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Mehr zahlen, damit die Bauern leben können
Die Regale der Supermärkte quellen über, die Auswahl ist längst unüberblickbar. Daß es einen Zusammenhang zwischen den teils wirklich „fantastischen“ Angeboten und der Lebensqualität ande-rer Menschen gibt, ist wohl nur wenigen bewußt. Ein gutes Beispiel ist Kaffee:
„Der Kaffeepreisverfall gefährdet die Existenz von Millionen Kleinbauern, die von der Kaffeeproduktion leben.“, so Helmut Adam; Ge- schäftsfüftfer von „TransFair Österreich“. „Zwischenhändler nutzen ihre Monopolstellung und zahlen mitunter weniger als den ohnehin Niedrigen Weltmarktpreis. Billiger Kaffee macht arm.“
Um zu überleben sind viele Kaffeebauern gezwungen, Monokulturen zu betreiben oder auf den riesigen Feldern der Kaffeemultis zu arbeiten. Diese Anbauweise erfordert hohen Einsatz an Pflanzen- „Schutz“mitteln. Landet der Kaffee auf unserem Tisch, sind diese Gifte längst ausgewaschen. Beim Arbeiten auf den Feldern kommen die Bauern aber damit in Kontakt und können schwere gesundheitliche Schäden davontragen. Außerdem werden durch die intensive Bewirtschaftung die Böden ausgelaugt, das Grund- wasser verseucht...
Die von Organisationen aus dem entwicklungspolitischen und kirchlichen Bereich getragene Initiative TransFair hat ein Siegel eingeführt, an dem fair gehandelter Kaffee zu erkennen ist. Kaffee mit dem Trans- Fair-Siegel kostet mehr als „normaler“. Die höheren Einnahmen und langfristige Abnahmeverträge verbessern die soziale Absicherung der Kaffeebauern. Die Gelder werden auch in Gesundheits- und Alphabetisierungsprogramme investiert.
„Besonders gefördert wird Mischanbau und andere Maßnahmen einer umweltgerechten Landwirtschaft.“ Adam verweist auf das ausgefeilte System der Kontrolle, damit die Mehreinnahmen tatsächlich den Kleinbauern zugute kommen und soziale sowie Umweltauflagen eingehalten werden.
Jean-Michel Krier, Geschäftsführer der EZA, die in Österreich Pionierarbeit beim fairen Handel leistet und auch die TransFair Idee eingebracht hat, streicht die Ausschaltung des Zwischenhandels als wesentliche Methode heraus. Damit wird garantiert, daß das im Laden gezahlte Geld bei den Produzenten und nicht auf Schweizer Nummernkonten landet. Das TransFair Siegel wird wegen des Erfolges nun auf Tee, Schokolade, Honig, Kakao... ausgeweitet.
Über die EZA oder die 68 Dritte-Welt-Läden, die von ihr beliefert werden, ist es schon lange möglich, auch Textilien, Spielzeug, Geschirr, Schmuck, Gewürze usw. zu erwerben. Auch da kommen die Einnahmen direkt den Regionen zugute, in denen sie möglichst sozial- und umweltgerecht produziert werden.
Um den alternativen Handel in Gang zu bringen, „braucht es Unternehmer, die nicht darauf aus sind, jedes Jahr -zig Millionen zu verdienen“, betont Krier. Im Fall der EZA sind es kirchliche Organisationen sowie ein privater Verein, den die Besitzer diverser Dritte-Welt-Läden tragen.
„Die Konsumenten sind bereit, für Produkte, bei denen klar ist, daß sie aus fairen Handel stammen, mehr zu zahlen“, ergänzt er. Auch für „normale Unternehmer“ ist also fairer Handel durchaus machbar. Der EZA-Umsatz ist in den letzten vier Jahren von 45 auf 68 Millionen gewachsen, Tendenz steigend.
Inzwischen finden sich TransFair Produkte auch in 2.000 „normalen“ Lebensmittelgeschäften. Ein österreichischer Kaffeehersteller konnte als Lizenznehmer gewonnen werden. In der Gastronomie kommt die hohe Qualität des Kaffees ebenfalls gut an. Fairer Handel heißt also nicht, keine Gewinne machen zu können. Das Europa-Parlament hat übrigens Anfang 1994 alle Institutionen aufgefordert, selbst Produkte aus fairem Handel zu beziehen und bei Handelsverträgen solche zu bevorzugen.
Ein weiteres Beispiel für den kommerziellen Erfolg von fairem Handel sind die Biobauern. Auch da kommen die Einnahmen direkt den Erzeugern zugute, die mit anerkannt umweltfreundlichen Methoden arbeiten. Gefördert werden so lokale Strukturen. Die Bioprodukte, die ihren Namen wirklich verdienen, finden sich nicht nur auf Märkten in Großstädten, in einigen Reformläden oder im Ab-Hof-Verkauf, sondern auch in Regalen einiger großen Supermärkte.
Ähnlich wie bei EZA- oder Trans- Fair-Produkten wird dabei auf den Verpackungen Informationen geliefert über Anbauweise und über die Situation der Produzenten.
„Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit wollen wir ungerechte Welthandelsstrukturen transparent machen und mit Hilfe der Verbraucher aufbrechen“, stellt Adam abschließend fest.
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