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Höhepunkte der Konjunktur

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Die Handelskammer Steiermark mit ihren sechs Sektionen hatte nach der letzten Zählung zum 31. Dezember 1959 insgesamt 35.544 Mitglieder. Diese Mitglieder besitzen innerhalb der verschiedenen Fachgruppen 59.622 Gewerbeberechtigungen. Von den 35.544 Mitgliedern der Kammer beschäftigten 16.331, also 45,9 Prozent, Arbeitnehmer. In den 16.331 Arbeitgeberbetrieben sind insgesamt 207.288 Arbeitnehmer beschäftigt, die sich aus 154.364 Männern und 52.924 Frauen zusammensetzen. Davon sind 148.982 Arbeiter, 16.636 Arbeiterlehrlinge, 36.684 Angestellte und 4986 Angestelltenlehrlinge. Rund 80 Prozent aller Arbeitnehmer gehören somit dem Arbeiterstand an, rund 20 Prozent sind Frauen.

Das wirtschaftliche Gesamtergebnis des Jahres 1959 ergibt im Vergleich zum Vorjahr einen kleinen Rückgang der industriellen Produktion um rund sechs Indexpunkte (2,5 Prozent), in der Beschäftigung um rund vier Indexpunkte (2,1 Prozent), während die Produktivität annähernd gleich geblieben ist (nur um 0,4 Prozent geringer).

Die Gesamtindizes von 170 steirischen Industriebetrieben auf der Basis von 1937 — 100 ergeben für das Jahr 1959 nachstehendes Bild: Produktion Beschäftigung Produktivität 235,89 194,79 121,10

In diesen Indexzahlen sind u. a. folgende Produktionsgrößen hervorzuheben:

Kohle: Die Jahresförderung an Kohle betrug in der Steiermark 3,734.472 Tonnen; das sind um 240.8 50 Tonnen oder rund sechs Prozent weniger als 1958. Da in der Steiermark fast ausschließlich Braunkohle gewonnen wird, entfällt von der gesamtösterreichischen Braunkohlenförderung rund 60 Prozent auf unser Bundesland. Daraus kann die große Bedeutung der Steiermark für die inländische Braunkohlengewinnung entnommen werden. Infolge der strukturellen Umschichtungen im Energieverbrauch hat die steirische Kohlenindustrie Schwierigkeiten. Einen Ausweg aus dieser Lage bringen vielleicht die jüngst unternommenen Versuche einer, Druckvergasung, der heimiscjflj Braunkohle. . „ _.a .

Eisenerz : Die Jahresforderung 1959 steht mit 3,152.800 Tonnen knapp unter dem entsprechenden Ergebnis , vom Vorjahr. Die Verringerung beträgt lediglich 47.200 Tonnen oder 1,3 Prozent.

Magnesit: Im Vergleich zu 1958 wurde im Jahr 1959 um rund acht Prozent weniger Magnesit gefördert, wobei nicht übersehen werden darf, daß die Magnesitförderung im Vorjahr eine bis dahin noch nicht erreichte Rekordhöhe hatte. Da die heimische Magnesitindustrie sehr exportintensiv ist, dürfte im Zusammenhang mit der internationalen Stahlkonjunktur die Nachfrage nach Magnesit sehr rasch steigen, da gerade die Eisen- und Stahlindustrie der Hauptabnehmer feuerfester Magnesiterzeugnisse ist.

Roheisen und Rohstahl: Die Jahresförderung an Roheisen betrug 604.844 Tonnen, das ist um 17.015 Tonnen oder 2,8 Prozent weniger als 1958. Die Rohstahlerzeugung lag mit 1,075.114 Tonnen ebenfalls knapp unter dem Vorjahrsniveau (32.600 Tonnen oder drei Prozent weniger). Der Grund für diesen Rückgang ist in der seinerzeitigen Krise auf dem internationalen Eisen- und Stahlmarkt gelegen, von der sich die heimische Eisen- und Stahlindustrie jedoch wieder erholt. Eine neue Konjunktur der Eisen- und Stahlindustrie zeichnet sich damit ab.

Puch-Kleinwagen: Im Jahre 1959 wurden 8363 Puch-Kleinwagen erzeugt. Die Zunahme gegenüber 1958 beträgt 482 Stück oder 6,1 Prozent. Diese Zahlen haben um so mehr Gewicht, wenn man berücksichtigt, daß — bedingt durch die Umstellung auf ein neues Modell — praktisch die ganze Jännerproduktion 1959 ausfiel. Infolge der enormen Nachfrage hatte das Werk Thondorf Mühe, den Aufträgen nachzukommen. Gegen Ende 1959 hatten die Auslandsaufträge eine bis dahin noch nicht dagewesene Höhe erreicht. Neu ist die Produktion des „Puch-Haflingers“. Es handelt sich hier um ein geländegängiges Mehrzweckfahrzeug mit 600 Kubikzentimeter Zylinderinhalt, das auch als Militärfahrzeug hergestellt und sowohl vom österreichischen Bundesheer als auch von Armeen anderer Staaten bezogen wird.

Motorräder und Motorroller: Auch hier war die Jahresproduktion mit 25.686 Stück um 198 Einheiten oder 0,8 Prozent höher als im Vorjahr. Mehr als 50 Prozent der Produktion gingen in den Export, wobei das Schwergewicht auf den West- und Überseeländern liegt. Hier ist besonders die Konkurrenz der deutschen und englischen Zweiradindustrie sehr stark.

Motorfahrräder: Die im Jahre 1954 mit 3261 Einheiten aufgenommene Mopedproduktion erreichte im Jahre 1957 ihren Höhepunkt (109.761 Stück). Ab dieser Zeit ist die Erzeugung fallend: 1958 nur noch 94.147 (Rückgang 14,2 Prozent), 1959 noch weniger, nämlich

67.146 Mopeds; das ist gegenüber 1958 um 28,7 Prozent weniger und gegenüber 1957 sogar um \8 Prozent. Der Anteil des Exports an Mopeds ist verhältnismäßig hoch und erreicht etwa 50 Prozent der Gesamtproduktion. Die Hauptabsatzgebiete sind auch hier die West- und Überseeländer.

Fahrräder: Im Gegensatz zu den Mopeds ist das Jahresergebnis hier weitaus zufriedenstellender: Die Produktion betrug 135.193 Stück, d. i. um 15.984 Stück oder rund 13,4 Prozent mehr als 1958. Damit erscheint die seit dem Höhepunkt im Jahre 1955 mit 196.244 Stück ständig fallende Tendenz in der Fahrraderzeugung unterbrochen.

Papier: Die stetige Aufwärtsentwicklung der steirischen Papierindustrie hielt auch im Jahre 1959 an. Die Jahresproduktion belief sich auf 183.365 Tonnen, das sind um 9952 Tonnen oder 5,7 Prozent mehr als 1958. Der Papierexport, der für die heimische Papierindustrie lebensnotwendig ist, konnte auch im Jahre 1959 weiter gesteigert werden. Etwa 68 Prozent der Papiererzeugung ist exportiert worden. Zu den größten Abnehmern von steirischem Papier zählen die Bundesrepublik Deutschland und Italien; an zweiter Stelle ist Asien mit den Ländern Kambodscha, Indien und Israel zu nennen, während die Papierexporte nach Südamerika rückläufig waren.

Zellulose: Wie Papier, ist auch die Zelluloseproduktion ständig im Zunehmen. Im Jahre 1959 erreichte die steirische Produktion 158.406 Tonnen, das sind 3797 Tonnen oder 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der steirische Zelluloseexport ist mit 42,9 Prozent der Gesamterzeugung von großer Bedeutung und erfuhr gegenüber 1958 eine geringe Steigerung. Mehr als die Hälfte des ganzen Exports ging nach Italien, darnach folgen die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz.

Holzstoff: Der bisherigen Entwicklung getreu, stieg die Holzstoffproduktion im Jahre 1959 um 5948 Tonnen oder 7,5 Prozent auf 8 5.209 Tonnen an. Der Anteil des Exports von heimischem Holzstoff ist unbedeutend (1 Prozent). Ausfuhren gingen in die Bundesrepublik Deutschland und nach Italien.

Pappe : Auch in der Pappenindustrie hält die Konjunktur an: Die Gesamtproduktion betrug 31.463 Tonnen, das sind um 1307 Tonnen oder 4,3 Prozent mehr als im Jahr 1958. Der Exportanteil ist mit 8,7 Prozent beziffert. Hauptabnehmer der steirischen Pappe war die Bundesrepublik Deutschland.

Zement: Auf Grund der hohen Bautätig-keitrim Jahre 4959 war die Zementindüstrie be- sonders“; begünstigt: 'Das Jariresergebms von 290.024 ;Tonnen zeigt itt Vergleich zu -1958 eine Steigerung von 12.692 Tonnen, das sind um 4,6 Prozent mehr.

Ziegel (Mauer-, Dach- und Hohlziegel): Die Absatzlage war dank der günstigen Witterung zufriedenstellend, so daß die meisten Werke zum Jahresende 1959 praktisch ausverkauft waren. Die Produktionssteigerung von 69,415.000 Stück Mauerziegeln auf 73,741.000 Stück im Jahre 1959 beträgt 6,2 Prozent. Bei den Dachziegeln ist ein leichter Rückgang um 688.000 Stück oder 4,3 Prozent auf 15,183.000 Stück im Jahre 1959 zu verzeichnen.

Der weitaus größte Aufschwung in der Ziegelindustrie ist bei den Hohlwarenerzeugnissen festzustellen: Die Produktion im Jahr 1959 betrug 22,365.000 Stück, das ergibt eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 2,747.000 Stück oder 14 Prozent.

Stromerzeugung : Wie in den vergangenen Jahren ist die Erzeugung von elektrischem Strom weiter angestiegen. Gegenüber dem Jahr 1958 ergibt sich eine Steigerung um 3,9 Prozent auf 1.453,718.000 Kilowattstunden, das sind um rund 55,000.000 Kilowattstunden mehr. Löst man diese Zahl in die Anteile der kalorischen Werke und der Wasserkraftwerke auf, so zeigt sich, daß die Wasserkraftwerke im Jahre 1959 um rund 53,000.000 Kilowattstunden oder sechs Prozent weniger Strom erzeugten als im Vorjahr. Dies findet seine Erklärung darin, daß das

.Wasserdargebot besonders im letzten Quartal 1959 um durchschnittlich 40 Prozent geringer war als im selben Zeitraum des Vorjahres. Der Rückgang bei den Wasserkraftwerken bedingte einen stärkeren Einsatz der beiden Dampfkraftwerke Voitsberg und Pernegg. Diese kamen im Jahre 1959 auf eine Stromerzeugung von 617,512.000 Kilowattstunden und überschritten damit die Vorjahrsleistung um 108,084.000 Kilowattstunden, das ergibt eine Steigerung von 21,2 Prozent! Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Stromverbrauch im Jahre 1959 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent angestiegen ist.

Im gesamten gesehen, kann festgestellt werden, daß die steirische Wirtschaft nach wie vor auf dem Höhepunkt einer Konjunktur steht, wenn sie auch in diesem Jahr nicht ganz die Rekordhöhe des Jahres 1958 erreicht hat.

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