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Der Kampf gegen Schwarzarbeit steht nun auf der Agenda der europäischen Wirtschaftsverbände.

Vierzehn Millionen Arbeitslose Europäer - das sind so viele Personen, wie in Finnland, Österreich, Schweden und Belgien insgesamt beschäftigt sind - hat die Europäische Union. Dem gegenüber stehen rund 21 Millionen Jobs, die es offiziell gar nicht gibt und für die auch keine Steuern abgeführt werden. Die EU hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2010 die Beschäftigungsrate bei Männern auf 70, bei Frauen auf 60 Prozent zu erhöhen. Könnte die Schwarzarbeit wirkungsvoll bekämpft werden, wäre also ein enormes Potenzial an Arbeitsplätzen vorhanden, um dieses Ziel zu erreichen. Was durch mehr Steuereinnahmen wesentlich dazu beitragen würde, die sozialer Sicherheit in Europa dauerhaft finanzieren zu können. Daher haben sich nun die Europäische Kammer für Handwerker und Klein- und Mittelbetriebe (UEAPME), die Vereinigung der Europäischen Wirtschaftskammern (Eurochambers) und die Europäische Handelskammer (Eurocommerce) zusammengetan, um gegen die Schwarzarbeit zu kämpfen. "Die Schattenwirtschaft wächst schneller als die offizielle Wirtschaft. Bis zu 16 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden bereits schwarz erwirtschaftet", schätzt der Präsident von UEAPME, Paul Reckinger, am Europäischen Forum Alpbach. Der Luxemburger vertritt mit UEAPME elf Millionen Klein- und Mittelbetriebe mit mehr als 50 Millionen Beschäftigten in ganz Europa.

Diejenigen zu kriminalisieren, die unangemeldet arbeiten oder solche Arbeitnehmer beschäftigten, bedeutet für Reckinger aber nur, "an den Symptomen zu flicken" (Reckinger). Dabei sei es längst an der Zeit, endlich auch die Ursachen zu bekämpfen. "Arbeitsintensive Betriebe werden mit zu hohen Lohnnebenkosten belastet, die Produktion mit zu hoher Mehrwertsteuer." Beide Kosten müssten deutlich gesenkt werden, fordert Reckinger, selbst Geschäftsführer einer Firma für Heizungsbau und Klimatechnik. Die geringeren Lohnsteuer-Einnahmen würden durch die Steigerung der Produktivität kompensiert. Und bei der Mehrwertsteuer habe Frankreich gezeigt, wie es geht: Durch die Absenkung der Steuer im Baugewerbe auf drei Prozent konnten jährlich 100.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, "weil Schwarzarbeit einfach nicht mehr interessant ist". Reckinger ist sich jedoch bewusst, dass die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer eine wichtige Geldquelle für die öffentliche Hand sind, die Verhandlungen würden daher hart werden. "Aber wir werden im Herbst die Gespräche beginnen."

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