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Es ist Brückenbauen zwischen den Kulturen - im Lauf des letzten halben Jahrhunderts wandelte sich Entwicklungshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit.

Schon damals, 1961, war man sich der Bedeutung der Reise von drei Männern und einer Frau nach Tansania bewusst: Am Südbahnhof gab es eine Sendungsfeier, in Rom wurden die Vier von Papst Johannes XXIII. in einer Audienz empfangen. Mehr als 2400 österreichische Fachkräfte folgten bisher diesen Pionieren und waren in 80 Staaten tätig. Die Anforderungen an die Personen aber auch der Charakter der Projekte haben sich stark gewandelt.

Standen am Anfang handwerkliche Berufe im Vordergrund, so sind es heute Projekte in der IT-Technologie, im Management und in der Vernetzung. Der Beruf des Entwicklungshelfers, der Entwicklungshelferin hat sich vom Akt christlicher Nächstenliebe hin zu einer hochqualifizierten Beratungstätigkeit entwickelt. Auch die Entlohnung veränderte sich vom einstigen Taschengeld hin zu einem angemessenen Gehalt mit sozialer Absicherung. Die durchschnittliche Dauer eines Einsatzes beträgt heute 3,8 Jahre, aber auch wesentlich längere waren in der Vergangenheit keine Seltenheit.

Bei der Auswahl von Projekten steht der Bedarf der Partnerorganisation - in der Regel Nicht-Regierungsorganisation - vor Ort im Vordergrund. Gemeinsam mit HORIZONT3000 werden Lösungsansätze im Dialog entwickelt und ausgebildete Fachkräfte für den jeweiligen Einsatz ausgesucht. Die zwei Mal jährlich stattfindenden, Monate dauernden Ausbildungskurse beinhalten neben interkultureller Kompetenz, Projektmanagement, Kommunikation auch entwicklungspolitische Themen, Selbstverteidigung, Sprache, Selbsthilfe etc. Geschäftsführerin Gabriele Tebbich: "Wir bemühen uns, die Menschen optimal vorzubereiten“.

Bis zum Jahr 1979 waren es vor allem drei Organisationen, die die Entsendung von Fachkräften vornahmen: Der Österreichische Entwicklungsdienst (ÖED), das Institut für Internationale Zusammenarbeit (IIZ) und der österreichische Jugendrat für Entwicklungshilfe, eine Einrichtung des Bundesjugendringes. 1979 kam das Aus für den Jugendrat, 2000 wurden ÖED und IIZ sowie KFS zur neuen Organisation HORIZONT3000 zusammengefasst (siehe dazu rechts unten: Stichwort).

Bereits früh kristallisierte sich das österreichische Schwerpunktland Papa Neuguinea heraus, in dem die meisten Einsätze zu verzeichnen waren. An zweiter Stelle liegt Nicaragua, gefolgt von Simbabwe. Weitere gefragte Einsatzländer waren Ecuador, Bolivien, Kenia und Tansania. Heute konzentriert sich die personelle Entwicklungszusammenarbeit auf die Regionen des südlichen und östlichen Afrikas, Zentralamerika sowie Papa Neuguinea.

Die Basisfinanzierung von HORIZONT3000 stellen die katholischen Mitgliedsorganisationen: Dreikönigsaktion, Welthaus Graz, Katholische Männerbewegung, Katholische Frauenbewegung, Caritas, Brüder und Schwester in Not Innsbruck sowie Erzdiözese Wien. Das Personalprogramm wird zu 70 Prozent von der Austrian Development Agency (ADA) - der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit - unterstützt. Weitere Förderungen kommen vom Land Oberösterreich sowie vom Bankhaus Schelhammer&Schattera.

Derzeit sind 80 MitarbeiterInnen in neun Partnerländern auf Einsatz. Die thematischen Bereiche ihrer Einsätze gliedern sich in vier Sektoren.

Jeweils 30 Prozent der Einsätze entfallen auf die ländliche Entwicklung und den Bereich Menschenrechte und Zivilgesellschaft, 25 Prozent auf Bildung, knapp 15 Prozent auf Gesundheit. Doch das wesentliche am Einsatz sind die Personen, die ihn leisten. Und es hat sich viel gewandelt.

Neues Profil im Personaleinsatz

Die Veränderungen der personellen Zusammenarbeit lassen sich gut an der Veränderung der Bewerbungsprofile für einen Einsatz ablesen. Ursprünglich reichten Leumund und Beruf, dazu der Wunsch, im christlichen Sinne die Welt zu verbessern. Mit den ersten Jahren des neuen Jahrtausends kam nach einigen Veränderungen die Trendwende. HORIZONT3000-Geschäftsführerin Tebbich: "In den letzten 50 Jahren hat sich die Welt verändert. Globalisierung betrifft uns alle.“

Durch die Globalisierung stieg das Wissen über die Zusammenhänge von Wirtschafts- und Entwicklungspolitik. Menschen, die heute auf Einsätze gehen, verfügen über vielseitige berufliche Qualifikationen und eine breit gefächerte Allgemeinbildung. Die Mehrheit von ihnen ist akademisch gebildet und kann langjährige berufliche Erfahrung vorweisen, ist daher im Durchschnitt mit 39 Jahren deutlich älter als die Pioniere mit ihren damals 20 Jahren. Und das Wesentliche ist: Sie leisten nicht mehr Hilfe im klassischen Sinne, sondern es geht, wie es heute ausgedrückt wird, um Empowerment und Capacity Development.

"Das ist einer unserer Schwerpunkte“, erklärt Tebbich. "Das ist das Schlagwort und das Zentrum der Arbeit“. Was das konkret bedeutet? Tebbich: "Niemals eine Stelle ausfüllen, die lokal auch von jemandem besetzt werden könnte. Sondern Strukturen aufbauen, personell wie in der Organisation. Unsere Partner sind Nichtregierungsorganisationen, deren Strukturen erst aufgebaut oder noch optimiert werden müssen.“

Das Wesen personalen Einsatzes

Handwerksmeister etwa geben keine Anweisungen an Lehrlinge, sondern bauen das Curriculum für eine Berufsschule auf. Lehrer unterrichten nicht direkt, sondern helfen, Lehrpläne zu erstellen. Ärzte arbeiten nicht als Ärzte, sondern entwickeln Programme zur Vorbeugung gegen Aids.

Genau darin liegt das Wesen der personellen Entwicklungszusammenarbeit: nachhaltiger Bestand der Arbeit und langfristige Veränderung. Ermöglicht wird dies durch die Stärkung der Fähigkeiten der Menschen in den Partnerregionen. Die Fachkräfte sind beratend, begleitend und unterstützend tätig: "Eine Person reist aus, um einen Partner vor Ort zu unterstützen.“ Das ist es.

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