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Digital In Arbeit

Lernen, ein Leben lang

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Das lebensbegleitende Lernen wird immer wichtiger. Das WIFI fordert daher, zwei Prozent des Bildungsbudgets für Weiterbildung zu verwenden.

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Das lebensbegleitende Lernen wird immer wichtiger. Das WIFI fordert daher, zwei Prozent des Bildungsbudgets für Weiterbildung zu verwenden.

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Eine Weiterbildungsmilliarde vom Bund und eine weitere Milliarde von den Ländern könnten als Initiative zu einem ,Österreich-Jahr des lebensbegleitenden Lernens' einen breiteren Zugang zur beruflichen Weiterbildung möglich machen", erörtert Eduard Leischko, Kurator des Wirtschaftsför-derungsinstitutes (WIFI) anläßlich eines Pressegespräches in Wien.

1996 betrug das Bundes-Schulbud-get für rund 1,2 Millionen Schüler mehr als 67 Milliarden Schilling. Für knapp 200.000 Studierende wurden 29 Milliarden ausgegeben. Insgesamt also rund 100 Milliarden. Davon sollten, so Leischko, zwei Prozent zur Schaffung eines „persönlichen Weiterbildungskontos" in der Höhe von 4.000 Schilling pro Person verwendet werden. Jeder fünfte von den rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Alterzwischen 20 und 50 Jahren käme dadurch in den Genuß der zwei Ausbildungsmilliarden.

Mit dem „persönlichen Weiterbildungskonto" wird einerseits der Zugang zur beruflichen Weiterbildung einem größeren Personenkreis als bisher ermöglicht, andererseits wird durch die Übernahme von 50 Prozent der Kursgebühr, bis 4.000 Schilling jährlich, der finanzielle Zugang wesentlich erleichtert, begründet der WIFI-Kurator seine Forderung.

Lebensbegleitendes Lernen wird immer vordringlicher. „Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Osterreich wird künftig mehr

denn je von der Qualifikation der Arbeitskräfte abhängen Bis heute konzentriert sich Bildung ausschließlich auf den Schul- und Universitätsbereich", kritisiert Leischko die derzeitige Bildungspolitik.

Auch Weiterbildungsexperten aller politischen Lager fordern mittlerweile, den Staat diesbezüglich stärker in die Pflicht zu nehmen. Bereits 1995 lautete die Empfehlung der Arbeitsgruppe „Beschäftigungspolitik" des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen: „Weit mehr als in der Vergangenheit hat der Staat über seine Gebietskörperschaften die Verantwortung dafür zu tragen, daß Weiterbildung umfassend angeboten wird und tatsächlich auch in Anspruch genommen werden kann."

Weiterbildung ist in Österreich weitgehend Privatsache. Jährlich werden etwa 700 Millionen Schilling in die persönliche Fortbildung investiert. Laut Mikrozensus sind die Beschäftigten bereit, bis 5.000 Schilling pro Jahr für Fortbildung auszugeben. Den heimischen Betrieben ist die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter jährlich zwischen 10 und 15 Milliarden wert. Der Beitrag des Staates zur beruflichen Weiterbildung beträgt nicht einmal 20 Millionen Schilling.

Beispiele auf Landesebene setzen nun ein Zeichen. Unter dem Titel „Bildungskonto" fördert das Land Oberösterreich Menschen, deren höchster Bildungsabschluß eine Lehrabschlußprüfung ist oder die einen solchen Abschluß nachholen wollen mit 50 Prozent der Kurskosten (Obergrenze 10.000 Schilling). Bei Erwerb eines Abschlusses verdoppelt sich die Obergrenze. Das Bildungskonto kann auf einmal oder in Raten in Anspruch genommen werden.

Der Bildungsscheck des Landes Steiermark fördert ebenfalls die berufsbezogene und persönlichkeitsbil-

dende Weiterbildung von Absolventen der Lehrabschlußprüfung. Hier liegt die Obergrenze bei 5.000 Schilling. Für die Vorbereitung auf die Unternehmerprüfung gibt es ebenfalls Unterstützungen.

Das Bildungskonto des Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds übernimmt die Hälfte der Kurskosten bis zu einem Betrag von 2.000 Schilling, bei Erwerb eines Abschlußzeugnisses oder Vorbereitung auf eine Prüfung

bis zu 4.000 Schilling.

Im WIFI ist man davon überzeugt, daß die geforderten zwei Ausbildungsmilliarden gut angelegt wären. Damit würde sich Weiterbildung einem ganz neuen Personenkreis öffnen. Mit nur zwei Prozent des Bundesbudget für Erstausbildung in Schulen und Hochschulen, käme man der Forderung nach „lebensbegleitendem Lernen" einen kleinen Schritt näher.

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