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Digital In Arbeit

Schutz der Natur per Computer

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Mit den EDV-Systemen VOGIS und VUMIS können in Vorarlberg räum- und umweltbezogene Informationen auf Knopfdruck abgerufen werden.

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Mit den EDV-Systemen VOGIS und VUMIS können in Vorarlberg räum- und umweltbezogene Informationen auf Knopfdruck abgerufen werden.

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Raum- und Verträglichkeitsprüfungen werden in Vorarlberg schon seit Jahren als taugliches Instrument eingesetzt, wenn es um die Beurteilung der Planung von Großpro-jekten mit massiven Eingriffen in die Natur geht. Diese strengere Prüfung von Plänen hat schon zu vielen Abstrichen bei Bauvorhaben in der freien Landschaft und „im Grünen" geführt und oft auch „stille Begräbnisse" von Straßenprojekten bis hin zu Golfplätzen bewirkt.

In den UmWeltorganisationen des Landes wird derzeit ein Rohkonzept eines Klimaschutzprogrammes diskutiert, in dem es vor allem um Maßnahmen zur Bekämpfung des Treibhauseffektes geht. Man weiß, daß ein kleines Land wie Vorarlberg nur*beschränkte Einflußmöglichkeiten hat. Von politischer Seite wurde deshalb auch vor Illusionen gewarnt, was den Treibhauseffekt angeht. Aber, so Umwelt-Landesrat Erich Schwärzler, „wir sind es unseren Kindern schuldig, unseren Beitrag zu leisten". Erstellt wurde der Roh-entwurf für Vorarlbergs Beitrag zum Klimaschutz vom Umweltinstitut in Kooperation mit Experten des Energiesparvereines und der Wirtschafts-abteilung.

Dabei geht es vor allem um einen sorgsamen Umgang mit der Energie im weitesten Sinn. Denn Maßnahmen zum Klimaschutz sind praktisch gleichbedeutend mit ^^nergiesparen, so die Auffassung. Man sucht deshalb nach Wegen, die Einsparpotentiale an Kohlendioxid auszuschöpfen, dem wichtigsten Treibhausgas. Diese liegen vor allem in der Wärmedämmung von Gebäuden, der Verbesserung der Heizanlagen und zur Warmwasserauf

bereitung, der Netzeinspeisung aus Kraft-Wärme-Kopplungen und der besseren Nutzung von Biomasse, lauten Aussagen aus dem Konzept. Ein wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzprogrammes des Landes Vorarlberg ist ein Mcißnahmenpa-ket, das einerseits den sparsamen Umgang mit Energie fördern soll, andererseits den Einsatz erneuerbarer und „klimafreundlicher" Energieträger forciert. Ebenfalls eine wichtige Schiene ist eine verstärkte Informations- und Beratungstätigkeit.

Die Vorarlberger haben ein hohes Umweltbewußtsein, es schlägt sich aber noch zuwenig im konkreten Handeln nieder. Die Informationspolitik in Sachen Umwelt hat sich deshalb zur Aufgabe gestellt, diese Kluft zwischen Wissen und Tun zu verkleinern. Über den eigens dafür eingerichteten Umweltinformationsdienst beim ümweltinstitut werden mit Hilfe eines „Umweltinfos" Behörden, Schulen, Gemeinden und Umweltengagierte mit aktuellen Informationen aus der Landesverwaltung und über erfolgreiche Initiativen und Projekte versorgt. Das Umweltinstitut beschreitet damit neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit.

Mit dem Beschluß eines eigenen Status für das Umweltinstitut hat die Vorarlberger Landesregierung Aufgaben, Kompetenzen und Organisation dieser naturwissenschaftlich-technischen Fachdienststelle formell festgelegt. Mit der neuen Konzeption soll der zukünftige Weg und die offizielle Stellung des Umweltinstituts als neutrale und objektive Einrichtung zur Kontrolle und Beobachtung der klassischen Umweltbereiche Luft, Boden und Oberflächengewässer gesichert werden. Ein-flußmöghchkeiten jeglicher \Art \sollen schließlich vermieden werden. Denn beim Umweltinstitut soll konkret vorsorgender Umweltschutz betrieben werden. Problemorientiert und medienübergreifend sollen fachliche Entscheidungsgrundlagen, Konzepte, Planungen, Forschungsprojekte und Prüfungen von Umweltbelastungen für die Landesregierung und damit die politischen Entscheidungsträger erarbeitet werden.

UMWELT HAT VORRANG

Die ständig wachsende Flut von Informationen und immer komplexere Sachverhalte stellen Verantwortliche und Experten vor Probleme, wenn es darum geht, zwischen zahlreichen Spannungsfeldern umweltverträgliche Entscheidungen und Kompromisse zu finden. Die Öffentlichkeit fordert möghchst schnelle und gute Lösungen. Die Vorarlberger Landes-Verwaltung erhält deshalb ein modernes und leistungsfähiges „Werkzeug". VOGIS und VUMIS heißen die Zauberworte, mit denen auf Knopfdruck räum- und umweltrelevante Informationen in einem EDV-Netzwerk zueinander in Verbindung gesetzt werden können.

Kernpunkt von VOGIS (Vorarl-berger Geographisches Informationssystem) ist die geographische Verarbeitung ortsbezogener Raum-und Umweltdaten beispielsweise für Erdgas-, Strom- und Erdölleitungen sowie für Flächenwidmungspläne,

hadstoffbelastungen ur Vorarlberg wird im Jahr 1995 das erste Bundesland sein, das über eine digitalisierte Katastralmappe

flächendeckend verfügen kann. Damit ergibt sich dann erstmals die Möglichkeit, die gesamte Raumplanung - insijesondere die Flächen-Widmung ~- EDV-unterstützt abzuwickeln. Die Gesamtkonzeption sieht vor, daß das ganze Projekt in drei Stufen bis 1998 realisiert wird. Dieser Schritt ins „nächste Jahrtausend" wurde in Vorarlberg gesetzt, weil der ständig knapper werdende Siedlungsraum, die steigende Be-siedlungsdichte und komplexe Umweltprobleme die Raumplanung und die mit Umweltthemen befaßten Abteilungen vor immer größere Aufgaben stellt. Das GIS zeichnet sich besonders dadurch aus, daß umfangreiche ortsbezogene Daten schnell, effizient und unkompliziert verarbeitet und verwaltet werden können.

Die Anforderungen an die effiziente Verwaltung von Umweltdaten wachsen ständig. Als integrierter Bestandteil von VOGIS wird beim Umweltinstitut das Vorarlberger Umwelt-Informationssystem (VUMIS) aufgebaut. Damit können jetzt Umwelt- und Raumdaten miteinander verknüpft werden. Emissions- und Immissionskataster lassen sich darstellen und die Ausbreitung von Umweltschadstoffen, Modellrechnungen und Zukunftsszenarien können visualisiert und genauer analysiert werden. Dazu kommt der große Vorteil, daß sich alle diese Informationen ohne großen Aufwand immer auf dem aktuellsten Stand halten lassen, während bisher mühsam gezeichnete Grafiken bei ihrer Herstellung schon wieder überholt waren. Mit VUMIS wird schließlich die notwendige Infrastruktur erstellt, damit auch die Bürger schnell und einfach an Umweltinformationen herankommen.

Als erstes mitteleuropäisches Naturmuseum ist die „Vorarlberger Naturschau" in Dornbirn mit einem Informationssystem, dem GIS des Landes, vernetzt. Damit können naturtechnische und archäologische Informationen für jedermann leicht verständlich auf einer Bildschirmkarte anschaulich gemacht werden. Mehr als 200.000 Daten und Fundstücke mit Ortsbezug werden verwaltet. Jährlich werden' weitere 10.000 Objekte dazugekauft. Anfragen über eventuelle Funde seltener Tier- und Pflanzenarten, Fossilien oder Mineralien auf einem bestimmten Grundstück - fächerübergreifende Informationen waren gar nicht möglich - konnten bisher erst nach Wochen beantwortet werden. Jetzt können diese Informationen per Knopfdruck geliefert werden.

SCHUTZ DES BODENS

Immer mehr Menschen drängen sich in Vorarlberg auf dem begrenzten Siedlungsraum. Der Vergleich von älteren und neueren Flugaufnahmen zeigt deutlich, wie sich das Land innerhalb weniger Jahrzehnte verändert hat. Raumplanung und Grundverkehr, Agrarpolitik, Natur-und Landschaftsschutz - mit diesen Instrumenten begegnete man den negativen Entwicklungen.

Inzwischen aber ist Bodenschutz ein derart weiter und vernetzter Aufgabenbereich, daß alle Maßnahmen in einem Gesamtkonzept aufeinander abgestimmt werden müssen. Deshalb hat man in Vorarlberg die Erarbeitung eines eigenen Boden-Schutzkonzeptes veranlaßt. Dabei ist man sich natürlich bevmßt, daß Bodenschutz mit Konzepten und Gesetzen allein nicht „machbar" ist. Letztlich kommt es entscheidend auf den einzelnen und seine Mitverantwortung an und wo er für sich selbst die Konsequenzen zieht.

Da das Konzept für sich allein Fehlentwicklungen nicht stoppen kann, gibt es Impulse zum Handeln. Bodenschutz wird in Vorarlberg auf jeden Fall als Herausforderung an alle gesehen. Denn Vorarlberg kann sich einen leichtsinnig unbekümmerten Umgang mit seinem Grund und Boden nicht leisten.

Der Autor ist Mitarbeiter des Landespressestelle in Vorarlberg.

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