7117312-1996_20_16.jpg
Digital In Arbeit

Uberlistete Natur

Werbung
Werbung
Werbung

Was braucht der Mensch täglich zum Essen? Wieviel und was davon soll „bio", also biologische Nahrung sein? Ein Gespräch mit Ingrid Kiefer, Ernährungswissenschaftlerin und Gesundheitspsychologin am Institut für Sozialmedizin der Universität Wien.

diefurche: Welche Nahrungsmittel benötigt der Mensch pro Tag, um sich richtig zu ernähren und gesund zu bleiben?

INGRID KIEFER: Wir sollten täglich abwechslungsreiche Mischkost zu uns nehmen. Ernährung sollte niemals einseitig sein - das heißt wir sollten täglich frisches Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte, Getreide und Getreideprodukte auf dem Speisezettel haben. Bei Kindern ist „biologisch gewonnenes" Fleisch wichtig in der Ernährung.

Gleiches gilt natürlich auch für Milch und Milchprodukte, sowie für Eier, die allesamt aus biologischer Tierhaltung stammen sollten. Es ist schon klar, daß das alles auch eine ökonomische Frage ist, denn viele Nahrungsmittel werden nur deshalb gekauft und gegessen, weil sie eben billiger sind als andere. Wichtig ist es

auch zu schauen, woher unsere Produkte kommen, wo sie angebaut oder gepflanzt wurden. Das heiß, Getreide sollte beispielsweise weitab von stark befahrenen Straßen angebaut worden sein.

dieFurche: Kann man sich in der Großstadt überhaupt gänzlich mit „biologischen" Produkten ernähren? KlEFER: Natürlich kann sich nicht jeder reki biologisch ernähren, außer er hat vor der Haustüre einen Garten, in dem er alles selbst anbaut. Wenn man in der Großstadt lebt, ist man häufig auf Lebensmittel angewiesen, die nicht aus biologischem Anbau stammen. Mir ist es aber lieber, jemand ißt einen nicht „biologischen" Apfel als daß er überhaupt keinen ißt. Das gleiche gilt für Gemüse. Hier ist Tiefkühlgemüse die beste Alternative zum Frischgemüse. Durch die sofortige Verarbeitung bleiben Vitamine und Spurenelemente erhalten. Gemüse sollte in unserem Ernährungsplan von der Beilage zur Hauptspeise aufrücken. Es sind auch

sämtliche Vollkorngetreideprodukte wegen ihrer Ballaststoffe enorm wichtig, egal ob sie aus „biologischem" Anbau stammen oder nicht. Um auf das Gemüse zurückzukommen: Das sogenannte „biologische" stammt heute hauptsächlich aus Deutschland. Der österreichische Markt kann auch hier unseren Bedarf bei weitem nicht abdecken.

Biologisch heißt für Ernährungswissenschaftler aber auch: Gemüse und Obst der jeweiligen Saison essen! Es ist dann am günstigsten und enthält das meiste an Vitaminen und Mineralstoffen.

Leider sehen aber die Obstregale unserer Supermärkte das ganze Jahr hindurch gleich aus. So wissen viele Kinder überhaupt nicht mehr, wann welche Obst- und Gemüsesorten „Saison" haben. Wenn man das ganze Jahr über Weintrauben, Salat und Orangen bekommt, wird das Bewußtsein für Ökologie, und damit verbunden auch für Ökonomie, nicht sehr stark ausgebildet sein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung