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Herbstliches Motorpotpourri

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Bekanntlich bereitet die bei uns für Personen- und Kombiwagen angewendete Hubraumbesteuerung allen Beteiligten Unbehagen. Die Steuer wird aus verschiedenen Gründen als reformbedürftig angesehen. Diese Art der Besteuerung fördert den Bau leistungsschwacher Motoren, die im heutigen dichterwerdenden Verkehr eine enorme Gefahr bedeuten und die außerordentlich geräuschvoll sind, da man aus kleinen Motoren nur durch hohe Verdichtung und Drehzahlen ein Maximum an Leistung herausholen kann. Zwischen dem Hubraum und der Abnützung der Straßen, für welche die Steuereingänge benützt werden sollten, besteht nur ein entfernter Zusammenhang. Dazu kommt die bekannte „österreichische Spezialität“ bei der Hubraumbesteuerung: die Steuer steigt bis zu einem Zylinderinhalt von 2,5 Liter zwar in einer vernünftigen Progression, macht aber von da ab einen Sprung von 816 Schilling pro Jahr auf 3600 Schilling. Dadurch werden großvolumige Wagen aus den USA diskriminiert oder greifen Komplikationen Platz, wie etwa der Trick, daß man hierzulande einen Opel-Kapitän, der normalerweise einen 2,6-Liter-Motor hat, mit 2,5-Liter-Motoren einführen muß.

Gebrauchte Amerikaner sind so gut wie unverkäuflich, gerade diese Wagen aber haben eine enorme Lebensdauer und wären das ideale Fahrzeug für nicht allzu begüterte, aber mit großer Familie gesegnete Interessenten. Da jedoch fast niemand jährliche Steuerbelastungen zwischen 3600 und 8100 Schilling tragen kann, verrotten verhältnismäßig gut erhaltene Straßenkreuzer auf den Autofriedhöfen, große Vermögenswerte werden so verschleudert. Die amerikanische Regierung hat bei der OECD und die US-Botschaft in Wien bei unserer Bundesregierung wiederholt gegen das Vorgehen der Steuerbehörden protestiert, bisher leider ohne Erfolg, denn immer noch werden großvolumige Fahrzeuge einfach als Luxus betrachtet und dementsprechend behandelt.

Wie es heißt, soll schon in Kürze eine Umstellung der Hubraumsteuer auf den Satz

1 Schilling pro PS und Monat oder 12 Schilling pro PS und Jahr erfolgen. Im Finanzministerium fordert man eine Steuerformel, die das bisherige Gesamtaufkommen nicht mindert. Die Bundes Wirtschaftskammer, von der der erwähnte Vorschlag ausgeht, hat sich daher auch mit einem Alternativsatz von 13 Schil ling pro PS und Jahr befaßt. Man glaubt, mit dieser Steuer das Auslangen zu finden. Einige Kategorien von Kraftfahrzeugen, so besonders die leistungsstarken Motorräder, hätten mit diesen Sätzen in Zukunft mehr zu zahlen, bei den meisten Automobilen aber würden sich die Steuersätze nur unwesentlich nach oben oder unten ändern (zum Beispiel würde der VW 1200 mit 34 PS statt bisher 504 Schilling pro Jahr, 408, respektive 442 Schilling bezahlen). Die großen Amerikaner wären zweifellos die Nutznießer einer solchen Neuregelung, anderseits wäre der Entgang für den Staat bei einem Gesamtaufkommen von rund 300 Millionen Schilling gering, da in ganz Österreich bloß etwa 3500 großvolumige Fahrzeuge kursieren. Auch eine PS-Steuer würde, so wie die bisherige Hubraumsteuer, den Bau von schwachen Motoren fördern, was nicht im Interesse der Verkehrssicherheit liegt. Ob also die PS-Steuer die ideale Lösung darstellt, ist mehr als fraglich.

Führerscheinprüfung mit Fragebogen?

Ebenso wie sich die Straßenverkehrsordnung und das Kraftfahrgesetz bei der stürmischen Entwicklung unseres Motorwesens von Zeit zu Zeit Änderungen gefallen lassen müssen (die neue StVO, tritt bekanntlich am 1. Oktober d. J. in Kraft), so wie sich Steuerformeln überleben, so steht bei uns auch noch eine dritte Neuerung zur Debatte: die Prüfung zu Erlangung des

Führerscheins, die auf eine neue Grundlage nach deutschem und amerikanischem Muster gestellt werden soll. Voraussichtlich wird in absehbarer Zeit das Fragebogensystem eingeführt werden, was den Vorteil hat, daß der Kandidat keine Fangfragen befürchten muß und Zeit hat, die richtige Antwort aus jeweils drei möglichen Alternativen herauszufinden. Bei den zuständigen Behörden wird die Frage einer Erneuerung des Prüfungswesens eingehend geprüft, und es ist zu erwarten, daß es demnächst zu einschneidenden Änderungen kommt.

Bei strahlendem Sonnenschein spielte sich am 2. September auf einem Gut bei Wels ein Wettbewerb besonderer Art ab: 36 Traktoren rangen um die Palme des Steyr-Wirtschaft- lichkeits-Bewerbes, der sich von anderen derartigen Konkurrenzen unterschied: weder

Geschicklichkeit noch Qualität der Arbeit (Leistungspflügen) waren diesmal maßgebend, sondern der Verbrauch. Diese Idee in einer Zeit des schärfer werdenden Wettbewerbes hatte der Pressechef der Steyr-Daimler-Puch AG., Redakteur Stadlinger, und mit der gewohnten Gründlichkeit und dem großen Apparat, der den Werken zur Verfügung steht, wurde eine Konkurrenz „hingelegt“, die sich sehen lassen konnte.

Grand-Prix-Stimmung herrschte bei Teilnehmern und Veranstaltern: Offizielle Zeitnehmer waren da und eine Jury, die sich aus bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen und landwirtschaftlichen Lebens Österreichs zusammensetzte, Teilnehmer mit Startnummern und in Overalls, Experten, die zwar nicht die Tiefe des Reifenprofils, wie bei einem Autorennen, aber die Tiefe der in den Ackerboden gezogenen Furchen maßen, es gab ein Zelt mit Prüfgeräten — tags zuvor wurden die Traktoren vom Technischen Dienst des ÖAMTC auf ihre Serienmäßigkeit geprüft —, ein weiteres für Hauptquartier, die Rennleitung und die Presse.

Der Vergleich mit Zeltweg drängt sich auf, nur daß es diesmal keine Proteste wegen der Piste gab. Die war nämlich in Ordnung, in vier große Felder eingeteilt, wo sich das Pflügen und das Mähen, das Frontladen und die Lösung von Transportaufgaben abspielte.

16 Steyr-Traktoren, der Serie entnommen, schufen für alle gleiche Bedingungen. Für jede

Aufgabe stand auf vorgeschriebener Fläche eine bestimmte Maximalzeit zur Verfügung. Funktionäre der Bundesversuchs- und Prüfungsanstalt Wieselbung hantierten mit Meßgefäßen und stellten nach jeder Leistung den genauen Verbrauch fest: Jeder Traktor hatte einen Stutzen von vier Liter Inhalt eingebaut

— eine Art verlängerten Einfüllstutzen —, eine Menge Treibstoff, die unterhalb des Verbrauchs für jede einzelne Leistung lag. Der Kontrodlor mußte nach Erfüllung der Aufgabe bloß aus einem Meßgefäß nachfüllen, blitzartig wurde der absolute Verbrauch fest gehalten und per Sprechfunk an die Wettbewerbsleitung weitergegeben.

Während die Übungen des Pflügens und Mähens wenig spektakulär waren, fanden die Lösung der Transportaufgaben und des Frontladens großes Interesse. Hier gab es einiges zu sehen: Auf dem fünf Kilometer langen Rundkurs, über den Material auf

Anhängern zu transportieren war, gab es eine scharfe Kurve. Nicht weniger interessant war das Frontladen, da hatte jeder mit zehn Schaufelhüben des Traktors einen Anhänger mit möglichst viel Material — das nach vollbrachter Leistung genau abgewogen wurde — zu beladen. Manche schufen das Anfahren, Aufnehmen, Rückstößen und Abladen in der hervorragenden Zeit von etwas über drei Minuten, andere benötigten um gut 20 Prozent mehr. Über dem Gelände kreuzte ein Flugzeug mit einem „Sprüchlein“ im Schlepp: „100 Jahre Steyr“, denn die Konkurrenz fand im Rahmen der Zentenarfeier unseres größten Werkes der Kraftfabrzeugbranche statt. Vom Werk war übrigens Dipl.-Ing. Rabus nach Wels gekommen und verfolgte aufmerksam die Leistungen „seiner“ Traktoren.

„Tiefgarage in Wiens City“

Nach modernsten Gesichtspunkten und Überwindung außerordentlicher baulicher Schwierigkeiten wurde vor kurzem eine neue Tiefgarage im,. Hąriep- Wiens „Am H f f für 560 Wagen fertiggestellt. Der Bau hat auch im Ausland starkes Echo gefunden. Die Automobilisten, die in der City nur kurze Zeit zu tun haben und bisher selbst in Kurzparkzonen vergeblich Parkplätze suchen mußten, können für bloß drei Schilling pro Stunde ihren Wagen unterstellen, gegebenenfalls bei dieser Gelegenheit auch waschen und in der allerdings außerhalb der Tiefgarage postierten Tankstelle mit Treibstoff füllen lassen. Die Garage erfreut sich zur Zeit großen Zuspruchs, da die Gebühr niedrig gehalten wurde und die Lage der Tiefgarage außerordentlich günstig ist. Wie wir erfahren, sind auch Monatsmieten möglich, sie bewegen sich je nach Länge des Wagens zwischen 490 und 630 Schilling. Übrigens zahlt man im Kurzparktarif bis maximal 24 Stunden bloß 30 Schilling.

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