Theater um Kirchenaufbruch

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Wenn im September Papst Benedikt Österreich besucht, wird man ihm viel Schönes und Gutes von Land und Leuten erzählen, auch vom Kirchenleben. Ist ja auch wahr. Gottes Schönheit und Güte blühen in allen Winkeln einer schmutzigen Welt. Aber dem Gast nur eine heile Kirchenwelt vorzuspielen, käme einer Verfälschung der Wirklichkeit gleich. Der globale geistige Klimawandel dörrt auch kirchliche Strukturen und Lebensformen aus. Wo bleiben die auf Erneuerung und Reform bedachten Gruppierungen? Haben sie aufgegeben?

Ganz sicher nicht. Im Moment wird ihr eifriges Weitermachen kaum wahrgenommen, weil sich die Kirchenchefitäten dem Diskurs entziehen und die Medien vergeblich nach Konflikten spähen. Aber der Heilige Geist schläft nicht. Neuerdings sucht er verstärkt von Laientheaterbühnen aus den Dialog. Allein in Oberösterreich etwa greifen sowohl die Rainbacher Evangelienspiele wie auch die Mettmacher Passion das Thema Glaubensbotschaft heute, Erneuerung von Verkündigung, Neubelebung von Kirche auf.

Passionsspiele gestern: Das waren Massenszenen mit häufig blutleeren Texten und hart am Kitsch vorbeischrammender Dramaturgie. Heute werden von modernen Autoren (Friedrich Ch. Zauner in Rainbach, Otmar Wenzl in Mettmach) zweifelnde Fragen den Darstellern in den Mund gelegt: Waren "die Juden" am Tod Jesu schuld? War bei Maria von Magdala auch irdische Liebe im Spiel? Muss Zölibat immer sein? Was machte die Jünger munter?

Solche Spiele zeigen die Bereitschaft im Volk, sich mit neuen Deutungen zu befassen, in die kirchliche Verkündigung mehr Schwung zu bringen und nicht mit dem Abwürgen vermeintlicher "Strukturdebatten" die Botschaft selbst zu beschädigen. Auch von Evangeliendarstellern gilt: Sie sind Kirche!

Der Autor ist freier Publizist.

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