Stierblut für den Frieden

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"Wenn jemand etwas verändern kann, dann sind es die Frauen", sagt Selina Korir aus Kenia. Sie leitet ein Netzwerk von Frauengruppen aus Kirchen und nichtstaatlichen Organisationen im Norden Kenias. In der Region gab es immer schon Konflikte zwischen den unterschiedlichen Hirtenvölkern um Vieh, Weideland und Wasser. Der Umgang mit Konflikten war bisher durch traditionelle Rituale geregelt. Wenn Kämpfe beendet werden sollten, genügte es, an der Grenze zwischen den verfeindeten Nomadenvölkern einen Speer zu vergraben. Seit durch die jahrelangen Bürgerkriege im benachbarten Uganda oder Sudan die Gegend mit billigen Schusswaffen überschwemmt wird, eskaliert die Gewalt mit schrecklichen Folgen.

Die Kirchen und ngo's begannen damit, Friedenskomitees aus Frauen und Jugendlichen, religiösen Führern und Ältesten zu gründen. Wichtig für die Deeskalation war, dass die einzelnen Gewalttäter den staatlichen Behörden übergeben werden und nicht länger die ganze Sippe in einen Kreislauf der Blutrache hineingezogen wird. Pfarrer lernten die traditionellen Zeremonien der Sühnung, in denen das Blut von Opferstieren eine große Rolle spielt und arbeiten so für eine Kultur der Versöhnung als Basis für gewaltfreie Konfliktlösung. Die Kirchen fördern den Kauf der Stiere und unterstützen zugleich die Friedenskomitees mit Entwicklungsprojekten. Um für den Wandel in der Welt hilfreich zu sein brauchen die Kirchen offenkundig Mut zu neuen Wegen und zur eigenen Veränderung.

Die ökumenische Bewegung sammelt solche Erfahrungen des Wandels aus aller Welt. Damit werden die Kirchen vorbereitet auf die im kommenden Februar stattfindende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Porto Alegre. Sie steht unter dem Thema: "In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt."

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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