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Umweltgerechte Produkte

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Nachhaltiges Wirtschaften beginnt bei der Produktentwicklung. „Ecodesign” ist ein Ansatz, Produkte von Anfang an umweltfreundlich zu konzipieren.

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Nachhaltiges Wirtschaften beginnt bei der Produktentwicklung. „Ecodesign” ist ein Ansatz, Produkte von Anfang an umweltfreundlich zu konzipieren.

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Der Regriff Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft und bezeichnet dort das Konzept, dem Wald nicht mehr zu entnehmen als tatsächlich nachwächst. Mittlerweile sehen sich zunehmend mehr gesellschaftliche Institutionen, politische Parteien, aber auch Universitäten mit der Frage konfrontiert, wie denn sie mit „Nachhaltigkeit” umgehen, was denn ihr Reitrag zu, wie es im Rrundtland Report heißt, „sustainable development” ist.

Diese Frage stellt sich natürlich gerade auch, wenn es darum geht, neue Produkte zu entwickeln. Namhafte Experten für das Konzept von „su-stainability” haben vorgerechnet, daß die notwendige Reduktion des Umwelt- und Ressourcenverbrauches bei einem Faktor zehn bis 20 (!) liegt (vergleiche dazu E. U. v. Weizsäcker, F. Schmidt-Bleek, W. Rees... u. a.). Dies bedeutet nichts anderes, als daß wir, wenn wir das Konzept der Nachhaltigkeit umsetzen wollen, mit einem Zehntel der heute verbrauchten Ressourcen auskommen müssen. Dies umzusetzen, stellt nicht zuletzt in der Produktentwicklung eine gewaltige I lerausforde-rung dar. Es geht also darum, mit innovativen Strategien neue Wege im Umgang mit Technik (Effizienzstrategien) und neue Wege im Umgang mit unseren Bedürfnissen (Suffizienzstrategien) zu linden, um mit Kreativität und Verantwortung zukunftsfähige Perspektiven zu entwickeln.

An der Technischen 'Universität

Wien wird am Institut für Allgemeine Maschinenlehre, Abteilung Konstruktionslehre, seit einigen Jahren der Frage nachgegangen, wie eine Umsetzung der Nachhaltigkeitsstra-tegien für die Produktentwicklung aussehen kann. Zur Zeit wird in verschiedenen Forschungsprojekten versucht, durch den Einsatz spezieller, die Produktentwicklung unterstützende Methoden, diesen Prozeß zu instrumentalisieren. Unter dem mittlerweile modernen Schlagwort „Ecodesign” werden anwendungsfreundliche Strategien entwickelt, die geeignet sind, den Umwelt- und Ressourcenverbrauch in der Produktentwicklung zu verringern.

Dazu ist es notwendig, den Begriff des Produktes neu zu definieren und zu überdenken. Als übergeordnetes Ziel kann das Erreichen eines maximalen Nutzens (beim Konsumenten, besser beim Nutzer) bei minimalem Bessourcenverbrauch (in der Herstellung, besser in der Zurverfügungstellung) formuliert werden.

Paradigmenwechsel

Es geht also darum, den Paradigmenwechsel von einem linearen V%er-brauchsprinzip hin zu einem zirkulären Nutzungsprinzip zu vollziehen. Dies erfordert nicht nur ein Aufgeben gewohnter Denkschemata, sondern stellt vor allem eine spannende Herausforderung dar, speziell dann, wenn man darangeht, entsprechende Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Als notwendige Teilschritte können folgende angesehen werden:

■ Ubergang vom Nachsorge- zum Vorsorgeprinzip,

■ Einsatz erneuerbarer Bessourcen,

■ ökologische und funktionale Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten,

■ Optimierung der Nutzung, nicht der Erzeugung von Produkten.

In der Produktentwicklung können diese Leitprinzipien auf verschiedenen Ebenen umgesetzt werden. Unmittelbare Verbesserungen am Produkt sind möglich durch:

■ Konzeption für Kreislauffähigkeit,

■ Langlebigkeit der Produkte,

■ Reduktion von Material- und Ener-gieeinsatz.

■ Yeitergehende Verbesserung erreicht man bei der Einbeziehung des Nutzers in die Produktentwicklung durch:

■ Eingehen auf Redürfnis des Nutzers,

■ neue Produkte für neue Nutzungsformen.

Diese grob formulierten Denkansätze stellen in ihrer konkreten Umsetzung interessante Aufgaben dar. Immer mehr Firmen erkennen erfreulicherweise, daß dies mit einem direkten ökonomischen Vorteil verbunden ist. Die Aussage eines Produktionsbetriebs: „Abfall ist ein Indikator für betriebliche Ineffizienz”, zeigt diesen Zusammenhang deutlich.

Daß es aber nach wie vor eine Kluft gibt zwischen den Erkenntnissen der Wissenschaft auf dem Gebiet von umweltgerechter Produktgestaltung („Ecodesign”) und dem was in vielen Retrieben davon umgesetzt wird, soll an dieser Stelle nicht übersehen, sondern vielmehr darauf reagiert werden. Aus dieser Diskrepanz heraus wurde vom Institut für Allgemeine Maschinenlehre und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr eine Initiative gesetzt, um diesem Manko beizukommen.

Die Fragen zu Umweltschütz und dem, was Unternehmen dazu beitragen können, haben sich deutlich verlagert. Standen vor wenigen, Jahren noch die in Milligramm gemessenen Emissionen einzelner Schadstoffe im

Vordergrund, so werden heute mit dem Konzept von „Ecodesign” diese Fragen viel umfassender angegangen. Dies hat sicherlich zu einer erheblichen Verkomplizierung der Aufgabenstellungen beigetragen, die mitunter nur mehr in interdisziplinären Teams gelöst werden können.

Dies sollte aber als das erkannt werden, was es ist: nämlich ein wenn nicht überhaupt der - Weg zu neuen innovativen Lösungen. An ihm sollten nicht nur einige wenige Gefallen finden. Vielmehr bietet er vielen, vor allem den zukünftigen Generationen, die Chance, uneingeschränkt die Möglichkeit zu haben, ihre eigenen Bedürfnisse auf ihre eigene Art und Weise zu befriedigen, um annähernd mit den Worten des Brundtland Reports abzuschließen.

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