Rund 50 Prozent der Mädchen entscheiden sich in Österreich noch immer für drei Lehrberufe: die Einzelhandelskauffrau, die Bürokauffrau und die Friseurin. Eine magere Ausbeute von den mehr als 270 Lehrberufen, die derzeit in Österreich angeboten werden. Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen beginnt so schon bei der Lehre auseinanderzuklaffen. So verdient ein Friseurlehrling rund 320 Euro brutto im ersten Lehrjahr und ein Automechaniker 460 Euro brutto.
Die Initiative Girl's Day - in der Hauptstadt: Wiener Töchtertag - versucht Mädchen technische Berufe näherzubringen. An einem Tag können Mädchen Arbeitsluft in Betrieben schnuppern, die in einem traditionellen Rollenbild eher die Domäne von Männern sind. So stehen die Mädchen an Drehbänken, liegen unter Autos in Kfz-Werkstätten oder löten und schleifen, was das Zeug hält. In Oberösterreich haben dieses Jahr mehr als 1100 Mädchen in 300 Partnerbetrieben Technikluft geschnuppert. In Niederösterreich waren dieses Jahr bereits über 1578 Schülerinnen am Start.
Beim Girl's Day - einer Idee aus den USA, die in Europa übernommen wurde - sind es vor allem die weiblichen Mitarbeiter, die in techniklastigen Betrieben als Mentoren auftreten. Für den Lehrlingsbeauftragten der Bundesregierung, Egon Blum, ist dies auch der einzig gangbare Weg. Von Frau zu Frau könne der Funke besser überspringen. Es helfe nichts, wenn man darüber spricht, dass Frauen gleich gut sein können in technischen Berufen wie Männer, wenn die Schülerinnen vor Ort dann doch wieder keine Frauen zu Gesicht bekommen. Laut Blum solle man aber noch früher beginnen und die traditionellen Berufsschemata bereits in der Pflichtschule versuchen aufzubrechen.
Die Initiative allein reicht aber nicht aus. Schon gar nicht, wenn es - wie derzeit in Wien - sehr schwer ist für ein Kind, beim Töchtertag einen Platz zu ergattern. Manche Mütter, wie der Furche berichtet wurde, geben schließlich nach zwei Jahren auf.