Rasante Absage an Gentechnik

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Am Molkereisektor steht eine Revolution bevor: Das gesamte österreichische Milchsortiment soll gentechnikfrei werden.

Wenn alles klappt, bekommen wir einen Exportartikel, der europaweit Furore machen kann", berichtet Ernst Halbmayr, begeistert über die jüngst erfolgten Weichenstellungen in der Milchwirtschaft. Bis in einem halben Jahr soll es nämlich nur noch kontrolliert gentechnikfreie Milchprodukte im Handel geben, erklärt der Gentechnikexperte der ig-Milch, in der sich Milchbauern selbst organisiert haben, um ihre Interessen zu vertreten. "Wir konnten den Molkereien darlegen, dass es Sinn hat, die gesamte Milchwirtschaft gleichzeitig auf Gentechnikfreiheit umzustellen."

Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, zeigt sich zwar vor allem wegen der bisher nicht gelösten Frage, ob der Handel die zusätzlichen Kosten tragen werde, weniger begeistert. Aber auch er bestätigt den Umbruch: "Wir gehen davon aus, dass es ein akkordiertes Vorgehen der Milchwirtschaft geben wird."

Vorgeprescht war die niederösterreichische nöm - sie war zuvor monatelang von Greenpeace an den Pranger gestellt worden -, die die gesamte Frischmilch nur noch gentechnikfrei anbieten will. Das entspricht etwas mehr als der Hälfte der gesammelten nöm-Milchmenge.

Während Greenpeace jubelte, hatten sich die Bauern der ig-Milch mit der Vorgangsweise der nöm gar nicht erfreut gezeigt: Zum einen warfen sie ihr vor, die Kosten der Umstellung aus zuvor den Bauern vorenthaltenen Milchgeldern finanziert zu haben. Zum anderen befürchteten sie, dass andere Molkereien, die sich unter Zugzwang fühlen, die Mehrkosten einer Umstellung den Bauern anlasten könnten - Mehrkosten, die nicht verkraftbar gewesen wären. Nun sei eine vorläufige Lösung gefunden worden: "Wir machen die Vorleistung und stellen die gentechnikfreie Milch zur Verfügung, die Mehrkosten für die Bauern von rund zwei Cent je Liter müssen aber auf jeden Fall zusätzlich abgegolten werden", fordert Halbmayr. Sollte alles klappen, wäre dies ein Schutz für die österreichische Milch, ein Schritt in Richtung Ernährungssouveränität, zu qualitativ höherwertigen Lebensmitteln und eine Zukunftschance für die Milchbauern. Im Anschluss soll die Gentechnik aus allen Milchprodukten verschwinden - wie beispielsweise aus den Aromen von Joghurts.

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