Die Finanzwirtschaftskrise hat drastisch in Erinnerung gerufen, dass Markt und Moral grundsätzlich miteinander zu tun haben. Im Sog der Krise ist das Interesse für ethische Geldanlagen deutlich gestiegen. Die Rückbesinnung auf realwirtschaftliche Aktivitäten schärfte auch die Wahrnehmung für ökologische und soziale Verantwortung bei Geldanlagen. Eine wachsenden Zahl von Menschen stellt sich die Frage: Was tut mein Geld, wenn es "arbeitet“? Mündige Sparer und Investoren hinterfragen kritisch, wodurch hohe Zinserträge generiert werden. "Fair Financing“ trachtet nach einer ethischen Rendite und erst in zweiter Linie nach dem finanziellen Return. Wer kann sich das leisten? könnte man fragen, und: Muss man dabei auf viel Geld verzichten? Die Renditen sind meist weder besser aber auch nicht schlechter als bei herkömmlichen Finanzprodukten.
Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft
Eine Analyse von FER (Finance & Ethics Research) zeigt, dass die Assetklasse Mikrofinanz im Jahr 2011 die bisher beste Entwicklung ihrer Performance innerhalb des als nachhaltig definierten Anlagesegments aufweist und eindeutig als dessen Gruppensieger hervorging.
Eine Möglichkeit für lebensdienliche Geldanlagen bietet die seit 36 Jahren wirkende ökumenische Entwicklungsgenossenschaft OIKOCREDIT. Mit einem Gesamtkreditvolumen von ca. 500 Millionen Euro werden über 600 Partnerorganisationen in 70 Ländern refinanziert. Zwei Drittel des Kapitals fließt in Mikrokredite als Anschubfinanzierung für Kleinstunternehmen. Ein Drittel wird für Projektkredite bereitgestellt. Die Genossenschaften, mit denen zusammengearbeitet wird, leisten einen Beitrag zur sozioökonomischen Entwicklung: Sie befassen sich mit fairem Handel, Landwirtschaft, Produktionen und Finanzierungen. Sie sind sozialer Verantwortung und der Gleichberechtigung verpflichtet und dienen oft mehr als nur einem unmittelbaren Geschäftszweck, sondern etwa der Gesundheit oder Bildung.
OIKOCREDIT Austria besteht seit 20 Jahren. Mittlerweile nützen bereits 3000 Anleger die Möglichkeit, ihr Geld sicher und sozial zu investieren. Mit 87 Prozent Eigenkapital ist die Genossenschaft finanziell etwa zehnmal stärker abgesichert als herkömmliche Banken. Diese Form des nachhaltigen Investments wirft eine jährliche Dividende von zwei Prozent ab.
Informationen: www.oikocredit.at
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