Klimafragen im Anthropozän

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Die Furche-Herausgeber

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Unweit von Dresden, am Ufer der Elbe, liegt inmitten einer prachtvollen Parkanlage Schloss Pillnitz. Erst vor wenigen Wochen entdeckten wir mit einer Freundesrunde von dort aus die sächsische Schweiz, das schöne Elbland und seine reiche Kultur. Die Hochwassermarke im Schlossrestaurant erinnerte an die zerstörerische Flut von 2002. Nun ist dort wohl neuerlich großer Schaden an der gesamten Einrichtung entstanden.

Jahrhundertwasser alle zehn Jahre

Ob im Abstand von Jahrzehnten auftretende Jahrhunderthochwasser oder der endlos erscheinende Winter mit dem verregnetsten Mai seit Menschengedenken auf einen anthropogenen Klimawandel zurückzuführen sind, wird nicht mit letzter Gewissheit festzustellen sein. Es ist aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fall. Wir leben nun einmal im Zeitalter des "Anthropozän“. So nennt der niederländische Entdecker des Ozon-Lochs und Chemie-Nobelpreisträger Paul J. Crutzen jenen Abschnitt der Erdgeschichte, in dem menschliche Einflüsse den Kurs des Raumschiffs Erde maßgeblich mitbestimmen. Immerhin wurde in den letzten 15 Jahren mit 100 Milliarden Tonnen ein Viertel des gesamten CO2-Ausstosses der Menschheit seit Beginn der industriellen Revolution vor 250 Jahren in die Atmosphäre abgegeben.

Das entsprechende Problembewusstsein entstand erstmals in den Sechziger- und Siebzigerjahren. In leidenschaftlichen Diskussionen ging es damals um die von Dennis Meadows aufgezeigte Endlichkeit des Ressourcenverbrauchs und um die Folgen der atomaren Anmaßung. Die neue Wissenschaft der Umweltökonomie lieferte Lösungsansätze, mit denen ökologische Zielsetzungen ins Marktgeschehen integriert werden konnten.

Ökoinnovationen gesucht

Als das Klimathema immer drängender wurde, erfand man den Handel mit gezielt verknappten Verschmutzungsrechten - ein auf den ersten Blick bezwingendes Konzept der Schadensreduktion. Das daraus hervorgegangene Kyoto-Protokoll mit seinen CO2-Zertifikaten hat jedoch seine Bewährungsprobe nicht bestanden.

Obwohl klar ist, dass es einen globalen Lösungsansatz braucht, will heute niemand mehr darauf warten, bis er endlich funktioniert. Stattdessen dominieren nationale und regionale Sonderlösungen, vom amerikanischen Weg der Schiefergasgewinnung bis zur entschlossenen deutschen Energiewende, die bei allen Holprigkeiten bezüglich Netzsicherheit doch kurz vor einem Durchbruch steht. Österreich hat hier mit seinem hohen Anteil an erneuerbarer Energie und dem bereits früher geklärten Atomausstieg Startvorteile.

Die entscheidenden Schritte weg vom CO2-Verbrauch ("De-Karbonisierung“) hängen jedoch vom Einsatz wirksamer Ökoinnovationen ab. Wenn es durch erhöhte Forschungsanstrengungen gelingt, die Kraft des Windes, der Sonne und der Erdwärme zu speichern und dezentrale Energieautarkie attraktiver zu machen, könnte es sich mit der Klimaentlastung noch zeitgerecht ausgehen.

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