.

Die zweite zentrale Aufgabe wird die Weiterentwicklung eines zukünftigen Europäischen Sicherheitssystems sein. Grundsätzlich ist zu sagen, daß Österreich schon jetzt in diese Überlegungen eingebunden ist. Dabei ist kaum zu erwarten, daß sich diese neuen Strukturen an unsere Eigenheiten und Wünsche anpassen werden. Vielmehr muß sich Österreich überlegen, in welcher Form man diesen neuen Strukturen schon jetzt verfassungsrechtlich entgegenkommen könnte. Österreichs Ziel muß es sein, daß die Zusammenarbeit zwischen der EU und der Westeuropäischen Union schrittweise intensiviert wird.

In diesem Zusammenhang muß auch betont werden, daß die Nichtanwendung und letztlich die Eliminierung aller Atomwaffen zu den Grundpfeilern österreichischer Außenpolitik zählt. Ein wichtiger Schritt dazu ist das Inkrafttreten des „Umfassenden Atom-Teststoppvertrages", der im vergangenen September in New York unterzeichnet wurde. Nicht nur, daß man dadurch die Entwicklung von Kernwaffen einbremst; Österreich wird dadurch profitieren, daß die zur Überprüfung des Vertrages zu schaffende Behörde CTBTO ihren Sitz in Wien haben wird. Österreich wird sich als Zentrum für internationale Abrüstung profilieren. Dabei möchte ich erinnern, daß auch das Büro des „Was-senaar Übereinkommens", das den internationalen Handel mit militärisch nutzbaren Technologien kontrollieren soll, in Wien eingerichtet wurde.

Die Respektierung der Menschen-und Minderheitenrechte sowie die Beseitigung der weltweiten Armut, Elend und Ungerechtigkeit zählen zu den zentralen Aufgaben unserer außenpolitischen Aktivitäten. Gegenüber Staaten mit Menschenrechtsproblemen muß ein vorsichtigkritischer Dialog geführt werden, um eine Stärkung der zivilen und demokratischen Gesellschaft zu erreichen. Ein Mittel dazu ist die Entwicklungszusammenarbeit. Um wirklich nachhaltig und schwerpunktmäßig fördern zu können, konzentrieren wir unsere staatlichen Hilfen auf acht Schwerpunktländer. Nicht unerwähnt soll hier bleiben, daß Österreich bei der Förderung von Entwicklungsprojekten das erfolgreichste der neuen EU-Mitglieder ist.

Trotz der vielen globalen Probleme, die vermehrt auf multilateraler Ebene gelöst werden, sind die bilateralen Beziehungen zwischen den Staaten nach wie vor ein wichtiger Bestandteil jeder Außenpolitik. Auch wenn Außenpolitik dank moderner Kommunikationsmittel mehr denn je

über direkte Kommunikation zwischen den Verantwortlichen abläuft, kommt den diplomatischen und konsularischen Vertretungsbehörden eine wichtige Bedeutung zu. Denn nur diese können eine kontinuierliche Kontaktpflege, eine von genauer Ortskenntnis bestimmte Berichterstattung sowie ordnungsgemäße Betreuung eigener Landsleute gewährleisten. Aufgrund des Spardruckes ist es vielen Staaten, so auch Österreich, in immer bescheidenerem Ausmaß möglich, eigene diplomatische Vertretungen zu erhalten. Dadurch steigt die Bedeutung von honorarkonsularischen Vertretungen. Die Honorarkonsuln, oft hervorragende Persönlichkeiten des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens, sind meist Staatsangehörige des vertretenen Staates, die allerdings in der Regel im Empfangsstaat leben und auch dort ihre berufliche Karriere gemacht haben, also vollständig im Land integriert sind. Meine eigenen Erfahrungen von offiziellen Reisen mit Nachdruck die Wichtigkeit regionaler kon -sularischer Vertretungen. Österreich mißt den weltweit 210 eigenen Honorarkonsulaten große Bedeutung zu und erweitert sie ständig. Schon heuer werden weitere Honorarkonsulate die Pforten öffnen.

Die Autorin ist

Staatssekretärin im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten.

Dieser Artikel wurde durch einen Druckkostenbeitrag des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten gefördert

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