Politische Kontrolle über die Märkte

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Der Präsident der großen Nation hat Großes vor: Frankreich hat den Kampf gegen explodierende Rohstoff- und insbesondere Nahrungsmittelpreise in der Welt zum Top-Thema seiner G-20-Präsidentschaft ausgerufen. Werde dem massiven Preisanstieg bei wichtigen Agrar-Produkten nicht Einhalt geboten, drohten in armen Ländern soziale Unruhen, warnte Präsident Nicolas Sarkozy am Montag bei der Vorstellung seiner G-20-Agenda. Wir wollen hoffen, dass er mit der Prognose nicht recht behält, selbst wenn nahezu alle Anzeichen dafür sprechen, sie für zutreffend zu halten.

Die Lage ist in der Tat dramatisch. Indien hat zum Jahresbeginn wegen der um 15 Prozent über dem Vorjahresniveau liegenden Preise für Lebensmittel die Zinsen erhöht. Es war die siebente der nahezu monatlich erfolgenden Zinserhöhungen. In China legen die Lebensmittelpreise zu wie seit zwei Jahren nicht mehr, und gleiches gilt für afrikanische Länder: In Nordafrika kam es zu folgenschweren Brotunruhen, im Südsudan stiegen die Preise nach dem Referendum um über 50 Prozent an. Proteste gegen Preiserhöhungen erfassten auch Jordanien. Alle Beobachtungen werden von der UNO zusammenfassend bestätigt: Die weltweiten Lebensmittelpreise liegen so hoch wie nie. Die Ansage von Präsident Sarkozy kommt zur rechten Zeit.

So stellt sich die Frage nach ihren Folgen. Die Vertreter der Realwirtschaft machen Hedgefonds, ihre Spekulationen und Warentermingeschäfte für die Preissteigerungen verantwortlich. Diese weisen das geradezu empört zurück, nennen Dürre, schlechte Ernten zunehmende Anzahl der Weltbevölkerung als Ursachen. Diese Erklärungen sind, gelinde gesagt, miese Behübschungen, widerwärtige Ausflüchte, Ausreden also, die nicht die Sache erhellen, sondern das Bild von jenen verdunkeln, die sie verbreiten.

Nicolas Sarkozy hat während Frankreichs G-8- und G-20-Präsidentschaft wirklich Großes vor, will er den globalen Preisanstieg bei Lebensmitteln bekämpfen. Das wird nur gelingen, wenn die Politik wieder die Kontrolle über die Märkte zurückerobert. Es waren die G-8 und G-20, welche sie vor Jahren abgetreten haben.

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