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Günther Humer, Leiter der lokalen Agenda 21 bei der OÖ. Akademie für Umwelt und Natur.

Die Furche: Der Oberösterreichische Umweltkongress steht heuer unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich". Ist dem wirklich so?

Günther Humer: Ja. Bei der oberösterreichischen Akademie für Umwelt und Natur sind wir der Meinung, dass die Veränderungen in kleinen Einheiten beginnen müssen. Es braucht keine Verordnungen von oben, sondern neue Denkprozesse über die sozialen Beziehungen von Menschen und deren Neuorientierung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Oberösterreich sieht sich in so einem Prozess nicht als Hauptakteur, sondern als Vermittler zwischen oben und unten.

Die Furche: Wer ist dann oben, wenn anzunehmen ist, dass der einzelne Mensch unten ist?

Humer: Oben sind politische Ebenen, die in der globalen Gemeinschaft einen Platz haben. Das sind unter anderem die Bundesregierung und vor allem die EU, die das europäische Modell auch in die globale Gemeinschaft einbringen soll.

Die Furche: Und worauf soll diese Einflussnahme hinauslaufen?

Humer: Das Ziel muss sein, dass es globale Spielregeln für eine nachhaltige Entwicklung gibt. Es müssen dies Standards sein, die in den Staaten als Grundwerte anerkannt sind und die in Kombination mit dem freien Markt global durchgesetzt werden.

Die Furche: Das klingt nach einem neuen "Mit der Wirtschaft" und weniger nach "Gegen die Wirtschaft".

Humer: Soziale und ökologische Rahmenbedingungen müssen über den freien Markt durchgesetzt werden, um Fehlentwicklungen - die es ohne Zweifel gibt - hintanhalten zu können. Dass es hierfür nur globale Regelungen geben kann, zeigt das Beispiel der Voest in Linz. Der Konzern klagt darüber, dass er in Österreich Umweltstandards erfüllen muss, die Mitbewerber im globalen Kontext einfach negieren können. Es braucht hier Regeln, die verhindern, dass Standorte mit guten Umweltstandards gegenüber jenen mit schlechten vom Weltmarkt benachteiligt werden.

Die Furche: Was passiert konkret in Oberösterreich neben dem jährlichen Umweltkongress, um diese andere Welt entstehen zu lassen?

Humer: Im Bereich der lokalen Agenda 21 geht es uns darum, dass Veränderungen zwar von oben gewollt sein müssen, aber wie eingangs erwähnt in der kleinsten Einheit beginnen müssen. Das heißt, dass auch jede Gemeinde, jede Institution und auch jeder Bürger selbst einen Dialog starten soll, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Das nimmt den Bürgern auch die Angst vor der Zukunft, wenn sie sich selbst in Projekten mit Themen wie der Globalisierung auseinander setzen. Hierfür gibt es eine Leitstelle, Förderprogramme und ein Netzwerk, in dem bereits 90 Gemeinden vertreten sind. Wir verknüpfen auch den Global Marshall Plan mit der lokalen Agenda. Es geht darum, was jeder Einzelne in seinem Umfeld tun kann.

Die Furche: Es gibt aber auch internationale Projekte …

Humer: … die wir gemeinsam mit so genannten Twin-Villages durchführen. Es geht dabei nicht nur darum, sich gegenseitig zu besuchen, sondern um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen.

Das Gespräch führte Thomas Meickl

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