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Die Bauern sollen weniger anbauen und trotzdem Geld verdienen. Früher hat die EU durch Preisstützungen nur Überschüsse gefördert. Nun will die EU eine „extensivere” Landwirtschaft fördern. Alle Förderungen werden an die Anbaufläche gebunden. Tierförderungen erhalten nur noch Bauern, die auch über Futterfläche verfügen. Pro Hektar Futterfläche werden 2,5 Großvieheinheiten (GVE) gefördert, ab 1996 nur noch 2 GVE. Eine GVE entspricht einem Rind, ein Schwein zählt als 0,6 GVE und ein Huhn als 0,004 GVE.

Wer beispielsweise Schweine in großen Hallen mästet, aber keine Ackerfläche hat, geht also leer aus. Raut der Landwirt Futtergetreide oder Silomais an, so muß er sich entscheiden, ob er diese Fläche als Getreidefläche deklariert oder ob er sie ganz oder einen Teil davon als Hauptfutterfläche deklariert, dafür keine Flächenprämie kassiert, aber dafür pro Hektar 2,5 förderbare GVE erhält und entsprechend dieser Quote Tierprämien kassiert.

Für eine erwachsene Kuh gibt es eine Prämie von 1.986 Schilling, für einen Stier 1.490 Schilling und für ein Mutterschaf 363 Schilling. Pro Hektar Getreide gibt es 3.925 Schilling, für Eiweißpflanzen 5.670 Schilling, für Ölsaaten (zum Beispiel Raps) 6.208 Schilling, für Öllein 7.588 Schilling. Am meisten werden Flachsfasern und Hanf gefördert, nämlich jeweils mit knapp über 10.000 Schilling je Hektar. Der flauer erhält allerdings nur ein Viertel dieser Prämie, drei Viertel bekommt der Abnehmer.

Als Hemmschuh für Überproduktionen sieht die EU-Agrarmarktord-nung vor, daß nur der Bauer Flächenprämien bekommt, der auch 13 Prozent seiner Ackerfläche „stilllegt”. Für brache Äcker gibt es eine Prämie von etwa 4.971 Schilling pro Hektar, also mehr als für Getreide.

Wer nur für bis zu 17,45 Hektar Flächenprämien beantragt, zählt als „Kleinerzeuger” und muß keinen Acker „stillegen” und bekommt dafür nur eine einheitliche Prämie von 3.925 Schilling je Hektar.

Zusätzliche Förderungen kann es für ökologische Leistungen geben. Darunter versteht die EU, daß auf ertragsteigernde Maßnahmen wie leicht lösbare chemisch erzeugte Kunstdünger, auf Halmverstäker und Wachstumsregulatoren bei Getreide, auf chemische Unkrautvernichter und Mittel gegen Pilze verzichtet wird. Langjährige Flächenstillegungen werden ebenfalls gefördert.

Zum Herumtricksen gibt es reichlich Gelegenheit. Eine Wiener Firma hat ein kleines Programm geschrieben, mit dem der Bauer die verschiedenen Fördervarianten ausrechnen kann. Reich wird der Rauer durch die Prämien allerdings nicht. Bei einem durchschnittlichen Hektarertrag bei Getreide von rund 5.000 Kilogramm je Hektar, wird das Kilo Getreide mit weniger als einem Schilling gefördert. Freilich verringern sich die Förderprämien aliquot, wenn für mehr Flächen angesucht wird, als von der EU für Österreich zugestanden wurde.

Drohen die Preise auf oder gar unter das Weltmarktniveau zu sinken, so kauft die EU Waren zum Interventionspreis, der je nach Qualität und Marktlage etwas über dem Weltpreis liegt, auf, lagert sie ein und versteigert sie an Exporteure, sobald die Preise wieder anziehen.

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