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Langweiler oder High-Flyer?

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Lange Zeit galten die Investmentfonds als „Misthaufen“ für manche Banken. Heute sind sie attraktive Anlagezuckerl.

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Lange Zeit galten die Investmentfonds als „Misthaufen“ für manche Banken. Heute sind sie attraktive Anlagezuckerl.

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Ein Investmentfonds ist nichts anderes als die alte Bauemweisheit, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, wenn man auf dem Weg zum Markt ist.

In der Fachsprache nennt sich das Risikodiversifikation.

Sehr schön zeigt sich das am Beispiel der Emerging Market Funds: da finden sich im Fondsvermögen vielleicht sechs brasilianische, drei türkische, vier thailändische, drei tschechische, vier mexikanische Aktien - und das ist nur ein Ausschnitt aus dem Fondsvermögen. Natürlich gibt es dabei auch eine Diversifikation nach Branchen: Banken, Versicherungen, Telefongesellschaften, Stahlwerke und so weiter.

Die Grundidee jedes Investmentfonds ist dabei: Dem Privatanleger wird eine Risikostreuung geboten, die er selbst in seinem Portefeuille schon allein aus Spesengründen nicht sinnvoll durchführen könnte. Außerdem weist natürlich das Fondsmanagement eine viel größere Marktnähe auf als der private Anleger, verfügt über viel mehr Informationen über die jeweiligen Märkte und Gesellschaften et cetera.

So weit so gut — warum ist aber die Anlage in Investmentfonds hierzulande noch nicht so verbreitet wie anderswo?

1. Die Investmentfonds standen eine Zeitlang im Ruf, der „Misthaufen“ für manche Banken zu sein - frei nach dem Motto „Wenn wir diese Anleihe oder Aktie nicht verkaufen können, kommt sie halt in den Fonds“. Sollte es tatsächlich solche Vorkommnisse gegeben haben - durch mehrere Faktoren wird weitgehend gewährleistet, daß dies in Zukunft nicht passieren kann:

Personelle Trennung zwischen Kapitalanlagegesellschaft (diese verwaltet den Fonds) und Depotbank durch das neue Investmentfondsgesetz.

Laufende Performancevergleiche durch die Oesterreichische Kontrollbank, die auch verstärkt in der Wirtschaftspresse publiziert werden - kein Fondsmanager schneidet da gerne unterdurchschnittlich ab.

Verstärktes Hineindrängen ausländischer Fonds sorgt für zusätzlichen Wettbewerb.

2. Der Skandal um die IOS-Fonds Bernie Comfelds, bei dem Anlagegelder in beträchtlichem Umfang verloren wurden, führt auch Jahrzehnte später noch zu einer ablehnenden Haltung vieler Anleger gegenüber Fonds.

3. Schließlich gibt es in zahlreichen Banken noch viele Anlageberater - auch als „Schmalspur-Kostolanys“ bezeichnet -, die sich um so viel gescheiter als die Mehrzahl der Marktteilnehmer halten und deshalb ihren Kunden natürlich eine „individuelle“ Anlageberatung angedeihen lassen müssen — Fonds passen da natürlich nicht ins Konzept (oder werden bloß in kleinen Portionen in die Kundenportefeuilles hineingenommen, um die Vorgesetzten zu beruhigen) - würden sie doch auch die Autorität dieser Berater gegenüber dem Kunden untergraben.

Natürlich gibt es auch ernstzunehmende Einwände gegen Investmentfonds:

1. Schließlich liefern Sie sich dem Geschick des jeweiligen Fondsmanagers aus, was die Wertentwicklung Ihrer Kapitalanlage betrifft. Es gilt „mitgefangen - mitgehangen“ - welche Papiere im Fonds ge- und verkauft wurden, erfahren Sie nur summarisch im nachhinein bei genauerem Studium des Rechenschaftsberichtes.

2. Auch fallen die Kosten ins Gewicht: ein vielfach recht saftiger Ausgabeaufschlag, Spesen für einzelne Transaktionen im Fonds und natürlich die Verwaltungsgebühr; gerade bei ausländischen Fonds nicht zu vernachlässigen.

3. Eher ein marktpsychologisches Argument ist: würden von Privatanlegern überhaupt nur mehr Fonds gekauft und die Direktanlage in einzelnen Aktien respektive Anleihen aufhören, so würden die Börsen nur von wenigen Großanlegern (Banken, Versicherungen, Fonds) beherrscht - kurzfristiges Performancedenken und der Herdentrieb nur zu noch viel größeren Kursausschlägen führen, wenn alle in eine Richtung marschieren — also auch nicht gerade die Risikoreduktion, die sich der Privatanleger durch Fondsinvestments erhofft.

Unsere Meinung zu diesen oft gehörten Kritikpunkten:

ad 1. Stimmt prinzipiell. Spricht jedoch etwas dagegen, sich bei der Kapitalanlage Fachleuten anzuvertrauen? Behandeln Sie sich bei komplizierteren Erkrankungen selbst? Reparieren Sie Ihr Auto selbst? Verlegen Sie die elektrischen Leitungen in Ihrem Haus selbst?

Sie können davon ausgehen, daß in den in- und ausländischen Fondsgesellschaften praktisch ausschließlich Profis mit dem Fondsmanagement beauftragt sind und diese zudem zumeist Von Investment-Komitees und dergleichen kontrolliert werden, um ein entsprechend diszipliniertes Fondsmanagement — Kontrolle des Risikos! - zu gewährleisten. In überwiegender Zahl dürften diese Personen Ihnen langfristig eine bessere Performance ermöglichen als Anlageberater, die Ihnen permanent irgendwelche heißen Tips unterjubeln wollen. Selbstverständlich sollten Sie nicht blind ir-gendeinen Fonds erwerben, sondern Informationen über Fondszusammensetzung, Anlagepolitik und Performance im Vergleich mit Konkurrenzprodukten (Kontrollbank-Per - formanceliste, Analyseprogramm Micropal) einholen.

ad 2. Stimmt auch prinzipiell. Bedenken Sie aber bitte, daß Sie für diese Spesen auch etwas geboten bekommen - eben fachmännische Verwaltung Ihrer Kapitalanlage. Ein guter Installateur kassiert auch mehr als ein Pfuscher, muß dafür aber auch gerade stehen, wenn er Mist baut. Gleiches gilt für die Investmentgesellschaft, wenn sie etwa Fondsbestimmungen nicht beachtet und dergleichen.

Franz Gschiegl ist

Vorstandsdirektor der Sparinvest Kapi- talanlagegesllschaji

Erich Pitak ist

Vorstandssprecher der Austro-Bavaria Investment AG.

Die beiden Wertpapierexperten haben soeben auch ein Buch zum Thema präsentiert: „Erfolgreich investieren“, Signum Verlag, öS 298,-.

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