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Teilzeitarbeitsplätze schaffen!

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Der geplante Wiedereinstieg nach dem Karenzurlaub wird für viele Frauen zum unfreiwilligen Ausstieg. ÖVP-Frauenchefin Rosemarie Bauer und FPO- Frauensprecherin Edith Haller plädieren daher für T eilzeitarbeitsplätze.

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Der geplante Wiedereinstieg nach dem Karenzurlaub wird für viele Frauen zum unfreiwilligen Ausstieg. ÖVP-Frauenchefin Rosemarie Bauer und FPO- Frauensprecherin Edith Haller plädieren daher für T eilzeitarbeitsplätze.

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Dem von Frauenministerin Johanna Dohnal in die politische Diskussion eingebrachten Vorschlag, die „Behaltefrist“ von Karenzurlauberinnen von derzeit vier auf zwanzig Wochen auszudehnen, kann ÖVP-Frauenchefin Rosemarie Bauer wenig abgewinnen.

Dies sei „ein reiner Wahlgag der Frau Dohnal, denn ob ein paar Wochen mehr oder weniger, spielt hier keine Rolle mehr“, betont Bauer im FURCHE-Gespräch. Dohnal selbst sieht dies naturgemäß anders (siehe Seite 1). Bauer hegt hingegen „gewisse Vorurteile: Denn entweder entlassen viele Betriebe die Frauen ohnehin nach dem Karenzulaub oder sie sprechen versteckte Kündigungen aus, indem sie den Frauen einen schlechteren Arbeitsplatz anbieten, an einem anderen Ort etwa oder in einem anderen Bereich.“ Die ÖVP- Frauenchefin vermißt eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema: „In Wahrheit sollte es um soziale Rechte für die Frauen gehen, denn wenn die Frau als Berufstätige soziale Rechte besessen hat, so wird sie nach dem Karenzurlaub beinahe

zum Sozialfall“. Es werde für Frauen immer schwerer, nach dem Karenzurlaub wieder eine Arbeit zu finden. Und dies sei „letztlich zynisch von der Gesellschaft“, klagt Bauer, „wenn die Frau ein Kind bekommt, den Karenzurlaub in Anspruch nimmt und dann nicht mehr in den Beruf zurückkehren kann“. Natürlich gebe es finanzielle Unterstützungen, damit die Betriebe den Wiedereinstieg von Karenzurlauberinnen ermöglichen oder erleichtern. So seien 1993 8,5 Millionen von der Arbeitsmarktverwaltung an die Betriebe gezahlt worden. Davon wurden in rund 1300 Fällen 44 bis 66 Prozent der Löhne und Gehälter subventioniert. Der Idee des ÖVP-Sozialspre- chers Gottfried Feurstein, Frauen sollten nach dem Karenzurlaub einen Rechtsanspruch auf eine einjährige Beihilfe von monatlich 8700 Schilling zur Aus- und Weiterbildung erhalten und dabei sozialversichert sein, kann Bauer „sehr viel abgewinnen“. Es gebe generell zwei Probleme beim Wiedereinstieg: Zum einen die manchmal verlorengegangene Qualifikation, gerade im EDV-Bereich, zum anderen die Angst, früher oder später ohnehin gekündigt zu werden. Daher blieben viele Frauen nach dem Karenzurlaub lieber gleich zu Hause.

„Teilzeitarbeit“ und „flexible Arbeitszeit“ seien daher „unabdingbare Themen der Zukunft“ für die ÖVP. „Unsere Politik muß Rahmenbedingungen schaffen, damit Familie und Beruf vereinbar sind“, betont Bauer. Die Teilzeitarbeit sollte „jedoch nicht die ganze Lebenszeit betreffen, da sich ansonsten Einkommensverluste ergeben, die sich bis zur Pension fortsetzen“. Der Anspruch auf Teilzeitarbeit sollte für beide Elternteile eines Kindes gelten. „Es genügen oft schon fünf Jahre, wo die Frau oder der Mann von vornherein vielleicht die Teilzeitarbeit’anstrebt, etwa in der Familienphase“, unterstreicht Bauer. Eine familienfreundliche Politik sollte es einem Elternteil auch finanziell ermöglichen, beim Kind zu bleiben. „Nicht von ungefähr gibt es ja diese intensive Nutzung des zweiten Karenzjahres“.

Für die Frauen selbst sei „eine Berufsausbildung die beste Investition, weil die Ehe heute keine Lebensversicherung mehr ist“. Wenn „eine Ehe scheitert, dann stehen manche Frauen vor dem finanziellen Ruin, da sie dann oft keinen Job und damit auch keine Sozial- und Krankenversicherung haben“, warnt Bauer. Ein mit dem Frauenministerium vereinigtes Familienministerium unter der Führung von Frauenministerin Johanna Dohnal kann sich die ÖVP- Frauenchefin „nicht vorstellen“: „Ich möchte Dohnal nicht das Familienministerium und die Familienprioritäten an

vertrauen“. Denn die SPÖ-Frauen seien einfach „nicht bereit, die Frauen auch als Mütter zu sehen“.

Die „Reglementierung im Sozialbereich sowie die starren Arbeitszeitregelungen, im Handel etwa“, sind für FPÖ-Frauensprecherin Edith Haller Ursache der Probleme von Familie und Beruf. Eine Verlängerung der Behaltefrist sei nur ein „Lockmittel, womit den Frauen aber nichts Gutes getan“ werde.

FLEXIBLERE ARBEITSZEITEN

Die FPÖ-Frauensprecherin, selbst Unternehmerin, fordert im FURCHE- Gespräch „flexiblere Arbeitszeiten“, weil „die Frauen nach dem Karenzurlaub einerseits oft Teilzeit anstreben, andererseits ihre Arbeitszeit selber einteilen wollen.“ Das zweite Karenzurlaubsjahr müsse unter zweierlei Aspekten betrachtet werden. „Familienpolitisch ist es eine sinnvolle Einrichtung, sozialpolitisch dagegen gibt es zuwenig Anreize für den Wiedereinstieg von Frauen.

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