Kakao statt Koka - eine Erfolgsformel in Peru

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Mit Hilfe der internationalen Entwicklungsgenossenschaft OIKOKREDIT gelingt peruanischen Koka-Bauern der Ausstieg aus dem Drogenanbau. Ethisch orientierte Anleger finanzieren das Bio-Kakao-Projekt.

Zum Start in das UNO-Jahr der Kooperativen lud OIKOCREDIT den Geschäftsführer der peruanischen Kakao- und Kaffeekooperative Naranjillo, Isaac Zúniga Aguilar, zum Erfahrungsaustausch nach Österreich. Der 35jährige Betriebswirt will den Koka-Bauern seiner Heimat den Umstieg in den biologischen Anbau von Kakao und Kaffee schmackhaft machen. OIKOCREDIT hat für das Agrar- und Sozialprojekt einen Kredit von 1,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. "Wir wollen niemanden zwangsbeglücken, wir reichen den Bauern die Hand und motivieren sie, legale Geschäfte zu machen“, umreißt der Agrarmanager und Doktorand an der Carlos III. Universität von Madrid sein Konzept.

Die 1964 von 32 Bauern gegründete landwirtschaftliche Verarbeitungs- und Vermarktungskooperative Naranjillo (kleine Orange) in Tingo Maria, einer Stadt in der Region Huánuco in den zentralperuanischen Anden, zählt heute 5000 Genossenschafter. Sie produzieren jährlich 15.000 Tonnen Kakao und 1.600 Tonnen Kaffeebohnen nach biologisch-organischen Qualitätsstandards. Dank der Produktions- und Direktvermarktungsstruktur können sich Kleinbauern aus dem Griff von Zwischenhändlern und der Guerilla befreien.

"Die Lage der kleinen Bauern ist prekär“, unterstreicht Zúniga die sozioökonomische Bedeutung der mittlerweile größten Bio-Agrargenossenschaft Perus. Schon 2010 meldete das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), dass Peru bald Kolumbien als weltgrößten Kokainproduzenten ablösen könnte. OIKOCREDIT Austria-Geschäftsführer Günter Lenhart erklärt: "In Europa werden die Begriffe Koka und Kokain vermischt. Der Koka-Strauch ist eine alte Kulturpflanze und Lebensgrundlage der Menschen. Das Kauen der Kokablätter und der Koka-Tee für Arbeiten in extremen Höhenlagen sind jahrhundertealte, legale Gepflogenheiten und ähnlich inkulturiert, wie der Weinkonsum in Österreich. Die chemische Weiterverarbeitung des Rohstoffs Kokablatt zur Droge Kokain ist jedoch illegal und bedarf der bekannt berüchtigten Dschungel-Labors.“

Schwieriger Umstieg

Auf sich allein gestellt, können Kleinbauern den Umstieg von der schnell wachsenden, resistenten und pflegeleichten Kokapflanze auf den aufwendigen biologischen Anbau von Kakaobohnen kaum bewältigen. Erstens trägt die Kakaopflanze erst nach vier Jahren Früchte und zweitens reicht das Geld, das Großeinkäufer multinationaler Konzerne für Kakao und Kaffee bezahlen, kaum zum Überleben der Familien. Kein Wunder also, wenn die Verlockung groß ist, mit Drogen schnelles Geld zu verdienen: Nicht wenige Bauern erhoffen sich vom großflächigen Koka-Anbau eine existenzielle Verbesserung ihrer Lage. Guerilla und Drogenmafia bezahlen zwar gut, dafür ist ständig damit zu rechnen, dass die Felder von Militärs oder Regierungsbehörden aufgespürt und zerstört werden. Die Bauern erleiden dadurch den Totalverlust der Ernte und sind darüber hinaus den Repressalien, Racheakten und der Unberechenbarkeit der Drogenbanden schutzlos ausgeliefert.

"Von solch einem Leben in Angst und Unsicherheit haben viele genug“, berichtet Zúniga und verweist auf den steigenden Zulauf neuer Mitglieder für seine Kooperative. "Letztes Jahr verzeichneten wir einen Zuwachs von 30 Prozent. Wir haben eine klare Vision: Wir müssen dort wirksam werden, wo die Armut am größten ist. Wir helfen den Familien, die Zeitspannen geringer Einkünfte beim Umstieg auf biologischen Landbau zu überbrücken.“

Die wertvollen Grundstoffe Kakaobutter und Kakaopulver der peruanischen Bio-Bauern finden sich in Produkten, die hierzulande in Weltläden, Supermärkten und im Naturkostfachhandel erhältlich sind. Dank der Fair-Trade-Zertifizierung profitieren die Kleinbauernfamilien direkt, ohne Zwischenhandel.

"Schokolade ist krisensicher“, gibt sich Kooperativen-Chef Zúniga zuversichtlich und möchte Qualitäts-Produzenten in aller Welt für seine fair gehandelten Bohnen gewinnen. Den unternehmerisch-strategischen Zielen wie Optimierung der Produktionsprozesse, Qualitätssicherung und Umsatzwachstum, fügt Lenhart die sozialen hinzu: "Für uns zählt die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen. OIKOCREDIT verschenkt kein Geld, wir geben Kredit und helfen dadurch Menschen, aus eigener Kraft die Armut zu überwinden.“

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