Qualifikation für Integration und Wettbewerb

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„Jede zusätzliche Sprache, jede zusätzliche Kultur in unserer Gesellschaft ist wirtschaftlich ein Vorteil“, sagt Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung Wien (IV). In ihrer Broschüre „Vielfalt als Chance und Wachstumsstrategie“ spricht sich die IV Wien dafür aus, Internationalität auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zu fördern.

„Gerade in Städten wie in Wien brauchen wir hoch gebildete Menschen, und davon haben wir zu wenige“, so Kapsch. „Wir müssen überlegen, welche Qualifikationen wir kurz- als auch langfristig benötigen“, sagte Kapsch. Qualifizierte Migration sichere die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt, denn es fehle etwa an Technikern und an Naturwissenschaftern.

Tatsächlich stellt der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften heimische Firmen vor Probleme: 83 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben Schwierigkeiten, gut ausgebildetes Personal zu finden, ergab das „Mittelstandsbaromter 2008“ von Ernst & Young. Migration und Integration können dies ausgleichen: Nur 13 Prozent der Österreicher, aber 17 Prozent der ausländischen Staatsbürger verfügten über eine akademische Ausbildung. Andererseits sei bei Zugewanderten der Anteil jener, die nur die Pflichtschule abgeschlossen hätten, doppelt so hoch wie unter den Österreichern.

Margit Kreuzhuber, Beauftragte der Wirtschaftskammer Österreich für Migration und Integration, empfiehlt, die Ressourcen bereits in Österreich lebender Migranten besser zu nutzen: „Interkulturelle Kompetenzen, Auslandserfahrung und vielfältige Sprachkenntnisse sind für Unternehmen von unschätzbarem Wert“, sagt sie.

Lücken schließen, Chancen nutzen, Netzwerke bauen

Die Kammer startete kürzlich einen neuen Durchgang des Projekts „Mentoring für MigrantInnen“. In Wien, Ober- und Niederösterreich nehmen 90 Paare daran teil, drei Viertel der Mentees sind Akademiker. Ziele sind, Berührungsängste zwischen Unternehmen und Migranten ab- und neue Netzwerke aufzubauen. Einer der Projektpartner ist der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF). „Oft sind es fehlendes Wissen über den Arbeitsmarkt und der Mangel an Netzwerken, die hoch qualifizierte Migranten in Jobs weit unter ihrem Qualifikationsniveau drängen“, sagt Judith Safar, zuständig für Projekte und Qualitätssicherung.

Der Integrationsfonds zog daraus, teils gemeinsam mit der Wirtschaft, die Konsequenzen. Die Mitarbeiter unterstützen Migranten bei der Jobsuche mit Deutschkursen, mit Analysen ihres Potenzials und mit Training zu persönlicher Stärke. Eine Hürde stellt für Migranten die fehlende Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen dar. „Aber durch Praktika gelingt es dann, diese Kompetenzen auch für den Arbeitgeber sichtbar zu machen“, sagt Kreuzhuber.

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