Von John Forbes Kerry wissen die meisten Amerikaner nur, dass er die gleichen Initialen wie ein früherer Präsident hat - und dass er "wählbar" ist. Das hat gereicht um Kerry zum Herausforderer von Präsident Bush zu machen; um Bushs Nachfolger zu werden, reicht es nicht. Denn mit der Wählbarkeit ist es wie mit dem Wetter: Jeder redet darüber, aber niemand kann es über Monate voraussagen.
Und es sind lange acht Monate bis zur Wahl am 2. November: Das Kalkül der Demokraten ist aufgegangen. Sie hatten den Vorwahlkalender so gestaltet, dass ihr Kandidat früher als sonst feststeht; mit der Absicht, die Reihen der Partei schnell zu schließen und dann mit vereinten Kräften gegen Bush vorzugehen. Die Ruck-zuck-Vorwahlen ließen jedoch kaum Zeit, um sich die Kandidaten genau anzuschauen. Nach seinem Überraschungserfolg in Iowa erhielt Kerry einen solchen Schwung, dass er von Sieg zu Sieg eilte - ohne sein Programm im Detail erklären zu müssen.
Und im Detail steckt Kerrys Achillesferse, die von den Bushies gesucht und gefunden wird: Zum einen ist das Kerrys elitäre Herkunft, seine Vorliebe für rosa Krawatten und Wein statt Bier, die ihn als "keinen echten Amerikaner" angreifbar macht.
Zum anderen kann Kerry nur schwer erklären, warum er einen besseren Job als Bush machen würde. Alfred Gusenbauers Handicap ist, hat es jüngst in einer Furche-Debatte geheißen, dass "er nicht einmal Bürgermeister von St. Eichkatz am Walde gewesen ist". Kerry geht es gleich: Er hat nie etwas anderes geleitet als sein Senatsbüro. Er war nie Gouverneur, nie Bürgermeister, nicht einmal Firmenchef. Da wird es schwer, den dritten Kandidaten Ralph Nader zu widerlegen, für den es zwischen Bush und Kerry sowieso keinen Unterschied gibt: zwei reiche weiße Männer aus Neu-England, die sich von der Großindustrie aushalten lassen.
wolfgang.machreich@furche.at