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Landwirtschaft bereitet vor

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Es gilt als unbestritten, daß der alpenlän-dischen Landwirtschaft nach den Grundsätzen der Arbeitsteilung und der Ausrichtung der Produktion auf den natürlichen und wirtschaftlichen Standort im EWG-Raum die Viehzucht im weiteren Sinne als wichtigster Betriebszweig zufallen wird. Mit dem zielbewußten Aufbau einer leistungsfähigen Rinderzucht, deren Produkte aller Voraussicht nach im Gemeinsamen Markt die besten Absatzchancen haben werden, ist daher unsere steirische Landwirtschaft sicherlich auf dem richtigen Wege. Trotz der bestehenden Erschwerungen durch Zölle und Abschöpfungen wurden im Jahre 1966 aus der Steiermark 20.211 Rinder, davon 8431 Zucht-und Nutzrinder und 11.780 Schlachtrinder (lebend und als Fleisch), hauptsächlich nach Italien exportiert, allerdings teilweise zu unbefriedigenden Preisen. Zuchtvieh kann auch in den EWG-Raum zollfrei ausgeführt werden. Hier ist aber die europäische Konkurrenz, vor allem in der Milchleistungsabstimmung, besonders groß.

Vieh, Holz und in manchen Gebieten auch schon der Fremdenverkehr sind die wichtigsten Einnahmscjuellen der Bergbauern. Wenn daher die Viehwirtschaft durch den gesicherten Absatz zu befriedigenden Preisen floriert, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Bestand der Bergbauernhöfe gegeben.

Natürlich bedarf es außerdem aller Anstrengungen, um die Besiedlung des Bergbauern-gürtels zu erhalten und die Höfe durch die Verkehrserschließung und die Anpassung an die Marktwirtschaft auf die Integration vorzubereiten. Dieser Sorge gilt ein wesentlicher Teil der Förderungstätigkeit der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft, die schon im Jahre 1953 eine regionale Aufbau- und Umstellungsförderung für Bergbauerngebiete ins Leben gerufen hat. Zur Zeit bestehen 42 solcher Umstellungsgemeinschaften, die mehr als 200 Gemeinden umfassen, so daß immer größere Teile des wirtschaftlich gefährdeten Berg- und Grenzlandes in dieses Förderungssystem einbezogen werden konnten, das in der Steiermark entwickelt wurde und aus Mitteln des Grünen Planes wirksam gefördert wird.

Dieses System beruht einerseits auf der freiwilligen Mitarbeit der Bauern in Form von Arbeitsgemeinschaften, anderseits in der Konzentration der Beratung und Förderung auf bestimmte begrenzte Gebiete, wobei der Bauernhof als eine betriebswirtschaftliche Einheit betrachtet, beraten und gefördert wird. Die wichtigste Voraussetzung für die Eingliederung dieser hinter der allgemeinen Entwicklung zuirückgebliebenien Bauernhöfe im Berg- und Grenzland in die Marktwirtschaft ist — neben der Versorgung mit Wasser und elektrischem Strom — der Anschluß an das Verkehrsnetz durch den Wegebau.

Im klimatisch begünstigten Flach- und Hügelland der Ost- und Weststeiermark ist die historisch entstandene Agrarstruktur das größte Hindernis für eine moderne Entwicklung der Landwirtschaft.

Die südlichen Grenzbezirke der Steiermark leben noch immer vorwiegend von der Land-und Forstwirtschaft.

Die Struktur der Besitzgrößen ist durch die Tatsache gekennzeichnet, daß in den Bezirken Feldbach, Radkersburg und Leibnitz im Durchschnitt nur 4 Prozent aller Betriebe mehr als 20 Hektar Gesamtfläche besitzen, während es im steirischen Durchschnitt immerhin 20 Prozent sind. Die Nebenerwerbsmöglichkeiten für die überschüssige Arbeitskraft dieser vielen Kleinbauernhöfe sind mangels an gewerblich-industriellen Betrieben gering. In diesen drei Bezirken gelten daher von den insgesamt 22.028 Betrieben noch 13.685 oder 62 Prozent als Vollerwerbsbetriebe, die nur von der Landwirtschaft leben müssen, gegenüber einem gesamtsteiri-schen Durchschnitt von nur noch 56 Prozent.

Im Vordergrund der Förderungstätigkeit der Landwirtschaftskammer steht daher seit Jahren die innere Aufstockung, die es ermöglicht,- durch arbeitsintensive Spezialkulturen und Sonderbetriebszweige auch auf verhältnismäßig kleinen Flächen ein angemessenes Familieneinkommen zu erzielen.

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