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Modernes Industrieland

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Man kann dieser Entwicklung nur in dreifacher Hinsicht begegnen:

• durch Herabsetzung des Lebensstandards und Verringerung der Importe (Dieser Weg Ist bei einer fleißigen und geschickten Bevölkerung unpopulär und hat zudem eine Verengung des Welthandels zur Folge);

• durch längeres Arbeiten bei gleicher Ausrüstung und bei gleichem Ausbildungsstand;

• durch gleichlanges Arbeiten bei besserer Ausrüstung und bei steigendem Ausbildungsstand.

Erfolgt diese Korrektur bei passiver Leistungsbilanz nicht, dann ist eine Verschlechterung der eigenen Währungsposition sowohl hinsichtlich der Kaufkraft im Inland als auch bezüglich der Wechselkurse unvermeidlich. Dies zeigt sich in folgenden Erscheinungen: Die terms of trade und die terms of payment verschlechtern sich auf allen Ebenen, die Wettbewerbsfähigkeit geht zurück, die relative Verschlechterung des Lebensstandards schreitet in gleichem Maße fort, und der Versuch, dieser Entwicklung durch nominelle Erhöhung des Einkommens zu begegnen, muß

fehlschlagen und bildet letztlich die Ursache der schleichenden Geldentwertung.

Die österreichische Leistungsbilanz

war in den letzten 13 Jahren fünfmal aktiv und achtmal passiv. Betragsmäßig gesehen, ist das Passivum sogar rund 3,5mal so groß als das Aktivum, so daß sich aus diesem Grunde die österreichische Volkswirtschaft (öffentliche Hand und Privatwirtschaft) in dieser Zeit an das Ausland mit rund 11 Milliarden verschuldet hat.

Österreich entwickelt sich somit gefährlich zu einer Volkswirtschaft mit strukturell passiver Leistungsbilanz. Alle Bemühungen der Wirtschafts- und Währungspolitik und die Einstellung jedes einzelnen in diesem Lande müssen deshalb darauf gerichtet sein, aus diesem gefährlichen Zug herauszukommen. Nur dann kann man mit einer soliden Entwicklung der Vollbeschäftigung, des Lebensstandards und der Geldwertstabilität rechnen. Das Finanzproblem „Nummer Eins“, die ausgeglichene Leistungsbilanz unserer Volkswirtschaft, ist das Schlüsselproblem.

Jahr Ausstellungen (so etwa über technische Haushaltsgeräte, Photoapparate und Sportartikel) veranstaltet, die in allen vier Städten des Landes gezeigt werden. Über 50.000 Vorarlberger haben diese Ausstellungen besucht.

Thema Raumplanung

Die rasche wirtschaftliche Entwicklung und der Anstieg der Bevölkerungsziffern machte das Thema „Raumplanung“ aktuell. Das Land beauftragte Professor Dr. Wurzer von der Technischen Hochschule Wien mit dem Entwurf eines Regionalplanes für das Vorarlberger Rheintal. Die Vorarlberger Kammer für Arbeiter und Angestellte gab zu diesem Entwurf eine sehr ausführliche Stellungnahme

von der AK verfaßte Gutachten zu dem sogenannten „Seidelbericht“ zeigte Ansatzpunkte dafür auf.

Eine Voraussetzung für die Änderung der Wirtschaftsstruktur wäre eine entsprechende Berufsausbildung. Schon bisher versuchte die AK, in ihrem Kursprogramm Arbeitern und Angestellten Möglichkeiten zur Berufsweiterbildung zu geben.

Der Ausgabenposten für Bildung

ist der höchste unter den sachlichen Ausgaben im Budget der Vorarlberger Arbeiterkammer. Kurse für berufliche Weiterbildung sind nur ein Teil des vielfältigen Kursprogramms der Volkshochschule der Arbeiterkammer. Di

Die Wirtschaft Vorarlbergs wird vom industriellen Sektor beherrscht: Fast 40 Prozent des Volkseinkommens werden in der Industrie geschaffen. Vorarlbergs Industrie erzeugt 5 Prozent des Brutto-Produktionswertes der österreichischen Industrie und übertrifft damit erheblich seinen Bevölkerungsanteil von 3,6 Prozent.

Innerhalb der Industrie überragt die textile Fertigung sowohl beschäftigungs- als auch produktionsmäßig alle übrigen Zweige. Auf Grund dieser textilen Prägung wird Vorarlberg zu Recht als das Textilland Österreichs bezeichnet. Wenn die Produktionsstatistik zeigt, daß sich im Rahmen der österreichischen Textil- und Bekleidungsindustrie die Vorarlberger Betriebe in der Vergangenheit überdurchschnittlich gut entwickelt haben, so liegt das.nicht nur an der alten Textiltradition des „Landlos“ oder an den besonders engen Kontakten stark exportabhängiger Betriebe mit den westlichen Absatzmärkten, sondern auch an der Vielseitigkeit und Beweglichkeit der Produktionsstruktur. Einem sinkenden Anteil der traditionellen Baumwollindustrie (allerdings bei steigender Produktion) stehen besonders expansive Wirkerei- und Strickereibetriebe, aber auch eine schnell wachsende Bekleidungsindustrie gegenüber. Eine eindrucksvolle Entwicklung nahmen auch die Vorarlberger Stickereiwirtschaft mit ihrem fast hundertprozentigen Ausfuhranteil und die Wollindustrie. Parallel zu diesem dynamischen Wachstum der Textil- und Bekleidungsindustrie, der textilintern von Struktur-

verlagerungen begleitet war, vollzog sich in dieser ehemals stark arbeitsintensiven Branche ein eindrucksvoller Ratrionalisierungs- und Automatisierungsprozeß. Vorarlbergs Textilindustrie ist heute hochgradig kapitalintensiv und entspricht in dieser Hinsicht bestem internationalen Standard.

Neben dem textilen Bereich,

der auch in Zukunft die tragende Säule der Vorarlberger Industrie bilden wird, beherbergt das Land viele moderne, zum Teil seit Jahrzehnten bestehende Betriebe der Eisen-, Metall- und Elektroindustrie, die Erzeugung von Nahrungs- und Genußmitteln, Holz- und Papierverarbeitung, chemische Industrie usw. Diese nichttextilen Zweige haben den industriellen Ruf des Landes maßgeblich mitgeformt und bestehen zu einem erheblichen Teil aus hochtechnisierten und -qualifizierten Unternehmen für Spezialprodukte. Vorarlbergs Industrie, wie sie sich heute darstellt, ist das Produkt unternehmerischen Ideenreichtums, von Risikobereitschaft und gutem sozialen Klima, vor allem aber des Fleißes der hier lebenden Bevölkerung. Mit diesen Tugenden haben sich das Land vor dem Arlberg und seine Industrie trotz mancher Standortnachteile (fehlende Rohstoffbasis, periphere Lage zu den Konsumzentren, EWG-Schranken an der Landesgrenze) bisher sehr erfolgreich entwickelt; auf dem gesunden Mittelweg zwischen Verantwortungsbewußtsein und Wagemut hofft man, hier auch in Zukunft zu bestehen.

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