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Kärntens Holzwirtschaft

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In Kärnten, wo das Holz zweifellos Hauptträger des wirtschaftlichen Geschehens ist, kommt dem Versuch einer Standortbestimmung der gesamten Forst- und Holzwirtschaft besonders aktuelle Bedeutung zu. Eine falsche Einschätzung der voraussehbaren Entwicklungstendenzen, daraus folgende falsche Entscheidungen für die Planung auf weite Sicht könnten . einmal für das Land schwere wirtschaftliche, Erschütterungen, herbeiführ en.

Die derzeitigen Schwierigkeiten im Italienexport von Schnittholz führen uns das auf einem Teilgebiet sehr deutlich vor Augen. Die Kärntner Sägeindustrie ist zu über 90 Prozent auf den Absatz nach Italien ausgerichtet. Auf Grund der gegebenen Verkehrslage eine durchaus natürliche Orientierung. In den letzten Wochen haben die italienischen Importeure den Einkauf von Schnittholz die Vertrauenskrise der italienischen Wirtschaft in das politische Experiment der sogenannten Öffnung nach links brachte die Investitionstätigkeit vor allem auf dem Bausektor fast vollständig zum Erliegen. Die Absatzsorgen der Sägeindustrie werden demnach in den nächsten Wochen noch zunehmen und können in weiterer Folge zu Rückwirkungen auf andere Zweige der Kärntner Wirtschaft, in erster Linie natürlich der Forstwirtschaft, führen.

Wir sehen an diesem Beispiel, daß Schwierigkeiten auch nur in einem Bereich der Holzwirtschaft für die gesamte Wirtschaft des Landes negative Auswirkungen haben kann und daher alles, nach menschlichem Ermessen Mögliche getan werden muß, um die Kärntner Forst- und Holzwirtschaft auf Anforderungen, vor die sie in der Zukunft gestellt sein wird, vorzubereiten.

Drei wichtige Fakten

Drei heute bereits erkennbare Fakten müssen für die nächste Zukunft als bestimmend angesehen werden:

Die wirtschaftliche Integration Europas wird in irgendeiner Form sowohl ihrem Inhalte als auch ihrer Ausdehnung nach weiter . voranschreiten. —.Der Holzbedarf in Europa wird voraussichtlieh bis zum Jahre 1975 um weitere 100 Millionen fm auf 340 Millionen fm ansteigen bei gleichzeitiger Verlagerung von Sägeblochholz auf Schleifholz. — Die Methoden der Massenproduktion, insbesondere die sogenannte Plantagenwirtschaft, sind in unserer Gebirgsforstwirtschaft nicht oder nur sehr beschränkt anwendbar.

397.0 ha Wirtschaftswald, davon 78 Prozent Kleinwald, sind die Rohstoffbasis der Holzverarbeitung in Industrie und Gewerbe. Die Forstwirtschaft — die rund 27.000 Waldbauern und die Besitzer und Wirtschaftsführer größerer Forstbetriebe — muß die Zeichen der Zeit erkennen und innerhalb der durch Bodenbeschaffenheit, Struktur und Klima gesteckten Grenzen die Wirtschaftsund Produktionsmethoden verbessern und den geänderten Marktverhältnissen anpassen. Neben der Privatinitiative ist aber zur Bewältigung der Probleme Verständnis und Förderung durch die öffentliche Hand Voraussetzung. Verständnis dafür, daß man dem Wald nicht ständig neue steuerliche oder steuerähnliche Lasten aufbürden darf, ohne ihm dadurch die Mittel zu nehmen, welche für die außerordentlich langfristigen Investitionen zur Änderung von Produktionsmethoden in diesem Wirtschaftszweig notwendig sind. Und Förderung in einem Ausmaß, welches der wirtschaftlichen Beeinträchtigung durch die sogenannten Wohlfahrtswirkungen Sägeindustrie beschleunigt. Und auch die Kunst des Verkaufes könnte in dieser Branche wieder zu einem echten Leistungsmaßstab werden. In anderen Industrien gelten dem Verkauf bis zu 50 Prozent der geistigen Arbeit und des Einsatzes finanzieller Mittel. Die Zeiten sind einfach vorbei, wo man nur produzieren und den zu zahlreichen Käufern mehr oder minder höflich die Türe weisen brauchte.

Erfreuliche Entwicklung

Die Papier- und Zelluloseindustrie, die Möbel-, Faserplatten- und in jüngster Zeit auch Spanplattenindustrie haben sich seit 1945 erfreulich entwickelt. Die Aussichten für sie sind auch im großen Wirtschaftsraum eines integrierten Europas günstig, vorausgesetzt natürlich, daß mit der Produktivität in anderen Ländern Schritt gehalten wird. Die große Bewährungsprobe wird dann kommen, wenn keine Bewirtschaftungsmaßnahmen, Kontingente und Zollschranken mehr vor der Konkurrenz schützen. Trotz erhöhter Produktion wird das Holz in Europa knapp werden. Und wer den besten Preis bezahlen kann, wird das Holz bekommen. Die Forstwirtschaft hat das größte Interesse daran, daß eine leistungsfähige heimische Industrie ihr Hauptabnehmer bleibt, denn kein vernünftiger Waldbesitzer wird sein Holz an benachbarten Betrieben vorbei an weitentfernte Verarbeitungsstätten verkaufen wollen.

Gemeinsam und bei gegenseitigem Verständnis werden Kärntens Forst- und Holzwirtschaft der Herausforderung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohne Befürchtung entgegentreten können.

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