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„Steiermark stand im Regen“

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Das Jahr 1965 wird als das Jahr des „Großen Regens“ in Erinnerung bleiben. In der meteorologischen Beobachtungsstation Gleisdorf wurden in den Monaten März bis September 814 Millimeter Niederschläge gemessen, das sind um 44 Prozent mehr als der langjährige Durchschnitt von 593 Millimeter.

Wiederholte Überschwemmungen der Talniederungen durch das Hochwasser der Flüsse und Bäche sowie durch austretende Grundwasser waren die unmittelbare Folge. Nach amtlichen Erhebungen wurden davon insgesamt 22.558 Hektar landwirtschaftlicher Kulturflächen betroffen. Schwerste Schäden haben Erdrutsche auf rund 900 Hektar verursacht. Diese Flächen können nur durch sehr kostspielige Kultivierungsmaßnahmen wieder einer Nutzung zugeführt werden.

Außer diesen direkten Ernteverlusten hatte die regenreiche und sonnenscheinarme Vegetationsperiode bei vielen Kulturen empfindliche Ertragseinbußen zur Folge. So lagen die durchschnittlichen Hektarertäge bei Kartoffeln um 20, bei Zuckerrüben um 15 und bei Körnermais um 30 Prozent unter denen des Jahres 1964.

Das Wachstum auf den natürlichen Grünlandflächen und im Ackerfutterbau war an sich durch die stanken Niederschläge begünstigt. Die Heuernte war aber sehr schwierig und arbeitsaufwendig, so daß vielen Landwirten empfindliche Verluste, vor allem an Qualität des Futters, entstanden, weil das Heu vielfach sogar auf Reutern verdarb.

Die Getreideernte war wohl unterdurchschnittlich, von einer Mißernte kann aber nicht gesprochen werden.

Der Äpfelertrag lag mit 40.720 Tonnen beträchtlich unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 63.000 Tonnen. Der althergebrachte bäuerliche Extensivobstbau hat in diesem Regenjahr, das manche Schädlinge, vor allem den Schorfpilz, besonders begün-

sein, daß die Fläche der subventionierten In- tensivobstanlagen im Berichtsjahr wieder um 315 Hektar vermehrt werden konnte.

Auch die Weinernte fiel nach der Erhebung durch die Finanzlandesdirektion mit 83.250 Hektoliter um 37.600 Hektoliter oder rund 30 Prozent niedriger aus als im Jahre ausgesprochenen Mißernte. So brachten die herkömmlichen Sorten bei Industriegurken nur 35 Prozent eines Normalertrages.

Die Futterversorgung aus eigener Ernte für die Rinderhaltung, deren Erträge für die steirische Landwirtschaft ausschlaggebend sind, kann im allgemeinen mengenmäßig als ausreichend bezeichnet werden. Im Nährstoffgehalt und der Bekömmlichkeit lassen aber sowohl Heu als auch Grummet und Silage sehr Viel zu wünschen übrig. Um Hochleistungen zu erzielen, müssen daher im Winter 1965/66

stigte, völlig versagt. Die relativ noch wenigen in Ertrag stehenden Intensivobstanlagen hingegen, wo gegen Schorf bis zu zwanzigmtal gespritzt wurde, ergaben mengen- und qualitätsmäßig eine überdurchschnittliche Ernte. Auf den Märkten entstand daher eine Verknappung mit Wirtschaftsware, die Obstverwertungsbetriebe konnten sich nur durch Importe aus Italien mit Industrieobst versorgen. Für die Zukunft wird es entscheidend

1964. Die Zuckergrade konnten nur als schwach bis mittelmäßig bezeichnet werden, der Säuregehalt war durchwegs hoch. Trotzdem ist die Qualität der Weine nach kellertechnisch guter Schulung zufriedenstellend.

Besonders stark hat sich die ungünstige Witterung im Jahre 1965 auf den Feldgemüse- und Freilandgartenbau ausgewirkt. Hier kam es bei empfindlicheren Kulturen zu einer mehr Eiweißfuttermittel zugekauft werden. Ein beobachteter Rückgang der Befruchtungserfolge bei den Kühen gegen Jahresende wird auf die unzureichende Futterqualität zurückgeführt.

Die Milchleistungsergebnisse für das Kontrolljahr 1964/65, das am 30. September 1965 endete, sind nur zum Teil vom Fütterjahr 1965 beeinflußt. Nach dem Abschluß des Lan-

deskontrollverbandes Steiermark ergab sich ein Landesdurchschnitt von 48.374 ganzjährig verrechenbaren Kühen von 3501 Kilogramm Milch, 4,05 Prozent Fett und 142 Kilogramm Fett. Das bedeutet gegenüber 1964 eine Mehrleistung um 72 Kilogramm Milch und drei Kilogramm Fett. Rund die Hälfte der kontrollierten Kühe steht in Betrieben von Um- stellungsgebieten. Sie haben mit 3247 Kilogramm Milch und 132 Kilogramm Fett einen Durchschnitt erbracht, der um rund 400 Kilogramm Milch über dem Landesdurchschnitt aller, der kontrollierten und nicht kontrollierten, Kühe liegt.

Von den 18.860 Herdebuchkühen haben 17.813 einen Vollabschluß erhalten und eine Durchschnittsleistung von 4266 Kilogramm Milch, 4,05 Prozent Fett und 173 Kilogramm Fett erreicht.

Im Einzugsgebiet der Molkerei Steinach wurde erstmalig auch der Eiweißgehalt der Milch untersucht. Es ergab sich eine verhältnismäßig enge Relation zwischen Fett- und Eiweißgehalt, das heißt, daß in der Regel Kühe mit einem höheren Fettgehalt auch einen höheren Eiweißgehallt aufweisen. Im Durchschnitt von 9841 Kühen wurde nach der sogenannten Amido-Schwarz-Methode ein mittlerer Eiweißgehalt von 3,36 Prozent festgestellt.

Die Entwicklung der Viehexporte zeigt folgende Übersicht:

Die steirische Forstwirtschaft stand im Jahre 1964 vor der schwierigen Aufgabe, das Katastrophenholz aus den Wind- und Schneebruchschäden vom Herbst 1964 aufzuarbeiten. Diese Schadholzmengen lagen weit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre und erreichten sogar das Vierfache des Schadholzanfalles im Jahre 1964.

Vom gesamten Holzeingang Im Jahre 1965 In der Höhe von 2,813.000 Festmeter entfielen 1,079.000 Festmeter oder 38 Prozent auf das Katastrophenholz. Trotzdem war der Holzeinschlag nur um 257.000 Festmeter oder 10 Prozent höher als 1964. Die Statistik ergibt, daß im Privatwald bis zu 50 Hektar (Bauernwald) keine wesentlichen Mehrnutzungen, die über den angemessenen Hiebsatz hinausgehen, mehr erfolgen.

Eine Folge der zwangsweisen Nutzung von Schadholz ist der höhere Anteil von Schwach holz am Gesamteinschlag. Es sind insbesondere die Sortimente Schleifholz und Grubenholz stärker vertreten.

In Anbetracht des großen Anfalles an Katastrophenholz kann festgestellt werden, daß der normale Holzeinschlag stark gedrosselt wurde. Auch der zunehmende Mangel an Arbeitskräften trägt dazu bei.

In der Steiermark wurden im Jahr 1965 insgesamt 620 Kilometer Forstwege gebaut, davon 461 Kilometer als ganzjährig befahrbare Wege. Das Wegenetz hat sich dadurch um rund 0,7 Laufmeter je Hektar Ertragsfläche verdichtet.

Die Waldfläche in der Steiermark nimmt durch die Aufforstung landwirtschaftlicher Grenzertragsböden weiterhin zu. Von der Landwirtschaft werden jährlich über 2000 Hektar solcher Extensivflächen nicht mehr genutzt. Davon sind im vergangenen Jahr 1950 Hektar aufgeforstet worden. An Waldrodungen für landwirtschaftliche Siedlungszwecke wurden 100 Hektar gemeldet und bewilligt.

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