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Landwirtschaft und die EWG
Unser Agrarexport ist vor allem auf die traditionellen Handelsbeziehungen mit den benachbarten EWG-Ländem Italien und die Bundesrepublik Deutschland angewiesen. Die Viehabsatzkrise in den heurigen Sommermonaten hat mit allem Ernst gezeigt, wie sehr unsere Landwirtschaft vom Funktionieren dieser Absatzmärkte abhängt. Es sind daher klare wirtschaftliche Notwendigkeiten, mit aller Dringlichkeit für eine Eingliederung in den Gemeinsamen Markt in einer Form einzutreten, die unseren Neutralitätsgrundsätzen und -Verpflichtungen entspricht.
Wir haben aber unsere Bauern nie im Unklaren darüber gelassen, daß der Gemeinsame Markt der EWG mit seiner Kaufkraft nicht nur Vorteile, wie vor allem die Absatzsicherung, sondern auch manche Gefahren für unsere bäuerlichen Betriebe mit sich bringen wird. Unsere Landwirtschaft wird mit allen Betriebszweigen einem weitaus härteren Wettbewerb ausgesetzt sein, als es auf manchen Gebieten durch unsere Agrarexporte heute schon der Fall ist.
Die Konkurrenzfähigkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes oder eines agrarischen
Produktionsgebietes hängt von den naturgegebenen Produktionsbedingungen, den besonderen Marktverhältnissen, dem Stande der technischen Entwicklung und vor allem von den Fähigkeiten des Betriebsleiters ab.
Ein Vergleich mit den Ländern der EWG zeigt, daß Österreich in dieser Hinsicht vor allem durch seinen viel höheren Bergbauernanteil benachteiligt ist. Wenn aber die Hauptprodukte unserer alpenländischen Landwirtschaft, Vieh und Holz im EWG-Raum günstige Absatzchancen haben und dazu die Möglichkeiten des Fremdenverkehrs genutzt werden, werden auch unsere Bergbauern im Gemeinsamen Markt bestehen können.
Die Agrarstruktur — Betriebsgröße, Siedlungsformen und Flurverfassung — ist in Österreich im allgemeinen nicht ungünstiger als etwa in der benachbarten Bundesrepublik Deutschland. Der rechnerische Durchschnitt von neun Hektar Besitzfläche pro Betrieb in Österreich trifft auch auf den EWG-Durch- schnitt zu. Das Problem der Kleinbauern ist daher bei uns nicht drückender als im EWG- Raum.
Die klimatischen Verhältnisse sind sicherlich in der Poebene oder in vielen Teilen Frankreichs günstiger als in Österreich. Das gemäßigtere Klima in unserem Zonen bringt aber für den Obst-, Wein- und Gemüsebau auch Vorteile mit sich, vor allem im besonderen Geschmack und in der Frische der Marktangebote. Diese Vorteile müssen allerdings durch eine zielbewußte Spezialisierung und Quali tätsproduktion auch entsprechend genutzt werden.
In einer Hinsicht aber sind unsere landwirtschaftlichen Betriebe gegenüber den EWG-Ländern offensichtlich benachteiligt. Die Landwirtschaft dieser Länder wird seit Abschluß des Rom-Vertrages systematisch und mit bedeutenden Mitteln auf den europäischen Konkurrenzkampf vorbereitet. Außer den eigenen Förderungsprogrammen und -mittein der Mitgliedsländer stehen dafür nach den Brüsseler Agrarbeschlüssen auch ganz bedeutende Summen aus dem Gemeinsamen Garantie- und Ausrichtungsfonds zur Verfügung.
Unsere Wettbewerbsfähigkeit im EWG- Raum wird daher weitgehend davon abhän- gen, ob die Grünen Pläne nach dem Landwirtschaftsgesetz auch mit entsprechenden Mitteln ausgestattet werden, um unsere Bauernhöfe durch die Verkehrserschließung, die technische Ausstattung, die Verbesserung der Agrarstruktur, den Ausbau der Absatz- und Verwertungseinrichtungen usw. und nicht zuletzt durch fachliche Schulung und Ausbildung der bäuerlichen Bevölkerung europareif zu machen. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, daß diese Aufwendungen des Bundes keine Geschenke für die Bauernschaft darstellen, sondern der gesamten Volkswirtschaft zugute kommen.
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