Nudging - oder wie eine Stubenfliege diszipliniert
Statt mit Bußgeldern und Vorschriften werden Menschen zunehmend mit subtilen Anreizen und verhaltensverändernden Mechanismen auf den Pfad der Tugend gebracht. Das Zauberwort lautet Nudging. Ein sanfter Schubs oder doch nur Manipulation?
Statt mit Bußgeldern und Vorschriften werden Menschen zunehmend mit subtilen Anreizen und verhaltensverändernden Mechanismen auf den Pfad der Tugend gebracht. Das Zauberwort lautet Nudging. Ein sanfter Schubs oder doch nur Manipulation?
Im Jahr 1999 beschloss das Management am Schiphol Airport in Amsterdam, die Kosten zu senken. Einer der Hauptausgabeposten war die Reinigung der Herrentoilette. Männer zielen beim Urinieren zuweilen nicht genau, was einige unschöne Nebeneffekte haben kann. Was also tun? Man hätte ein Hinweisschild an den Toiletten aufhängen können, das die Besucher an ihre Hygienepflichten erinnert. Der Flughafenmanager Aad Kieboom hatte jedoch eine andere Idee: Er ließ an jedem Urinal das Bild einer schwarzen Stubenfliege anbringen. Damit, so die Annahme, hätten die Besucher der Herrentoilette ein Zielobjekt. Und tatsächlich: Die Zielgenauigkeit erhöhte sich um 80 Prozent.
Entscheidungsarchitektur
Nudging nennt sich diese Verhaltenssteuerung, bei der Menschen in die „richtige“ Richtung gelenkt werden. Die Ökonomen Richard Thaler und Cass Sunstein verstehen unter Nudge „alle Maßnahmen, mit denen Entscheidungsarchitekten das Verhalten von Menschen in vorhersagbarer Weise verändern können, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen oder wirtschaftliche Anreize stark zu verändern“. Geht es nach Thaler und Sunstein, sind gute Entscheidungen eine Frage des Designs.
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