Per Mausklick in die Globalisierung

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Chatrooms, Skype und moderne Technologien öffnen heimischen Unternehmern den Weg zum Erfolg auf internationalen Märkten.

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Chatrooms, Skype und moderne Technologien öffnen heimischen Unternehmern den Weg zum Erfolg auf internationalen Märkten.

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Um neun Uhr in der Früh ins Büro und um 17 Uhr wieder nach Hause? "Bei uns sieht das schon lange nicht mehr so aus", lacht Mike Heininger, Geschäftsführer von 7Sheep. Gemeinsam mit seinen sechs Mitarbeitern entwickelt er Online-Lösungen für Marketing-Automation. Das Mutterunternehmen des Spin-Offs hat schon 2010 das Büro aufgelassen, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr von zuhause aus arbeiteten. "Wir haben uns eigentlich nur noch einmal in der Woche zum Jour Fixe gesehen, den Rest der Woche stand das Büro quasi leer", erzählt Mike Heininger.

Treffen im Business-Chat

Statt im Büro trifft sich das Team von 7Sheep nun im Business-Chat. Arbeitszeiten können flexibel gestaltet werden, das tägliche Pendeln ins Büro erübrigt sich und individuelle Lebensplanungen können leichter verwirklicht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Österreich, England und den USA, wobei es auch Zeitunterschiede zu überwinden gibt, wenn zum Beispiel ein Termin für eine Skype-Konferenz gefunden werden muss. Zum Smalltalk trifft man sich im Chatraum "Lounge", wo es auch vorkommt, dass Fotos vom aktuellen Arbeitsplatz ausgetauscht werden.

Über die Arbeit wird in den jeweiligen projektbezogenen Chats gesprochen. "Braucht man einmal seine Ruhe, kann man den Chat einfach verlassen", erzählt Heininger. Das Entstehen von neuen Wirtschaftsstrukturen und Arbeitsweisen belegt auch die Studie "Neue UnternehmerInnen" der KMU Forschung Austria. Zentral ist dabei die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft sowie das Verschwimmen von Grenzen -sowohl zwischen den Branchen als auch zwischen Privatperson und Unternehmen.

Das ergibt jedoch auch Schwierigkeiten: "Wenn man von zuhause aus arbeitet, muss man seinen Kindern gut erklären, dass man im Home-Office nicht dauernd gestört werden darf", erzählt Heininger. Zudem ergeben sich laut Studie ganz neue Formen des Unternehmertums, begünstigt durch technologische Entwicklung und sinkende Markteintrittsbarrieren.

Im Zuge der Teilnahme an der Initiative "Go-Silicon Valley" der Wirtschaftskammer Österreich konnte das Unternehmen 7Sheep den US-Markt besser kennenlernen und zu sich finden: "Seitdem sagen wir, dass wir Marketing-Automation betreiben -ein Begriff, der in den USA schon vollkommen geläufig ist", so Heininger. Das junge Unternehmen nimmt nun außerdem nicht mehr nur den europäischen Markt ins Blickfeld, sondern arbeitet an einer stärkeren internationalen Ausrichtung.

Trend zur Internationalisierung

Der Trend zur Internationalisierung kann allgemein für Österreichs Unternehmen bestätigt werden: Laut dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM), der weltweit größten Vergleichsstudie zur unternehmerischen Aktivität, sind bereits 10,7 Prozent der österreichischen Jungunternehmen sogenannte "born globals", also Unternehmen, die 75 Prozent Kunden im Ausland haben. "Österreich braucht als kleine, offene Volkswirtschaft den Außenhandel, um erfolgreich zu sein. Die Unternehmen haben tolle Erfolgsmöglichkeiten, wenn sie den Weg ins Ausland suchen", betont Christoph Schneider, Leiter der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik der WKÖ.

Der GEM 2014 untersuchte erstmals speziell Unternehmen aus den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation (FTI)."Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen aus dem FTI-Bereich eine starke Rolle bei der Dynamisierung der heimischen Wirtschaft einnehmen. Solche Unternehmen, die die neuesten Technologien nutzen, die Technologieführer sind, oder solche Unternehmen, die innovative Nischenplayer sind, haben zum Beispiel hohe Beschäftigungserwartungen", erklärt Christoph Schneider. Allgemein stellt der GEM Österreich ein gutes Zeugnis aus. Die gesamte unternehmerische Aktivität liegt hierzulande bei 18,2 Prozent, damit rangiert Österreich auf dem dritten Platz in der EU (ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber 2012).

Kritik an hohen Steuern

Auch die Rate des frühen Unternehmertums (Unternehmen in Vorgründungsphase oder jünger als 3,5 Jahre) ist mit 8,7 Prozent noch immer hoch, wenngleich sie seit 2012 ein wenig zurückgegangen ist. Der GEM kritisiert jedoch die hohe Steuern-und Abgabenlast, die Bürokratie und unzureichende unternehmerische Erziehung im Bildungsbereich, was zur Angst vor dem Scheitern und geringerer Risikobereitschaft beiträgt. Demgegenüber streicht Christoph Schneider hervor, dass 82 Prozent ein Unternehmen aus Möglichkeitsmotiven heraus gründen: "Weil es Freude macht, weil man sich selbst verwirklichen kann." Dass es Sinn macht, ein Unternehmen zu gründen, zeigt auch die hohe Überlebensrate von Unternehmen in Österreich.

Auch das Jungunternehmen 7Sheep wagt deshalb den Blick in die Zukunft und rechnet damit, dass in ein paar Jahren deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Marketing-Automations-Lösungen tüfteln werden.

Diese Seite entstand in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich.

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