Sturzflug in ökonomische Turbulenzen

Werbung
Werbung
Werbung

Die Faszination der Luftfahrt liegt in der Technik des Fliegens, keineswegs in ihrer wirtschaftlichen Stärke. Denn die fehlt ihr bitter, wie die vier Tage des Flugverbotes über Europa zeigten. Eine betriebswirtschaftliche Erkenntnis sollte sich bewahrheiten: Das teuerste Flugzeug ist jenes, welches nicht fliegt.

Es beginnt bei den Flughäfen: Alleine diese haben in den vergangenen Tagen zumindest 200 Millionen Euro verloren, sagte ein Sprecher derer Organisationen ACI. Der Verband der europäischen Fluggesellschaften AEA beklagte tägliche Verluste seiner Mitglieder von bis zu 100 Millionen Euro. Der internationale Luftfahrtverband IATA errechnete Tagesausfälle von insgesamt 185 Millionen Euro. Der enorme Mangel an täglichen Einnahmen löst Probleme in der Liquidität aus, und das in der ohnehin offensichtlich unterfinanzierten Luftfahrt, die ständiger Steuerausnahmen für Treibstoff oder der Zuschüsse für Zusammenschlüsse bedarf.

Europas schwache Luftfahrt

Die Probleme sind für Europas Luftfahrt besonders brisant. Die wie einst die Eisenbahn strikt national ausgerichteten Fluglinien sind zu klein, der Anbietermarkt ist fragmentiert. Von den 150 Airlines in Europa könnten einige bereits in den nächsten Wochen pleite sein, befürchtet die AEA. Zusammenschlüsse wie erst jetzt jener von British Airways mit Spaniens Iberia sind die teure Folge. Doch die Erlöse fehlen: Die Ticketpreise liegen 18 Prozent unter dem Niveau von 2008. Die Wirtschaftskrise dämpft den Flugverkehr, der sich im Februar weltweit mit einem Plus von 9,5 Prozent gegenüber 2009 zu erholen beginnt. Allerdings liegt das Plus in Europa nur halb so hoch, in Asien und im Mittleren Osten hingegen mehr als doppelt so hoch. Kein Wunder also, dass von den heuer erwarteten Gesamtverlusten von 2,8 Milliarden Euro rund 2,2 Milliarden auf die Luftfahrt Europas entfallen.

Da erscheint es verständlich, dass IATA-Chef Giovanni Bisignani die Sperre des Luftraumes wegen der Aschewolke kritisierte, dass die Luftfahrt Hilfe von den Staaten und der Europäischen Kommission erwartet. Doch die Unternehmen müssten sich zuerst selbst helfen, erklärt in Berlin Wirtschaftsminister Brüderle. In Österreich wollte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner Hilfe zumindest nicht gleich ausschließen. Noch hat kein Unternehmen und keine Regierung Anträge auf Hilfe gestellt. Dies wird jedoch in einiger Zeit erfolgen. Den nationalen Regierungen ist es möglich, staatliche Beihilfen zu bezahlen. Diese müssen aber hinsichtlich des Reglements und der Summe von den Wettbewerbshütern in Brüssel zuvor genehmigt werden. Die Kommission bereitet sich vor.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung