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Löst „Welteinkommensteuer” das Problem der Armut?

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Die Lebenserwartung, das Ausbildungsniveau und die Kaufkraft der Bevölkerung verwendet die Weltentwicklungsorganisation (UNDP) in ihrem jüngsten Bericht, um einen Indikator für die menschliche Entwicklung der Länder zu berechnen. Auf dieser Skala rangieren Kanada, die Schweiz und Japan an der Spitze von 173 Ländern, liegt Österreich an zwölfter Stelle und bilden Afghanistan, Burkina Faso und Guinea die Nachhut. Wesentlicher als diese Reihung sind aber die qualitativen Feststellungen des Berichtes: über eine Milliarde Menschen verfügen über ein Einkommen von weniger als zwölf Schilling pro Tag. Die Entwicklungshilfe vermag die Kluft zwischen Arm und Beich nicht zu schließen: Die reichsten 40 Prozent der Entwicklungsländer bekommen zweimal so viel Hilfe pro Kopf wie die ärmsten. Und: die Hälfte der US-Auslandshilfe wird in Form von Militärhilfe (125 Milliarden Schilling) vergeben. Das schlimmste aber:

1920 Milliarden Schilling pro Jahr (zweieinhalbmal so viel wie die Entwicklungshilfe) zahlen die Länder der Dritten Welt für den Schuldendienst. konfliktpotential

Eklatante Unterschiede im Wohlstand auch innerhalb der Länder, etwa zwischen der weißen, schwarzen und hispa-niolen Bevölkerung in den USA. Oder Brasilien: die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung verdienen 32mal mehr als das ärmste Fünftel. „Die sozio-ökonomischen Indikatoren im Nordosten Brasiliens weisen auf ein beträchtliches latentes Konfliktpotential hin,” folgert der Bericht. Ähnlich besorgniserregend ist die Lage in Nigerien.

Und die Auswege? Es bedürfe neuer Ansätze, wird gefordert. Die Industrienationen sollten für bestimmte Privilegien zahlen, die Entwicklungsländer ihre Wirtschaftsund Regierungssysteme reformieren. Nicht um Wohltätigkeit sollte es gehen, sondern um eine neue Form der Kooperation. Ein „Weltsicherheitsnetz” soll für die

ärmsten Länder sorgen. Länder mit mehr als 120.000 Schilling Einkommen pro Kopf sollten 0,1 Prozent ihres Volkseinkommens an „Welteinkommensteuer” zahlen. Die Mittel sollten Ländern zugute kommen, die über weniger als 12.000 Schilling Einkommen pro Kopf verfügen.

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