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Mein Ersparte kann Viel Wind machen

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Niemand weiß genau, was die Banken mit dem Geld der Sparer machen. Dennoch läßt sich gezielt nach ethisch-ökologischen Kriterien investieren.

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Niemand weiß genau, was die Banken mit dem Geld der Sparer machen. Dennoch läßt sich gezielt nach ethisch-ökologischen Kriterien investieren.

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Konsumenten können Konzerne das Fürchten lehren, auch wenn es nicht immer so spektakulär abläuft wie beim Boykott der Shell-Tankstellen während der „Brent Spar”-Affäre. Schon relativ geringe Umsatzrückgänge in solchen Situationen werden registriert. Und ähnlich wie mit dem Einkaufskorb, beispielsweise beim Boykott südafrikanischer Waren während des Apartheidregimes, kann man auch mit dem Geldbeutel seine innere Einstellung zu ökologischen oder sozial relevanten Themen demonstrieren, indem man sich genau ansieht, was denn mit dem Geld passiert, wenn man es „anlegt”. So mancher Friedens- oder Hainburg-Aktivist hat seine Ersparnisse von solchen Geldinstituten abgezogen, die Rüstungsexporte oder Großkraftwerke finanzieren.

Immer mehr Menschen legen ihr Geld inzwischen nicht mehr allein unter den traditionellen Gesichtspunkten Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit an. Sie wollen wissen, was mit ihrem Geld gemacht wird. Viele wollen beispielsweise nicht, daß damit Atomkraftwerke oder Chemieriesen unterstützt werden, sondern wollen etwas für den Schutz der Umwelt tun.

Die Motive dieser „Öko-Investoren” sind dabei sehr verschieden: sie reichen vom friedensbewegten Anleger, der nur ja keine Rüstungsaktien in seinem Wertpapierdepot haben will, über den idealistischen Öko-bank-Genossen, der sein Geld zinsfrei für Umweltprojekte zur Verfügung stellt, bis zum Spekulanten, der in der Umwelttechnologie die Wachstumsbranche der neunziger Jahre geortet hat und nun davon profitieren will.

Das Angebot an „Umwelt-Aktien”, „Öko-Investmentfonds”, „Öko-Immobilien” und anderen grünen Beteiligungsmöglichkeiten nimmt ständig zu: weltweit werden schätzungsweise schon an die zehn Billionen Schilling nach ethisch-ökologischen Kriterien angelegt. Oft ist jedoch Vorsicht geboten: mit dem Etikett „Umweltaktien” sind manche Anlageberater schnell bei der Hand, auch wenn es sich dabei um große Konzerne handelt, die zum Beispiel nur einen Bruchteil ihres Umsatzes im Bereich Umweltschutz tätigen, ansonsten aber normale oder eher „schmutzige” Geschäfte betreiben.

Auf den folgenden Seiten werden einige Möglichkeiten vorgestellt, sein Geld mit gutem Gewissen anzulegen.

Vorweg eine kurze geschichtliche Übersicht über die Entwicklung ökologischer Geldanlagen und häufig angewandte Kriterien zur Auswahl solcher Anlagen. Welche alternativen Geldanlageprodukte haben österreichische Banken, Unternehmen und Initiativen zu bieten?

Zur Finanzierung von Umwelt-' Schutzinvestitionen (zum Beispiel Bau von Kläranlagen) vergibt der von der Republik eingerichtete Ökofonds an Firmen und Gemeinden zinsgünstige Kredite. Seit der Privatisierung des Ökofonds ist die Österreichische Kommunalkredit AG für die Verwaltung der Gelder zuständig. Die Gelder werden bei den Bürgern aufgenommen, beispielsweise mittels „Umweltanleihen”, die über jede Bank zu kaufen sind und dem Sparer derzeit rund 5,5 Prozent Rendite garantieren. Die Mindestanlagesumme („Stückelung”) beträgt meist 10.000 Schilling.

Obwohl die Anleihen oft Laufzeiten von acht bis zwölf Jahren haben, kann man sie trotzdem jederzeit vor der sogenannten „Endfälligkeit” über die Börse auch wieder verkaufen. Entsprechend dem allgemeinen Zinsniveau schwankt auch der Kurs der Anleihe.

Wer zum Beispiel 1993 die mit 6 1/4 Prozent verzinste Kommunalkredit-Umweltanleihe - das Gesamtvolumen beträgt eine Milliarde Schilling - zum Ausgabekurs von 100,95 Prozent erworben hat, bekäme heute über 103 Prozent dafür, am Ende der Laufzeit wird sie zu 100 Prozent getilgt (Nominale: eine Milliarde Schilling.

Die Gelder aus dieser Anleihe dienen der Finanzierung kommunaler Projekte, bei denen der Umweltschutz im Mittelpunkt steht. Dazu zählen Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Kläranlagen, Altlastensanierung und so weiter.

Solche Anleihen gibt es übrigens nicht nur in Schilling, sondern auch in Dollar oder Schweizer Franken - und bald verstärkt in EURO. Die meisten Schillinganleihen notieren an der Wiener Börse, man kann sie über jede Bank kaufen. Die Zinsen werden jährlich - abzüglich Kapitalertragssteuer - ausbezahlt. Die Sicherheit der Anleihen ist (wegen der staatlichen Aufsicht beziehungsweise Garantien) sehr hoch.

Die „ökologische Hebelwirkung” ist gerade bei solchen Anleihen oft höher als bei anderen Öko-Investments, da die eingesetzten Beträge ein Vielfaches an Ümweltinvestitionen ermöglichen.

Banleihe edrofima: Die Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz finanziert ausschließlich „rollendes Material” für europäische Staatsbahnen, die ihre Aktionäre sind (zum Beispiel Deutsche Bahn mit 25 Prozent). Anleger können sich nur mittels Anleihen engagieren, die - durch zusätzliche Garantien der Bahnen sowie Regierungen - die höchste Bonität (AAA) haben.

Die marktüblich verzinsten Anleihen werden auch von vielen konventionellen Anlegern erworben, ÖkoInvestoren haben die Sicherheit, daß ihr Geld „nur auf Europas Eisenbahnschienen rollt”.

Banleihe europarat: Mit dieser für Flüchtlingsversorgung und -Wiedereingliederung zweckgewidmeten Anleihe finanziert der Europarat Projekte in den Herkunfts- und Aufnahmeländern. Sie sind marktüblich verzinst und vor allem aus sozialer Sicht interessant, weil mit diesen Geldern die Situation der Flüchtlinge in Europa verbessert wird.

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