6781304-1969_44_21.jpg
Digital In Arbeit

Pfandbrief sparen -Kapitalmarkt

Werbung
Werbung
Werbung

Dieser Aufsatz soll sich mit dem Sparen in Pfandbriefen und KommunalObligationen beschäftigen, wobei aber auch eine Beleuchtung des Kapitalmarktes und seiner Gegebenheiten speziell aus der Sicht der Daueremittenten erfolgt. Zunächst darf also vom Pfandbrief selbst gesprochen werden. Dieses alte, aber auch in der modernen Wirtschaft bestens ver- wendungsfähige Sparinstrumemt, sowie seine jüngere Schwester, die Kommunalschuldverschreibung, werden von den Pfandbriefinstituten, das sind die neun Landeshypothekenanstalten, die Creditanstalt-Bankverein und das Österreichische Creditinstitut, begeben. Für beide Wertpapiere gilt nach dem Gesetz der Grundsatz des Deckungsgleichgewichtes, die Besitzer dieser Papiere sind aber auch vor der Konkurrenz mit anderen Gläubigern bei einem Konkurs der Emittenten oder auch außerhalb eines solchen geschützt. Dem Pfandbrief steht demr . ch neben der Leistungspflicht des ausgebenden Institutes ein Pfandrecht auf Grund und Boden, und zwar in mündelsichefen Grenzen, der Kommunal- s eh uld Verschreibung steht neben der Institutsverpflichtung die Absicherung durch eine umilagenberechtigte Körperschaft gegenüber.

Der 200. Geburtstag

Vor wenigen Wochen wurde in Österreich und anderen Ländern übrigens der 200. Geburtstag des Pfandbriefes gefeiert. Dieses Wertpapier hat drei Vorläufer, nämlich die Bremer „Handfesten“, die „Ledernen Briefe“ und holländische „Kolonialöbligatiönen“. Die ersterwähnten Handfesten hatten bereits eine Stückelung aufzuweisen und können als Rentenschuldbriefe auf Hausbesitz bezeichnet werden, die Ledernen Briefe waren gleichsam Grundschuldzertifikate auf schlesische Rittergüter, und dies bereits in einer Zeit, als Schlesien noch unter österreichischer Herrschaft war. Die holländischen Kolonialobligationen waren auf überseeischen Plantagen abgesichert. Die Verwüstungen des Siebenjährigen Krieges zwischen Österreich und Preußen in Schlesien hatten die Aufbringung beachtlicher Geldmittel erfordert und dies war schließlich der Grund, weshalb durch eine Kabinettsorder Friedrich II. von Preußen vom 29. August 1769, sowie durch die auf Grund derselben erlassenen Satzungen der „Schlesischen Landschaft“ der Pfandbrief in seinen Grundzügen geschaffen worden ist. Die bereits damals in sehr vorsichtiger Weise festgesetzten und den Interessen der Wertpapierbesitzer dienlichen Beleihungsgrenzen der Grundstücke haben den Pfandbrief von allem Anfang an zu einem Wertpapier mit bester Absicherung gemacht. Neben dem Grundpfandrecht, das damit gegeben war, hafteten auch die Landschaft selbst und alle ihr angeschlossenen Grundbesitzer für die Verbindlichkeiten aus dem jeweils ausgestellten Pfandbrief. Das österreichische Gesetz betreffend die Wahrung der Rechte der Besitzer von Pfandbriefen ex 1874, sowie die eingangs zitierten, 1938 aus Deutschland übernommenen beiden Gesetze haben schließlich das schon erwähnte Deckungsgleichgewicht zwischen diesen Emissionen und den Ausleihungen, sowie die angeführten Vorrechte der Pfandbriefbesitzer festgelegt. Mit diesen Gesetzen wurde der Pfandbrief - auch aus einem Hypothekenzertifikat zu einem — um es modern zu sagen — Hypotheken-Inveslment- zertifikat. Es bleibt zu erwähnen, daß ein Beweggrund, der zum Kauf von Pfandbriefen anreizt, nämlich die ausgezeichnete Absicherung, bei diesem Wertpapier von allem Anfang an eine wesentliche Rolle gespielt hat. Diese Absicherung war es auch, die aus dem Pfandbrief sehr rasch ein langfristiges Wertpapier herausgebildet hat.

Sicherheit, Vertrauen

Die Voraussetzung für das Sparen und speziell für das langfristige Sparen ist das Vertrauen in die politische und wirtschaftliche Sicherheit des Staates. Dieses Vertrauen des sparwilligen Publikums wird generell durch allgemein- politische Momente, im besonderen durch wirtschaftspolitische, und schließlich, den Kapitalmarkt betreffend, durch Maßnahmen erzielt, die eine eben auch langfristige Geldveranlagung ohne unbilliges Risiko ermöglichen. Neben der vorerwähnten ausgezeichneten Absicherung des Pfandbriefes und der Kommunalschuldverschreibungen sind insbesondere die letztgenannten Umstände ein wesentlicher Grund, der den Erwerb dieser festverzinslichen Wertpapiere fördert. Im besonderen sind es für diesen Bereich des Kapitalmarktes Maßnahmen, die in den Begriff der Markt- und Kurspflege einzuordnen sind, deren vorbildliche und allgemein anerkannte Durchführung durch die Pfandbriefinstitute die Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen zu jederzeit und günstigst verwertbaren Papieren gemacht hat. Betont darf hier auch werden, daß. unter Marktpflege alle positiven Maßnahmen zu verstehen sein werden, die ein möglichst reibungsloses und damit gesundes, evolutionäres Funktionieren des Marktes zur Folge haben. Darunter fallen alle Maßnahmen der eigentlichen Kurspflege. Zur Marktpflege zählen aber auch die Problematik der jeweiligen Kapitalmarktbelastung und die Wahl der Konditionen für neue, festverzinsliche Wertpapiere. Dies allein schon deshalb, weil ein Übergehen zu anderen Bedingungen, so vor allem zu einem höheren Nominalzinssiatz, recht unangenehme Störungen des Marktes — und dies abgesehen von der Ausleihungsseite und der dort etwa bei Anheben des Kapitalmarktzinssatzes sich ergebenden Steigerungen’der Sollzinsen — im Gefolge haben könnte.

Zweifellos werden bei einem Anheben des Kapitalroarktzinssatzes die niedriger ausge-statteten Werte im Kurs fallen, ein Umstand, der dem Besitzer solcher Papiere kaum angenehm sein wird, und schließlich sogar dazu führen kann, daß er es trotz der wohl nun besseren Nominalverzinsung unterläßt, neue Wertpapiere zu erwerben.

Gehobenes „Image“

Er wird vielmehr bei Sinken des Kurses vielleicht dazu verleitet werden, auch seine Papiere aibzustoßen, bevor sie noch tiefer notieren, und geneigt sein, sich anderen Sparformen zuzuwenden. Gekauft wird nämlich, wie die Erfahrung lehrt, nicht bei günstigen Verkaufskursen, sondern gerade umgekehrt, selbst wenn die Rendite hierzu nicht parallel verläuft. Ein Gebot für jeden Emittenten wird es daher sein, seine außerordentlichen Bemühungen allen Komponenten der Markt- und Kurspflege zuzuwenden, um so die Situation auf dem Kapitalmarkt möglichst schwankungsfrei ziu gestalten. Wie gewissenhaft die Pfandbriefinstitute in dieser Weise seit eh und je Vorgehen, zeigt der Umstand, daß bei Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen Kursveränderungen ausschließlich bei Änderungen des Kapitalmarktzinssatzes ein- treten. Aber auch in diesen — dann notwendigerweise gegebenen — Fällen halten sich die Variationen in kleinen Ausmaßen, ein weiterer Umstand, der das Image für diese Wertpapierkategorien außerordentlich gehoben hat. Trotz dieser geringen Schwankungsbreiten halten sich die jeweils gegebenen Rückflüsse in Grenzen. Ein weiterer Beweis dafür, in welch hohem Ausmaß, resultierend aus der Wertstabilität dieser Papiere, die Kundschaft dieser Anlageform Vertrauen entgegenbringt.

Wirtschaft als Einheit

Speziell zu letzterwähntem Thema muß aber ausdrücklich festgestellt werden, daß der Kapitalmarkt, wie auch generell gesehen die Gesamtwirtschaft eines Landes, jeweils als Einheit betrachtet werden muß. Unter Beobachtung der Interdependenz des Marktes müssen die Konditionen der auf diesem auftretenden Wertpapiere auch vernünftig aufeinander abgestimmt sein. Diese Abstimmung ist erforderlich, um allen Wertpapieren den notwendigen Bereich zu belassen, den sie auf Grund der Erfordernisse der schließlichen Finanzierungen haben müssen. Es geht nicht an, bei Beobachtung des Wertpapiergeschäftes nur oder zu überwiegend die Verkaufsseite zu betrachten. Zweck des Verkaufes der Papiere ist es ja, in entsprechender, wirtschaftsadäquater Weise, Kapital für die Investitionen zur Verfügung zu erhalten. Auch hier sei besonders von den Finanzierungen gesprochen, die auf Grund des Absatzes von Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen erfolgen.

15 Milliarden im Umlauf

Der Gesamtumlauf an Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen der österreichischen Pfandbriefinstitute hat sich Ende August 1969 auf etwa 15 Milliarden Schilling belaufen. Papiere der Landes-Hypotfaekenan- stalten partizipieren daran mit etwa 80 Prozent, solche der Creditanstalt-Bankverein und des österreichischen Credit-Institutes machen die weiteren 20 Prozent aus. Das aus dem Verkauf dieser Werte zum selben Zeitpunkt finanzierte, aushaftende Kreditvolumen gleicher Höhe verteilt sich traditionsgemäß auf die wichtigsten Wirtschaftssparten wie folgt: die Ausleihungen an Bund, Länder, Gemeinden. und sonstige Körperschaften belaufen sich auf über 4,5 Milliarden, jene an Woh- nungs- und Siedlungsvereinigungen erreichen fast die 3-Milliarden-Grenze, die Ausleihungen an die Land- und Forstwirtschaft liegen bei 2,8 Milliarden, an die Industrie haften gegen 1,5 Milliarden aus, an den Verkehr und insbesondere Fremdenverkehr sind ¡nicht ganz 1 Milliarde vergeben. Die gesamten aus Kommunalobligationen finanzierten Kommunaldarlehen belaufen sich derzeit auf etwa 6 Milliarden, womit gesagt werden kann, daß die Kommunalschuldverschreibung als das Finanzierungsinstrument speziell für kleine und mittlere Gemeinden unbestritten an erster Stelle steht. Die jährlichen Umlauf- erhöhungen bei Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen belaufen sich in letzter Zeit auf über 2 Milliarden Nominale, die jährlichen Neuausleihungen aiuf der Basis des Absatzes von Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen bewegen sich, unter Berücksichtigung der entsprechenden Rückflüsse, bei etwa 3,3 Milliarden.

Die hier skizzierten Finanzierungen sind naturgemäß langfristiger Natur und liegen meist zwischen Laufzeiten von zehn und 20 Jahren, im Wohnbau meist sogar bei 25 Jahren. Verständlich erscheint, daß dem Vorgesagten zufolge die den Finanzierungen gegenüberstehenden Wertpapiere, also die Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen, in ihren Laufzeiten wesentlich zu jenen der Finanzierung tendieren. Weiters erscheint es verständlich, daß in den angeführten Wirtschaftssparten, so etwa in der Landwirtschaft, aber auch im Fremdenverkehr, die Rückzahlungsbelastungen der Kreditnehmer möglichst gering gehalten werden müssen. Es ergibt sich daraus, daß sich auch die Konditionen der Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen nach diesen Gesichtspunkten zu richten haben. Aber auch über den Bereich dieses Wertpapiergeschäftes hinaus erfordern es die anderen notwendigen Finanzierungen, die etwa über Bundes- oder Energieanleihen abgewickelt werden, in grundsätzlich ebensolchem Ausmaß, daß hier die Finanzierungsbelastungen in Grenzen gehalten werden. Naturgemäß kann, da die Wertpapiere ja schließlich verkauft werden müssen, die Situation auf der Absatzseite, und hier im Hinblick auf das Näherrücken der Kapitalmärkte der freien Welt, die Lage der wesentlichen westlichen Kapitalmärkte nicht übersehen werden. Die Erfordernisse sowoh’ auf der Absatzseite wie auf der Finanz rungsseiie werden hier also jeweils abgewogen werden müssen. Diese gesamtwirtschaftlichen Überlegungen sind es, die die Pfandbriefinstitute zu möglichster Stabilhaltung in der Ausstattung der Emissionen veranlassen. Nur zu verständlich erscheint es aber auch, daß die Pfandbriefinstitute als Daueremittenten in noch beachtlich stärkerem Ausmaß als die Einmalemittenten der Zins- und Emissionspolitik ihr besonderes Augenmerk zuwenden.

Steuerbegünstigung

Die von den Pfandbriefinstituten ihren Emissionen gegenüber aufgebrachte Obsorge hat im übrigen, wenn auch in relativ engen Grenzen, eine Unterstützung dadurch gefunden, daß mit 1. Jänner 1968 endlich auch für Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen eine grundsätzliche Gleichstellung hinsichtlich der Steuerbegünstigung mit anderen festverzinslichen Werten eingetreten ist. Zu einigen, zwar zunächst mehr technischen Bestimmungen des entsprechenden Gesetzes, die sich jedoch auch wirtschaftlich auswirken, wären vom Standpunkt der Pfandbriefemissionen noch Überlegungen anzubringen; die wesentlichste lautet dahin, daß es speziell im Hiniblick auf die durch den Verkauf von Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen finanzierten, langfristigen, für die Wirtschaft beachtlichen Investitionen, wie sie oben schon skizziert wurden, angebracht wäre, die Prämisse zur Erlangung der steuerlichen Begünstigung beim Erwerb solcher Papiere von der bestehenden Regelung, wonach die Laufzeit solcher Werte mindestens 15 Jahre betragen muß, insoweit abzuändern, daß vielmehr eine 15jährige Behaltefrist festgelegt würde.

Künftige Chancen

Abschließend darf auch noch einiges zur Frage der künftigen Marktchancen des Pfandbriefes gesagt werden, ist es doch gerade derzeit so, daß, ausgehend von anderen Vorbildern, auch in Österreich nach mehr Phantasie auf dem Rentenmarkt gerufen wird. Zweifellos ist zu bemerken, daß auch in Österreich auf Grund verschiedener Umstände nun, allerdings nur renditemäßig gesehen, etwas günstiger liegende, andere festverzinsliche Werte auf den Markt kommen und damit der — man darf sagen: klassische — Pfandbrief vielleicht etwas bedrängt erscheinen mag. Verständlicherweise aber bemühen sich auch die Pfandbriefinstitute, dem „Geschmack“ des Käuferpublikums möglichst entgegenzukommen, wie dies durch mit 15jähriger Laufzeit ausgegebene sogenannte Tiilgungspfahdbriefe in beschränktem Ausmaß bereits geschehen ist. Alles in allem gesehen, werden jedenfalls die immer größer werdenden weiteren Bedürfnisse der Wirtschaft im Bereiche der langfristigen Investitionen einerseits, wie auch vor allem der zusätzlich zur ausgezeichneten Absicherung gegebene besondere Vorteil, der auch derzeit für Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen vorliegt, Umstände sein, die sowohl Finanzierungen in beachtlichem Ausmaß über die von den Pfandbriefinstituten begebenen Werte erfordern, anderseits diesen Papieren auch weiterhin einen sehr beachtlichen Käuferkreis auf privater Basis nicht nur sichern, sondern weiter ausdehnen werden.

Gerade dann wird man in langfristigen Werten sparen, wenn Vertrauen in eine gesunde Weiterentwicklung des Staates und damit der Wirtschaft gegeben ist Insoweit ist das Ausmaß der Verkäufe von Pfandbriefen jeweils auch ein Gradmesser für derartige Gegebenheiten, damit aber auch für einen gesellschaftspolitisch gesehen gesunden Wohlstand freier und unabhängiger Menschen. Erfreulich ist es daher, festzustellen zu können, daß das Sparen in Pfandbriefen als soliden Sparinstrumenten mit hohem Ertrag in Österreich immer beliebter wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung